Tracks der Woche #48/17 Starcrawler, LCAW feat. WhoMadeWho, The Wombats, CyHi The Prynce, Tame Impala
Die Tracks der Woche haben alles, was man für den Erfolg braucht: den Look, die richtigen Partner, das Hit-Rezept, unerschütterlichen Glauben und immer noch ein Ass im Ärmel.
Starcrawler – I Love LA
Was den Style angeht, präsentiert sich die Frontfrau der Band Starcrawler schon mal ziemlich selbstbewusst: der rausgewachsene Ansatz, der wahnsinnige Blick, der goldene Anzug – wie eine junge, weibliche Version von Iggy Pop stolziert Arrow de Wilde durch das Video zu "I Love LA". Wie wichtig Attitüde und der richtige Look im Rock-Geschäft sind, hat die mittlerweile 18-Jährige als Tochter der Fotografin Autumn de Wilde schon von klein auf mitbekommen. Umso erfreulicher ist es da, dass sie zusammen mit ihren Bandkollegen auch soundtechnisch einiges draufhat: nämlich dreckigen Garage-Rock mit ordentlichem Gitarrengeschrammel. Was sich da auf "I Love LA" entlädt ist pure, unverbrauchte Energie. Das selbstbetitelte Debüt-Album wurde übrigens von niemand geringerem als Alternative-Country-Posterboy Ryan Adams (nicht Bryan Adams!) produziert und kommt im Januar raus.
LCAW feat.WhoMadeWho – Desires
Bei diesem Feature vom Münchner Produzenten LCAW und der dänischen Band WhoMadeWho wäre die angebrachtere Frage wohl: Who made what? Denn das Steckenpferd von LCAW ist es eigentlich, Indie-Songs kunstvoll zu remixen und ihnen einen elektronischen Touch zu verpassen. Die Skandinavier wiederum sind da ganz ähnlich gestrickt: Ihre Karriere haben sie mit Coverversionen von Electro-House-Klassikern wie "Satisfaction" und "Flat Beat" von Mr. Oizo begonnen. Diese Liebe zum Aufpolieren bestehender Tracks ist aber nicht das einzige, was die beiden Parteien verbindet: LCAW ist privat schlicht und ergreifend langjähriger Fan von WhoMadeWho. Aber harmoniert diese Combo letztendlich auch? Definitiv sogar. Der softe Beat von LCAW verleiht "Desires" seine Leichtigkeit, aber erst die Stimme von WhoMadeWho-Sänger Jeppe Kjellberg gibt dem Ganzen seine Originalität.
The Wombats – Lemon to a Knife Fight
Unzählige Male haben wir schon unter Anleitung der Liverpooler Band The Wombats zu Joy Division getanzt und uns vorgestellt, wie es wäre, ins schlaflose New York zu ziehen. Das Alternative-Trio ist seit gut zehn Jahren nicht wegzudenken aus der Indie-Szene – und bringt dabei erstaunlich stabile Leistungen. Die aktuelleren Sachen wie "Greek Tragedy" haben den gleichen Schneid wie die Knaller aus den späten 00er-Jahren. Irgendwie haben The Wombats die Rezeptur für einen genialen Indie-Track geknackt und schaffen es trotzdem immer, ihren Songs auch ihre persönliche Note einzubrennen. Neues Beweisstück dieser These: die Single "Lemon to a Knife Fight“ mit ihrem ansteckenden Fußtapp-Beat, ein bisschen Drama, ein bisschen Witz, fetten Gitarren und einem Refrain, der sofort haften bleibt. Und die Erfolgsstory geht weiter: Für Anfang des neuen Jahres steht das neue Album und eine Tour mit den Pixies und Weezer an.
CyHi The Prynce feat. Estelle – Murda
2010 kam CyHi The Prynce beim Label von Kanye West unter und machte sich mit seinem "Black History" Mixtape schnell einen Namen im Game. Konsequenterweise ist die Gästeliste von "No Dope On Sundays" jetzt auch hochkarätig besetzt: Kanye himself, Schoolboy Q, 2 Chainz, Pusha T, Travis Scott und Estelle geben sich darauf unter anderem die Ehre. Mit der Unterstützung von Letzterer hat CyHi The Prynce den Track "Murda" aufgenommen, auf dem er Reggae mit HipHop fusioniert und sein Talent für Storytelling unter Beweis stellt. Das berühmte Sample von Damian Marleys "Welcome to Jamrock" tut da sein Übriges. Die beiden wichtigsten Themen des Rappers mit der eiskalten Stimme: Geschichten aus der Hood und wie sein Glaube durch den täglichen Struggle auf die Probe gestellt wird.
Tame Impala – List of People (To Try and Forget)
Mit dem Übergang von Vinyl-LP zu CD wurde auch die oft kultisch verehrte B-Seite, auf der sich einige wenige Zusatztracks befanden, ausgerottet. In manchen Fällen wurde sie mehr schlecht als recht durch Bonustracks ersetzt. Aber: dank der australischen Band Tame Impala durfte die B-Seite – der Underdog aller Underdogs – jetzt ein kleines Comeback feiern. Drei Jahre nach der Veröffentlichung ihres gefeierten Albums "Currents" haben die Psychedelic-Freunde jetzt die EP "Currents B-Sides & Remixes" rausgehauen, auf der sich fünf solcher Perlen befinden. Den Anfang macht "List of People (To Try And Forget About)", ein Track, der dem Ruf der B-Seite als experimenteller Spielplatz mit seinem stotternden Schlagzeug und den flächigen Synthies durchaus gerecht wird.
Sendung: Freundeskreis vom 27.11.2017 ab 10 Uhr