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Ruhmeshalle Joy Division - Unknown Pleasures

Runtergestrippt auf einen bleiernen Beat, ein simples Riff und eine Hi-Hat, die geradezu paranoide Wirkung erzielt: "She's Lost Control" ist der heimliche Höhepunkt von "Unknown Pleasures".

Stand: 04.01.2008 | Archiv

Joy Division | Bild: Warner

Der im Frühjahr 2007 verstorbene Journalist und Clubaktivist Tony Wilson hatte Ende der 70er eine Reihe von Bands um sich gescharrt, die alle aus dem Großraum Manchester stammten und bei Factory Records ihre ersten Singles veröffentlichten: Bands wie A Certain Ratio und The Durutti Column sind mittlerweile nahezu vergessen, Joy Division dagegen sind es nicht.

Als "Unknown Pleasures" 1979 veröffentlicht wird, ist Rockmusik zu einer pompösen, aber relativ hohlen Geste verkommen. Ikonen des Stadionrocks wie AC/DC und Kiss dominieren das musikalische Vermächtnis der Jahre, die auf das kurze Aufflackern von Punk folgten. Spätestens mit dem Album "London Calling" von The Clash wird Punk Mainstream, die Sex Pistols hatten sich sicherheitshalber schon ein Jahr zuvor aufgelöst.

Lust und Leid im Namen vereint

Joy Division - Unknown Pleasures (Cover)

Kein Wunder also, dass das Genre Postpunk ausgerechnet bei einem Sex-Pistols-Konzert gegründet wurde: 1976 beschließen der spätere Bassist Peter Hook und der Gitarrist Bernard Sumner per Annonce eine Band zu gründen. Sänger Ian Curtis und Drummer Stephen Morris steigen später ein. Man einigt sich zunächst auf den Namen Warsaw, dann auf den Namen Joy Division, angeblich ein Name für eine Prostituierten-Riege der Deutschen Wehrmacht. Der damals schon von schwerer Epilepsie gezeichnete Ian Curtis setzte mit seinem Songwriting und seiner eindringlichen Stimme ein neues Zeichen, wie brillant verstörende Musik sein kann. Erst nach seinem Selbstmord im Mai 1980 wird die unvergessene Single "Love Will Tear Us Apart" erneut veröffentlicht. Bei den Aufnahmen zum zweiten Album war das Jahrhundertstück als zu poppig durchgefallen. So zieht "Unknown Pleasures" als große Unvollendete in unsere Ruhmeshalle ein. Aber Bands wie Interpol und die Editors wären ohne Joy Division nicht denkbar. Und aus den Resten von Joy Division entstanden New Order.


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