Tracks der Woche #37/17 Frankie Rose, Impala Ray, The Man Who, The National, Superfood
Mystisch wie ein Einhorn, munter wie ein Fisch im Wasser, ein unerschrockener Frischling, alte Hasen in Höchstform und ausdauernd wie Kamele – diese Tracks der Woche sind packender als jede Tier-Doku.
Frankie Rose – Dyson Sphere
Kühle Synthies erfüllen den Raum, ein Hauch von Gesang durchdringt die blau gefärbten Nebelschwaden und die Bassline vermittelt 80er-Jahre-Flair. "Dyson Sphere" als stimmungsvoll zu beschreiben, wäre untertrieben. Der neue Track von Songwriterin Frankie Rose schwebt zwischen Dreampop und Post-Punk. Was dabei rauskommt ist ein gut dreiminütiger Strudel, der einen immer tiefer in die sphärische Welt der Sängerin hineinzieht. "Dyson Sphere" ist ihrem vierten Solo-Album "Cage Tropcial" entnommen. Vor 14 Jahren hat Frankie Rose ihre erste Band Crystal Stilts mitgegründet, in den nächsten Jahren folgten noch drei weitere Formationen. Als mittlerweile etablierte Solo-Künstlerin schafft es die New Yorkerin die verschiedenen Einflüsse ihrer vergangenen Bandprojekte zu einem Sound zu vereinen, der sich stets weiterentwickelt, aber nie einem Trend hinterherläuft.
Impala Ray – Wild
“From the Valley to the Sea" heißt das aktuelle Album von Impala Ray, der Band um den Münchner Rainer Gärtner. Der Titel ist nicht nur einen Hinweis auf die Wurzeln der Band – das letzte Album hieß "Old Mill Valley" –, sondern auch ein Indiz, wie es weitergehen soll: Auf dem Album dreht sich alles um die Sehnsucht nach dem Meer. Da macht es nur Sinn, dass die Single "Wild" auch gleich mit Meeresrauschen beginnt. Was danach kommt, ist typisch Impala Ray: folkige Gitarren, schönes Storytelling und ein euphorischer Refrain. Der bayerische Einfluss, der mit Tuba und Hackbrett auf der Single "Stay" noch sehr deutlich war, ist auf "Wild" nicht mehr ganz so präsent. Dafür klingt der Track internationaler denn je und transportiert amerikanischen Westcoast-Charme. Der Heimat bleiben sie aber natürlich trotzdem treu: Ab Ende September spielt die Band wieder einige Konzerte in bayerischen Städten.
The Man Who – This High
“The Man Who" ist nicht nur der Titel des zweite Studio-Albums der schottischen Band Travis, sondern auch der Name eines brandneuen Duos aus Kanada. Der Legende nach haben sich die zwei schnieken Cousins, die tausende Kilometer voneinander entfernt aufgewachsen sind, irgendwann entschieden gemeinsam nach Toronto zu ziehen, um dort Musik zu machen. Und zwar mit allem, was sie auftreiben konnten: egal ob Akustikgitarre, verzerrter Bass oder analoge Drum Machine. Einen kleinen Vorgeschmack, was dabei herauskommen kann, gab es bereits auf Spotify. Also, wie klingen "The Man Who"? Die ersten neun Sekunden der Single "This High" sorgen mit Noise-Charakter schon mal für Aufmerksamkeit und zeigen die experimentelle Seite des Duos. Aber der erste Eindruck trügt, denn kurz darauf mausert sich "This High" zu einem geschmeidigen Alternative-Rock-Track mit ausdrucksstarker Männerstimme und einprägsamen Refrain.
The National – Day I Die
Spätestens nach ihrem letzten Album "Trouble Will Find Me" dürfte klar sein, dass die Wahl-New-Yorker eine Indie-Institution sind und den Titel "Meister der Melancholie“ gepachtet haben. Die Bariton-Stimme von Sänger Matt Berninger schleicht sich sachte von hinten an und packt dann da zu, wo es ein bisschen wehtut. Und dabei fehlt ihren Songs dank der kryptischen Texte jede Spur von Kitsch. Bei so vielen Vorschusslorbeeren ist aber auch klar, dass neues Material besonders aufmerksam beäugt wird. Die aktuelle Single "Day I Die" muss die Einzelkritik allerdings nicht scheuen, denn sie liefert mit den angenehm schrillen Gitarrenparts und dem pulsierenden Schlagzeug bereits vor der ersten Textzeile ab. Und als extra Zuckerl gibt es noch ein verspultes Video. The National sind außerdem eine Band, die sich wunderbar Binge-hören lässt: Am besten gleich das ganze, brandneue Album "Sleep Well Beast" reinziehen.
Superfood – Where’s The Bass Amp
Ihr 2014 erschienenes Debütalbum "Don’t Say That" hat Superfood den Ruf eingebracht, dass die gekommen sind, um dem Brit-Pop neues Leben einzuhauchen. Jung, spritzig und aus Birmingham – was sollte da schon schiefgehen? Diese rosig vorhergesagte Zukunft wurde allerdings durch finanzielle Schwierigkeiten und Stress mit dem Label torpediert. Die Band ist von vier auf zwei Mitglieder geschrumpft und hat als Duo schon das Licht am Ende des Tunnels vermutet. In letzter Sekunde kam die Rettung und so geschah das kleine Wunder: Das neue Album "Bambino", auf dem die neue Single "Where’s The Bass Amp" zu finden ist. Darauf vollziehen Superfood einen eindrucksvollen Stilwechsel. Die Stimme von Sänger Dom Ganderton erinnert immer noch an Oasis & Co., aber der Sound geht einen neuen Weg: Dub-Elemente im Intro, ein paar frische Samples eingebaut und die Gitarre schrammelt nur noch dezent im Hintergrund.
Sendung: Freundeskreis, 11. September 2017 - ab 10 Uhr