Ruhmeshalle Creedence Clearwater Revival - Cosmo's Factory
Die Figur des Dude in "The Big Lebowski" und Kurt Cobain haben eines gemein: Sie waren Fans von Creedence Clearwater Revival. Denn die injizierten Ende der 60er-Jahre dem Rock'n'Roll dringend nötiges Adrenalin.
Die Dame neben uns kriegt sich nicht mehr ein: "Was für eine vulgäre Stimme!", sagt sie mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Es ist das Jahr 2000. Meine Familie und ich sind im Frankfurter Waldstadion auf einem Konzert. Aber wir sind nicht wegen der Headlinerin Tina Turner hier. Uns interessiert die Vorgruppe.
Das Vorprogramm bestreitet John Fogerty, ehemaliger Sänger der legendären Rock'n'Roll-Band Creedence Clearwater Revival, kurz CCR. Wie legendär die wirklich sind, verstehe ich damals noch nicht. Aber das Konzert ist großartig: Gitarren, die vor Verzerrung jaulen, ein sumpfiger Bluesrock-Groove und eine verdammt rohe Stimme.
Südstaaten-Sumpf-Rock anstatt kalifornischer Psychedelia
Jeder dürfte mindestens einen CCR-Song kennen. Das von Ike & Tina Turner gecoverte "Proud Mary" zum Beispiel. Oder den Anti-Vietnamkriegs-Song "Fortunate Son" vom "Forrest Gump"-Soundtrack.
Zugegeben: Keiner dieser ganz großen Hits ist auf dem Album "Cosmo's Factory" drauf. Aber es ist die kompletteste der sieben LPs, die CCR in ihren fünf Bandjahren aufnehmen. John Fogerty, sein großer Bruder Tom und zwei Schulfreunde spielen Ende der 60er in El Cerrito, Kalifornien, ihre ersten Konzerte. Die dortigen Hipster hören damals hauptsächlich den von LSD befeuerten Psychedelic-Rock von Bands wie den Grateful Dead.
Vinyl gewordenes Lehrbuch für Amerikanische Musikgeschichte
John Fogerty aber fühlt sich eher zum Rock'n'Roll von Little Richard und dem Country-Sound der Südstaaten hingezogen. Auf "Cosmo's Factory" kombinieren CCR diese Einflüsse mit dem Wehmut des Blues zu einem durch und durch amerikanischen Sound. Fogerty erlebt zu der Zeit seinen kreativen Zenit, und die Band ist nach ausgiebigen Tourneen perfekt eingespielt. Das Ergebnis ist ein Vinyl gewordenes Lehrbuch in amerikanischer Musikgeschichte.
Die Band bricht zwei Jahre später unter bitteren Streitereien auseinander, aber ihr Einfluss lebt in jeder Feierabendkapelle Nordamerikas weiter: Cliff Burton, Metallicas erster Bassist, ist ein großer Fan. Die Coen-Brüder lassen in ihrem Film "The Big Lebowski" den Dude wiederholt darüber jammern, dass seine Creedence-Tapes mitsamt dem Auto gestohlen worden sind. Und bevor er Nirvana gründet, spielt sogar Kurt Cobain in einer CCR-Coverband. Auch den Flanellhemd-Look schaut er sich bei John Fogerty ab. Tina Turner war damals übrigens auf ihrer Abschiedstournee. John Fogerty, mittlerweile 68, habe ich 2010 noch mal live gesehen. Und ich musste grinsend feststellen: Was für zeitlose Songs, und vor allem: Was für eine vulgäre Stimme!
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Walter Herbold, Mittwoch, 12.März 2014, 13:30 Uhr
1. CCR
Stimme Matthias Scherer voll zu. War zur 2000er Tour in Hannover. Habe J.F. danach noch etliche Male live gesehen. CCR als zwölfjähriger in 1969 kennengelernt (Bravo, Radio Luxemburg etc.). Seither infiziert und in Karo-Hemden unterwegs.
J.F. hat für dieses Jahr einige Europa-Konzerte angekündigt (u. a. Burg Clam, Österreich). Deutschland bisher leider noch nicht dabei.
Finde es cool, dass ihr zum Zeitpunkt des Hoeneß-Prozess CCR zum Star der Woche kürt - obwohl ich nebenher auch noch FCB-Sympathisant bin.
Creedence - the worlds greatest Rock'n Roll Band ever.
Grüße aus Nordhessen. DJ W.H.Z.