Making of Meme Warum die Politk mehr Wutreden braucht
Natascha Kohnen ist sauer - und das zeigt sie auch. Die SPD-Frau hat diese Woche im bayerischen Landtag mal richtig Druck abgelassen. Dafür hat sie nicht nur viele Likes gekriegt. Sie hat auch für die Politik dazugelernt.
Natascha Kohnen ist sauer auf die CSU. Die Generalsekretärin der bayerischen SPD ist sauer, weil die CSU auf Bundesebene nicht mit der Kolaition zusammenarbeitet. Sauer, dass sie über die Arbeit von Außenminister Steinmeier lacht. Kohnens Wut kriegt die CSU zu spüren: Im Bayerischen Landtag hält die Generalsekretärin der BayernSPD eine spontane Rede, in der sie die Kollegen mal so richtig bügelt.
Applaus gibt’s für Natascha Kohnen nicht nur von den Abgeordneten - auch bei Facebook, Twitter und Co. ist ihre Rede von der Plenarsitzung mit hunderttausenden Likes und Shares unerwartet erfolgreich. Facebook-Fame für den Bayerischen Landtag, das ist - jetzt echt mal - Neuland. "Da muss ich der Ehrlichkeit halber sagen, dass wir auch total baff waren", gibt die SPD-Politikerin zu.
"Die Menschen haben sich emotional tierisch bewegt gefühlt. Angefasst davon, dass ein Politiker einfach mal nicht nur Luft ablässt, sondern auch bewegt ist von etwas, das ihm überhaupt nicht gefällt."
Natascha Kohnen im PULS Interview
Denn normalerweise menschelt es bei Plenarsitzungen nicht so. Umso krasser feiert das Netz die Momente, in denen die Marionetten-Fäden der Politiker reißen. Zum Beispiel Momente wie der, als FDP-Chef Lindner spontan austickt, weil ein Landtags-Kollege sich über scheiternde Unternehmensgründer lustig macht. Oder der Moment, als sich Frank Walter Steinmeier am Alexanderplatz brüllend gegen nervige Zwischenrufe wehrt.
Für so spontane Realness gibt es im Netz die berühmten 15 Minutes of Fame. Für Politiker können die extrem wertvoll sein – über soziale Medien erreichen sie schließlich viele neue Leute. Leute, die sich vorher vielleicht nicht mit komplizierten Themen wie dem Ukraine-Konflikt oder der Flüchtlingsdebatte auseinandergesetzt haben. Das ist auch Natascha Kohnen und ihren SPD-Kollegen dank des Landtags-Virals auch noch Mal klar geworden. Die Kommunikation hat sich verändert – das heißt: auch die Performance muss sich ändern.
"Das Wichtigste ist als Politiker wirklich seine Überzeugung nach vorne zu bringen und eine Sprache zu sprechen wie du und ich. Und nicht diesen Polit-Sprech. Und ich glaube das ist der Punkt: Wir brauchen im Prinzip eigentlich einen anderen Politikstil!"
Natascha Kohnen im PULS Interview
Word, Frau Generalsekretärin! Mehr Authentizität wagen. Gutes Motto - übrigens nicht nur für Facebook.
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Niky, Samstag, 20.Februar 2016, 19:40 Uhr
1. Hier geht es nicht um einen Wutausbruch
Im Gegensatz zu Lindner und Steinmeier regt sich Frau Kohnen aber nicht über einen Zwischenruf auf und steigert sich maßlos auf die Persönlichkeit und ggf. auch "Unerfahrenheit" des Gegenübers rein. Sondern sie regt sich - von Anfang an - über die Kultur der Zusammenarbeit der CDU im Bayrischen Landtag beim Thema Flüchtlinge auf - eben auch am Beispiel des Kollegen.
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