Ruhmeshalle The Strokes - Is This It
Falsett-Gesang und Synthesizer: So melden sich The Strokes 2013 zurück. Alle Welt wartet gespannt auf das Album. Wir sind aber sehr gelassen, schließlich haben The Strokes ihre Kunstfertigkeit schon mehr als einmal bewiesen.
Im Sommer 2001 ist es unmöglich, The Strokes zu ignorieren. Von den Covern fast aller Musikmagazine zeigen sie ihr strubbeliges New York-Grinsen, ihre engen Sakkos, die Lederjacken, die Locken, sie sind plötzlich überall. Nach nur zwei Singles will die Zeitschrift New Musical Express in den Strokes die wichtigste Rockband des Jahrhunderts entdeckt haben? Schon klar. Der Hype um die blassen Buben übertönt fast das Interesse an ihrem Sound. Doch dann erscheint dieses Album. "Is This It". Ein analoger Retro-Rock-Wahnsinn, dessen Sound so hitverdächtig schick und dünn ist, wie die Lederkrawatten von Sänger Julian Casablancas.
Kinder aus reichem Haus
Diese unfassbar coolen, sympathisch luschigen Songs sind für die Rockmusik ein absoluter Glücksmoment. Gerade war Rock noch in den tätowierten Händen von Männlichkeitsposern wie Limp Bizkit, es dominierten Bands mit kurzen Hosen und peinlichem Gehopse auf der Bühne. Dagegen wirken die Strokes herrlich dekadent und stilsicher, wenn sie von Apartments, Trenchcoats und der satten Sinnlosigkeit des Großstadt-Daseins singen.
The Strokes – Is This It (Cover)
Und dann die Geschichte dazu: Das sind ja Kinder aus reichem Haus! Der Vater des Sängers betreibt eine erfolgreiche Model-Agentur, den Gitarristen lernt er in einem Nobelinternat in Genf kennen, mit Albert Hammond jr. ist der Spross einer berühmten Songwriter-Familie dabei. Ist das der neue Rock'n'Roll? Absolut. Denn in dieser Hochglanz-Welt ist Rockmusik endlich wieder Traum von Glamour, Drogen und Sex. Dazu passend: Die Musik, die klingt, als würden Velvet Underground und der Beatpoet William Borroughs nach einer Koksparty dem Sonnenaufgang entgegenschlurfen.
9/11 und die Strokes
Selten war das Image einer Band so eng mit ihrer Herkunft verbunden: The Strokes sind New York. Der Stadtteil Williamsburg gilt spätestens seit den Strokes als Keimzelle des aktuellen Indierock.
Doch zwei Wochen nach dem Erscheinen von "Is This It" ändert sich die Welt radikal – am 11. September 2001. Die Strokes müssen einen ihrer besten Songs von der amerikanischen Version ihres Albums herunternehmen: "New York City Cops", ein ironischer Blick auf den Intellekt der Polizei in ihrer Heimatstadt.
Das passt nicht zum Heldenmythos, der nach den Anschlägen auf das World Trade Center um die Polizisten entstanden ist. Ein großartiger Song - trotzdem. Auf ihrer Website stellt die Band damals klar, dass man mit dem Satz "New York City Cops ain’ too smart" keineswegs die Polizei beleidigen wolle – es sei vielmehr ein Zitat aus einer Kurzgeschichte.
Eine halbe Stunde Hits
Wie auch immer – mit "Is This It" schaffen die Strokes unvergessliche 35 Minuten wunderbare Rockmusik – mit gefühlten zehn Hit-Singles. Allen voran "Last Night" – der auch heute auf keiner Indie-Party fehlt. Und zwar zurecht.