Depression & Anxiety Life Hack Series Diese Youtube-Serie gibt euch Tipps gegen Depressionen
Depressionen sind kein Spaß. Weil sich die Betroffenen oft nicht zu helfen wissen, hat Annekatrin Stahr Lifehack-Videos ins Netz gestellt. Im Interview hat sie uns erzählt, wie etwa eine Zitrone bei Panikattacken helfen kann.
Drei Jahre lang litt Annekatrin Stahr unter Depressionen und Angstzuständen. Zusammen mit einem Freund hat sie drei Videos für Youtube produziert, in denen sie Lifehacks für den Notfall gibt. Auf Kickstarter sammeln Annekatrin und Konstantin Korovin jetzt Geld für ihren Blog Depression & Anxiety Life Hacks, um sechs weitere Folgen zu produzieren. Eine richtige Therapie können die Videos natürlich nicht ersetzen. Aber den Anspruch haben die Macher auch gar nicht.
PULS: Anne, wie bist du auf die Idee gekommen, diese Videos ins Netz zu stellen?
Anne: Ich habe einige Jahre sehr mit Depressionen und Angst gekämpft. Und dann hatte ich diese wunderschöne Schlüsselerfahrung, dass ich einen Artikel gelesen habe. Darin ging es um drei Tipps für Leute, die mit Depressionen zu tun haben, und einer der Tipps war: Nutze Papierteller, weil abwaschen kannst du eh nicht, da hast du keine Energie für. Also nimm einfach Papierteller, wirf sie weg, weil die Welt retten kannst du heute auch nicht mehr, du musst erst dich selber retten. Das zu lesen hat so gut getan, weil sich in meiner Küche das Geschirr gestapelt hat, weil ich einfach nicht die Energie hatte, abzuwaschen und mich darum zu kümmern. Und daraus kam die Idee dieser Lifehacks. Einfach Tipps zum Überleben zu sammeln, die bei Depressionen, bei Panik oder allgemeinen seelischen Krankheiten helfen. Einfach zu sagen, es ist ok und du bist nicht alleine, das geht ganz vielen so.
Konstantin, du bist der, der das Projekt dann umsetzt, auch visuell. Woher kennst du Anne und wie bist du zu dem Projekt hinzugestoßen?
Konstantin: Die Anne und ich kennen uns schon seit einer ganzen Weile, unsere Freundschaft geht schon zehn Jahre zurück. Auch wenn die Anne ein paar Jahre in den USA studiert hat, das ist auch einer der Gründe, warum die Depressioning Life Hacks auch auf Englisch sind. Wir haben immer Kontakt gehalten. Ich habe dann auch Annes Depressionen als Außenstehender wahrgenommen, und dabei auch einen ziemlich guten Einblick erhalten. Dann kam Anne irgendwann auf die Idee, diese Serie zu machen und ich dachte mir: Ja klar, das ist total gut, weil ich selbst auch Film- und Medienmensch bin.
Ihr nennt das ja Lifehacks, also Alltagstipps. Da findet man im Netz Sachen wie: Wie bügle ich meine Hemden schnell zusammen, wie verliert der Kaffee in der Dose sein Aroma nicht? Was für Tipps gebt ihr den Betroffenen?
Anne: Das sind ganz unterschiedliche Sachen. Die erste Folge waren Notfallhacks. Da ging es um Fragen wie: Wenn ich unterwegs bin und das Biest, also die Depression, fängt an biestig zu sein, was kann ich dann machen? Wenn ich irgendwohin gehe und mir geht es eh schon ein bisschen schlecht und ich merke, die Panik brodelt schon... also für diese Fälle habe ich immer eine Zitrone in der Tasche. Weil in eine Zitronenscheibe zu beißen, hilft ungemein, die Panik zu stoppen. Bei mir zumindest.
Konstantin: Das ist das, was du im Notfall machen kannst. In der zweiten Episode geht es dann zum Beispiel darum, wie ich mein Leben strukturiere. Das klingt jetzt total banal, aber wenn es einem eh nicht so gut geht, dann hat man wahnsinnig große Probleme, zum Beispiel Rechnungen zu bezahlen oder sie wiederzufinden. Ein ganz einfacher Tipp ist, einen designierten Ort zu sagen, da kommen jetzt alle wichtigen Papiere rein. Und wenn ich gerade Energie habe, dann kümmere ich mich um eine Sache, eine Rechnung. Und so schafft man es, diesen Druck, der zusätzlich auf einem lastet, von sich zu nehmen.
Aber wenn ich eure Lifehacks befolge, dann heißt es nicht, dass ich nicht auch in Behandlung gehen soll.
Anne: Auf gar keinen Fall. Unsere Lifehacks gehen ums Leben, um das Mit-sich-selber-klarkommen. Das ist kein Ersatz für Therapie, das ist kein Ersatz für eine Behandlung, auch weil da jeder Mensch ganz unterschiedlich ist. Bei manchen kann es sein, dass es ihnen hilft, sich ein bisschen umzustrukturieren oder sich selber besser kennenzulernen. Auch das Entwickeln und Umsetzen seltsamer Strategien, kann helfen. Bei anderen funktioniert das aber so nicht, weil das Gehirn ein kompliziertes Biest ist und da kann schon einiges schief gehen.
Ihr habt bisher schon einige Videos produziert, jetzt geht es mit dem ganzen Projekt auf Kickstarter weiter. Wieso geht ihr diesen Schritt?
Anne: Die erste Folge war so eine kleine Idee: Das könnte man machen, das wäre toll, das könnte Leuten bestimmt helfen. Darauf haben wir unglaublich großartiges Feedback gekriegt von Leuten. Die sagen zum Beispiel, sie haben auf ihrem Desktop einen Knopf und wenn sie im Notfall mal draufdrücken, fangen die Videos an zu spielen. Durch dieses Feedback, durch diese Resonanz und weil es Leuten so wichtig ist und so hilft, müssen wir dieses Projekt ausweiten. Wir haben noch mehr zu sagen und zu bieten.