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Ruhmeshalle Iggy & The Stooges - Raw Power

Primitiv, aggressiv, destruktiv - so klingt das letzte Stooges-Album von 1973. "Raw Power" eben. Zwar floppte es und ließ die Band zerschellen. Im Krater, den die Stooges hinterließen, wuchs aber bald darauf neues Unkraut.

Von: Jutta Buck

Stand: 03.05.2013 | Archiv

Iggy & The Stooges | Bild: Mick Rock

"Lust For Life" und "The Passenger": Das waren Anfang der Neunziger beliebte Gassenhauer in oberschwäbischen Kneipen und Dorfdissen. Iggy Pop war also ein früh vertrauter Name. Dass der Typ aber eine noch viel derbere musikalische Vergangenheit hatte, das hab ich erst beim Stolpern über das Stooges-Album "Raw Power" so richtig gecheckt.

Jeder Vers eine Punchline

Dieses Album war eine Erleuchtung und wirklich rohe Gewalt. Primitiv. Aggressiv. Destruktiv. Für einen pubertierenden Teenager wie mich damals also schlicht wunderschön! "Search & Destroy", "Penetration" oder "Your Pretty Face Is Goin To Hell" - das Tracklisting von "Raw Power" liest sich wie das Tagebuch eines Jugendlichen kurz vorm hormonellen Störfall. Auch die Texte sind herrlich explizit und politisch unkorrekt. Egal ob Schlagzeilen zum Vietnamkrieg, William S. Burroughs-Zitate oder fiese Abrechnungen mit Ex-Geliebten - jeder Vers eine Punchline.

Die Stooges segeln hart am Wind: Sex, Drugs und Rock'n'Roll - und sie machen keinen Hehl daraus, dass der Kahn alsbald untergehen wird. Aber wenn schon absaufen, dann richtig. Also vernichten sich Iggy und seine Gesellen (bei "Raw Power" wieder James Williams und die Brüder Ron und Scott Asheton) auf dem Album kurzerhand selbst. Diese enorme Lust an der Selbstzerstörung und der harte Sound machen "Raw Power" zu einem der Wegbereiter des Punk.

David Bowie macht Iggy zur Popikone

Iggy & The Stooges - Raw Power (Cover)

Dass "Raw Power" überhaupt so entstehen konnte, ist einzig David Bowie zu verdanken. Der Glamrock-Pfau ist einer der wenigen, der das wahre künstlerische Potential der Stooges schon damals erkennt und sie für die Aufnahmen extra nach London holt. Das Management ist entsetzt, was es zu hören bekommt. Um das Material irgendwie zu retten, wird kurzerhand Bowie selbst als Produzent eingesetzt. Ein kommerzieller Erfolg wird das Album trotzdem nicht. Aber die Stooges haben mit "Raw Power" tiefe Spuren in der Musikgeschichte hinterlassen: Von den Sex Pistols bis Guns n' Roses haben unzählige Bands die Stooges gecovert und sich auf ihre Musik bezogen. Henry Rollins trägt den Titel des Openers "Search & Destroy" sogar als Tattoo auf seinen Schultern. Kurt Cobain wählte in seinen Journals "Raw Power" auf Platz 1 seiner Lieblingsalben aller Zeiten.

Die Stooges sind kurz nach Raw Power endgültig tot, Iggy Pop am Boden – aber mit Hilfe seines Kumpels Bowie veröffentlicht er nur drei Jahre später die Alben "The Idiot" und "Lust For Life" mit denen er selbst zur Popikone wird und zu einem der unkaputtbarsten Helden des Rock'n'Roll.


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