Ruhmeshalle Gang of Four - Entertainment!
Franz Ferdinand, Radio 4, LCD Soundsystem - sie würden ganz anders klingen ohne ein Album, das schon 1979 erschienen ist: "Entertainment!" von Gang Of Four. Das ist die Blaupause für Post-Punk.
Anfang der Nuller-Jahre in der Indiedisco: Franz Ferdinand, LCD Soundsystem und Radio 4 geben den Takt an. Aber dann taucht mittendrin ein Song auf, der perfekt reinpasst und doch ganz anders ist. Dieser Song heißt "Damaged Goods" und stammt von Gang of Four. Ich hatte damals keine Ahnung, dass dieses Stück schon über zwanzig Jahre auf dem Buckel hatte. Es ist ein Song, der klarmacht, wo Franz Ferdinand oder Radio 4 einen Teil ihrer Ideen herhaben.
Für mich ist "Damaged Goods" die perfekte Verbindung von komplexer, aber eingängiger Songstruktur. Er steht stellvertretend für alle Songs auf dem Album "Entertainment!" – und das ist ein einziger musikalischer Tritt in den Magen. Jon King singt "We are all damaged goods" und will damit nicht weniger als das Prinzip Sex im Spätkapitalismus demontieren.
Ein musikalischer Tritt in den Magen
Gang of Four sind eben viel mehr als "your average Post-Punk-Band". Ende der 70er-Jahre sind sie eine der ersten Bands in Europa, die sich den jamaikanischen Dubreggae von Künstlern wie Lee 'Scratch' Perry und King Tubby aneignen. Mit diesem Ansatz verschiebt sich auch die Hierarchie der Aufnahmetechnik: Das Schlagzeug wird leiser, der Bass präsenter, Gitarre und Gesang werden ganz nach vorne gespielt. Mit dem ganz großen Erfolg wurde es damals trotzdem nichts. Na gut, Geld hat sie einfach nicht interessiert. Schon kurz nach der Veröffentlichung von "Entertainment!" im Jahr 1979 weigern sie sich, eine umstrittene Textpassage in der Single "At Home He's A Tourist" zu ändern. Ihr Auftritt bei Top Of The Pops wird daraufhin abgesagt und recht bald stehen sie ohne Plattenfirma da.
Für The Rapture den Funk, für Interpol den Bass
Kein Wunder also, dass Gang of Four ihre erste Goldene Schallplatte für "Entertainment!" erst 2009 bekommen haben. 100.000 Platten in 30 Jahren - nicht übel. Viel mehr ist aber ihr Einfluss auf die Popkultur wert. The Rapture klauten sich die vertrackten Funkrythmen, Interpol bedienten sich bei den Bassmelodien und The Futureheads ließen sich von den splittrigen Gitarrensounds mehr als nur inspirieren.
Und einer der größten Red-Hot-Chili-Peppers-Hits, "Can't Stop", soll ganze Teile von Songs auf "Entertainment!" enthalten.
Dieses Album hat Spuren hinterlassen - und zwar nicht nur in deiner Indiedisco.