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Die 5 Beef-Gebote Fleisch essen ohne schlechtes Gewissen

Kotverschmierte Schweine im Stall und eine miese Klimabilanz - Massentierhaltung stinkt. Wir haben nach Wegen gesucht, wie man ohne schlechtes Gewissen Fleisch essen kann. Und sie gefunden.

Von: Nicole Ficociello

Stand: 26.09.2016 | Archiv

Fleisch essen ohne schlechtes Gewissen | Bild: BR

1. Du sollst nich jeden Tag Fleisch essen!

Heute Burger, morgen Spaghetti Bolo, abends Wurstbrot - jeder Deutsche isst durchschnittlich 60 Kilo Fleisch im Jahr. Im Laufe unseres Lebens landen grob 1.000 Tiere in unseren Mägen. Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung ist das viel zu viel. Pro Woche sollten es nicht mehr als 300-600 Gramm sein, das entspricht zum Beispiel einer Portion Spaghetti Bolognese und ein bis zwei Hühnerbrustfilets.

Der Vorteil, wenn man weniger Fleisch isst: Man kann für das gleiche Geld bessere Qualität kaufen. Am besten bio und regional. Oder gleich direkt vom Jäger.

2. Du sollst Wild essen!

Das beste Fleisch kommt nicht aus dem Stall, sondern aus dem Wald. Rotwild, Hirsch, Ente, Wildschwein oder Hase direkt vom Jäger kosten im Schnitt zwar 15 Euro das Kilo, dafür hat man das natürlichste Fleisch, das es gibt. Die Jägerin Gertrud Helm vom Münchner Jägerverein sagt: "Es gibt keine Zwischenschritte, das Fleisch kommt aus der Natur direkt auf den Teller. So frisch und gesund kann kaum ein produziertes Fleisch sein." Keine Käfige, kein Antibiotika, kein Transport. Und Angst hatte das Tier vor seinem Tod auch nicht, sagt Helm: "Das Tier bekommt nicht mit, dass da ein Jäger ist. Wenn es das bemerkt, ist es auch gleich weg."

Aber ein Wald ist kein Supermarkt. Welches Fleisch es gerade gibt, ist zum Beispiel abhängig von den Jahreszeiten und davon, welche Arten gerade Schonzeit haben und nicht geschossen werden dürfen. Dafür bekommt man vom Jäger Tipps, wie man das Fleisch am besten zubereitet. Wichtig ist: Nicht zu heiß und nicht zu lange garen, sonst wird es trocken.

3. Du sollst kein XXL-Schnitzel beim Discounter kaufen!

Klar, es kann nicht jedes Mal die Wildschweinkeule vom Jäger auf den Tisch kommen. Trotzdem sollte Billigfleisch nie die Alternative sein, sagt Markus Wolter vom WWF: "Lebensmittel brauchen Wertschätzung. Je günstiger sie sind, desto mehr wird auch weggeworfen. Wenn man also im Sonderangebot für 1,59 Euro 500 Gramm Schweinehack kauft, dann ist das so teuer wie ein Buttercroissant und wird damit auch nicht mehr wirklich geschätzt." Bei solchen Preisen dann vielleicht doch lieber das Buttercroissant statt Lasagne essen.

4. Du sollst Fleisch nicht in den Müll werfen!

Über 18 Millionen Tonnen Lebensmittel landen jedes Jahr allein in Deutschland im Müll. Acht Prozent davon sind Fleisch und Wurstprodukte. Der Großteil davon wird aber nicht beim Schlachter weggeschmissen, sondern bei uns Zuhause. Dagegen hilft nur eines: gezielter Einkaufen. Bleibt doch mal was übrig, kann man zum Beispiel mit der App "Zu gut für die Tonne" nach Rezepten für die Reste suchen. Eine alternative Idee ist das Crowdbutching. Auf Plattformen wie kaufnekuh.degeteiltes-fleisch.de oder kuhteilen.ch kauft man Anteile an einer Kuh oder einem Schwein und erst wenn das ganze Tier verkauft ist, geht es zum Schlachter.

Gut, um Reste im Restaurant zu vermeiden ist die App "Too Good To Go". Für wenig Geld kann man da die Reste abholen, die in Restaurants übrig geblieben sind.

5. Du sollst nicht nur Filet essen!

Weil alle nur die Brust des Hühnchens essen wollen, werden Flügel und Schenkel nach Afrika exportiert und machen dort den heimischen Markt kaputt. Ähnlich absurd sieht es beim Schweinefleisch aus.

"Wir  müssen in Deutschland Fleisch importieren, weil wir zu wenig Edelteile haben. Obwohl wir also jedes Jahr 60 Millionen Schweine hier schlachten, langt das nicht, um unseren Bedarf an Filet, Schweinelachs und Schnitzel zu decken. Dafür verkaufen wir ganz viel vom Schwein ins Ausland. Um dieses Missverhältnis wieder in Balance zu bringen, ist es sehr sinnvoll, das ganze Tier zu verwenden."

Markus Wolter vom WWF

Statt Brust und Filet, sollten also auch Herz, Hirn und Haxe öfter auf dem Teller landen. "From Nose to Tail" - also von der Schnauze zum Schwanz - heißt der passende Trend dazu, bei dem auch andere Teile des Tieres gegessen werden. Das kann man ganz traditionell im bayerischen Wirtshaus mit Saurem Lüngerl, Zunge oder Kutteln probieren - oder auch einfach zu Hause kochen. Zum Beispiel mit knusprig frittierten Schweineohren, die man wie Chips zum Bier isst. Dafür braucht man ein bisschen Mut und einen guten Draht zum Metzger. Dann geht das Rezept von Vincent Fricke, Koch und Nose-to-Tail-Profi aus München, ganz easy.

Zutaten:

  • 3 ganze Schweineohre
  • 2 Karotten
  • ¼ Sellerie
  • 2 mittelgroße Zwiebeln
  • 2 Blatt Lorbeer
  • 3 Wacholderbeeren
  • 3 Pimentkörner
  • 8 Pfefferkörner
  • Salz
  • Pflanzenöl zum Frittieren

Zubereitung:

Die Schweineohren mit kaltem Wasser abspülen und zusammen mit den restlichen Zutaten in einen großen Topf geben. Die Ohren bei mittlerer Hitze für circa drei Stunden darin weich kochen. Die Ohren herausnehmen, fest werden lassen und in sehr dünne Streifen schneiden. Das Öl in einem tiefen Topf erhitzen und die Ohrenstreifen hinein geben.

Achtung: Es wird spritzen (egal wie trocken die Ohren sind)! Wichtig ist jetzt vor allem, dass man immer wieder rührt, damit die Ohren nicht zu einem Klumpen zusammen kleben. Sind die Ohren kross, werden sie mit Hilfe einer Schaumkelle aus dem Öl genommen. Auf Küchenpapier abtropfen lassen und etwas salzen, solange sie noch fettig sind.


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