Ruhmeshalle The Roots - Things Fall Apart
Obwohl sie unter Kennern gehypt werden, bleibt der große kommerzielle Erfolg der Roots aus Philadelphia lange aus. Das ändert sich 1999 schlagartig mit "Things Fall Apart". Die Platte setzt Maßstäbe im HipHop.
Es ist 1999. Die Gründerzeit des HipHop ist vorbei aber amerikanischer Rap ist überall. Auch wenn die USA ganz weit weg sind. Auf den Schulhöfen Bayerns wird jeden Tag erbittert um die Oberhand über den Ghettoblaster gestritten. Meistens gewinnen ganz klar die Kinder mit den 2Pac-CDs von der Westküste. Alle, die mit dem Gangstergehabe ihrer Klassenkameraden und deren Vorbildern nichts anfangen können: Pech gehabt! Kopfhörer auf. Die Fronten beginnen sich erst aufzuweichen, als die coolen Kids diesen Song anschleppen: "You Got Me" von The Roots.
Der lange Weg zum Durchbruch
Der analoge Sound der Drums, die smoothen Synthies und die noch smoothere Stimme von Erykah Badu: Der Sound ist neu für alle, die HipHop erst im Glanz der Goldketten entdeckt haben. Und das, obwohl es die Crew aus Philadelphia schon lange gibt. Seit den späten 80ern werkeln Drummer Ahmir "Questlove" Thompson und Rapper Black Thought an ihrem organischen Sound. Weit unter dem Radar des Massengeschmacks mischen sie selbst eingespielten Jazz und Soul mit HipHop und politischen Lyrics. In der Szene sind ihre Shows mit Liveband eine Sensation. Der große kommerzielle Hit der Roots bleibt allerdings fast zehn Jahre aus. Für Roots-Mastermind Questlove steht zu dem Zeitpunkt fest: Nur Szene-Geheimtipp zu sein ist keine Option. Zusammen mit seinem Manager Richard Nichols wälzt er unzählige Musikmagazine - stets auf der Suche nach dem Schlüssel zum Erfolg. Den finden sie schließlich ausgerechnet in den 60er-Jahren. In Analogie zu der British Invasion von Bands wie den Beatles und The Who erkennen Questlove und Nichols: Wer etwas reißen will in der Musikindustrie, der darf nicht alleine dastehen.
Okayplayer wird der Schlüssel zum Erfolg
Und tatsächlich: Es gibt einen Haufen Musiker, mit einem ähnlichen State Of Mind. Aber alle stehen mehr oder weniger für sich: Rapper wie Mos Def und Common zum Beispiel - oder die Neo Soul-Sängerin Erykah Badu. Questlove fasst diese Leute zum ersten Mal zu einer Bewegung zusammen. Er gründet die Online-Community Okayplayer und holt viele der Künstler auch auf das Album "Things Fall Apart". Es schlägt ein wie eine Bombe - weil es mit seinem glaubwürdigen Sound einen Gegenentwurf zum Waffengelaber im Mainstream-HipHop bildet. Mit einer halben Million verkaufter Platten und einem Grammy in der Tasche bringen die Roots die zweite Welle von Consciuos HipHop in Bewegung. Und katapultieren den Sound von A Tribe Called Quest und De La Soul rüber in die Nullerjahre. 1999 hat man auf Münchner Pausenhöfen endlich eine Platte, auf die man sich einigen kann.