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Making of Meme Warum das Netz um einen Gorilla trauert

In Cincinnati wurde der Gorilla Harambe erschossen. Ein Kind war ins Gehege gefallen und die Situation laut Zoopersonal zu gefährlich. Seit dem trendet #JusticeForHarambe - aber mit Tierliebe hat das nicht immer zu tun.

Von: Anna Bühler

Stand: 03.06.2016 | Archiv

Gorilla Harambe | Bild: picture-alliance/dpa

Es sind Sekunden, die sich wie Stunden anfühlen: Im Zoo von Cincinnati in den USA schlüpft ein vierjähriger Junge irgendwie durch die Absperrung und rutscht in den Wassergraben zwischen Zoobesuchern und Gorillagehege. Harambe, ein 180-Kilo schwerer Silberrücken, schnappt sich den Jungen. Handyvideos zeigen, wie der Gorilla den Jungen mal durchs Wasser schleift, mal wieder ruhig stehen bleibt und an ihm herumzupft. Zehn lange Minuten vergehen wohl so, dann erschießt ein Notfallteam des Zoos das Tier. Dem Vierjährigen passiert nichts.

"Naturally we didn’t take the shooting of Harambe lightly, but that childs' life was in danger", erklärt ein Mitarbeiter des Zoos in einer Pressekonferenz. Und richtet sich direkt an die vielen empörten Stimmen, die besonders im Netz laut gegen den Schuss auf den Gorilla protestieren: "And people who question that don’t understand that you can’t take a risk with a silverback gorilla."

Aber Leute, die die Reaktion des Notfallteams in Frage stellen, gibt es genug… Im Netz sammelt sich die Empörung im Hashtag #JusticeForHarambe

Sagen Twitter User. Und bei Facebook gibt es jede Menge Gruppen für den Gorilla, in denen sich Zehntausende solidarisch zeigen wollen. Viele andere User sind schon einen Schritt weiter: Sie sind sich einig, wer Schuld am Tod Harambes hat.

Und Tweets sind da leider nur der traurige Anfang. Angeblich wurde die Facebookseite von Michelle Gregg, der Mutter, schon gelöscht, weil zu viel Hater sich dort ausgelassen haben. Eine andere Michelle Gregg bekommt seitdem Hassmails, die sie auf ihrem Profil öffentlich gemacht hat. Wie unterirdisch die Drohungen in diesen Nachrichten sind, muss man an der Stelle wohl kaum noch erwähnen.

Doch nicht nur ein Haufen selbsternannter Erziehungsexperten senft auf Twitter und Facebook. Plötzlich kriechen auch Zoologen und Silberrücken-Fachleute aus ihren Löchern. Im Netz macht ein Videoschnipsel von 1996 die Runde: Die Gorilladame Binti Jua rettet darin einen dreijährigen Jungen, der im Zoo in Chicago auch ins Gorillagehege gefallen war und trägt ihn zu einer Sicherheitsschleuse. Binti Jua war damals eine Heldin und wurde in den Nachrichten gefeiert.

So ein Held hätte Harambe auch werden können, schließlich wollte auch er den Jungen nur schützen, ist sich das Netz sicher. Das ist allerdings nur eine von vielen Spekulationen. Was der Hashtag #JusticeForHarambe aber zeigt: Mit Gerechtigkeit haben nicht viele Tweets zu tun.


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