Ruhmeshalle Devo - Q: Are we not Men? A: We are Devo!
New Wave, Elektropunk, dadaistische Plastikkostüme, die heute Lady Gaga gut stehen: All das haben ein paar Querköpfe aus Ohio erfunden. Das ist die Band der Zukunft, hat David Bowie einst über Devo gesagt. Er hatte Recht.
"Wir sind keine Menschen, wir sind Devo": Sechs Jahre nach ihrer Gründung veröffentlichten Devo 1978 endlich ihr erstes Album "Q: Are we not Men? A: We are Devo!" Diese Synthiepassagen, diese Schrammelgitarren klangen damals noch unerhört. Nie war klar: Handelt es sich nun um Performance-Kunst oder einfach nur um Pop? Doch Devo verstanden sich vor allem als politische Band. Gegründet haben sie sich in einem liberalen College, während der Vietnamkrieg seinen grausamen Höhepunkt erreichte. Die Abrechnung mit der amerikanischen Kriegs- und Konsumkultur zeigt sich schon am Bandnamen. Devo steht für De-Evolution. Die Menschheit, sagen die vier Proto-Punks, entwickle sich nicht vorwärts, sondern zurück. Die katastrophale Botschaft: Wir werden immer dümmer.
Choose one: Bowie, Pop, Fripp oder Eno?
Für die Produktion ihres Debüts konnten sich Sänger Mark Mothersbaugh und Kollegen unter den besten des Fachs wählen: Angeblich hatten sich sowohl David Bowie, Iggy Pop, Robert Fripp als auch Brian Eno um diesen Job beworben. Eno übernahm schließlich den Hauptpart, Bowie half an den Wochenenden aus. Einfach war die Zusammenarbeit nicht: Sie seien ziemlich resistent gegenüber Enos Ideen gewesen, haben die Mitglieder von Devo später gestanden. Vielleicht gerade deswegen schufen sie trotzdem einen Meilenstein: "Q: Are we not Men? A: We are Devo!" ist eines der ersten Popalben überhaupt, das dem Synthesizer eine zentrale Rolle neben der Gitarre einräumte.
2010 veröffentlichten Devo das erste Studioalbum seit beinahe 20 Jahren. Folgt man der Band-Mythologie, scheint es nur konsequent, dass sich Devo kaum weiterentwickelt haben. Noch immer kopieren sie für ihre Songs die Sprache der Werbung: Platt, sloganhaft und doch auf perfide Weise eingängig sollen die Texte sein. "Es ist alles dasselbe, es gibt nichts Neues", heißt es in der Single "What we do". Und tatsächlich - Devo klingen beinahe wie auf ihrem Debüt. Die Platte wandelt zwischen Selbstreferenzialität und der Kritik an einer Gesellschaft, die still steht. Auch früher schon schreckte man dafür vor politisch unkorrekten Mitteln nicht zurück.
Die Altmeister, die Überväter des New Wave
Devo spielte New Wave und Elektro-Punk, lange bevor diese Genres überhaupt einen Namen trugen. Jahrzehnte vor den Pet Shop Boys und Lady Gaga kleideten sich Devo in dadaistische Plastik-Kostüme. Devo definierten sich nicht als Musiker, sondern als Gesamtkunstwerk. Heute nennt man die Bandmitglieder wahlweise Legenden, Helden, Altmeister oder Überväter des New Wave. Jeder ernstzunehmende Chronist räumt Devo und ihren Alben einen prominenten Platz in der Popgeschichte ein. In den Charts war ihnen der eher selten vergönnt.