Die Macht der Bots Massenmeinung aus der Dose
Social Bots übernehmen das Internet. Aus einem Shitstörmchen wird dann schnell ein richtiger Shitstorm. Was bedeutet das für die Demokratie?
Eine Millionen Kommentare unter einem Katzenbild auf Facebook? Könnte ein Bot gewesen sein. 150.000 Tweets zu einem fremdenfeindlichen Hashtag auf Twitter? Vielleicht echte Menschen, vielleicht ein Bot. Also ein Computerprogramm, das viele Leute als eine Art künstliche Intelligenz bezeichnen, weil sie automatisch Aufgaben erledigen, ohne dafür auf einen Menschen angewiesen zu sein.
Das klingt praktisch, aber Bots können gefährlich werden, wenn es um die Meinungsbildung in einer Demokratie geht, befürchten Kritiker. Denn wir informieren eben viel über das Netz, da werden unsere Ansichten geprägt - auch durch Kommentare von anderen Usern.
Diese Kommentare sind fast schon ein natürlicher Lebensraum für Social Bots. Kevin Dankert ist Jurist am Hans Bredow Institut in Hamburg, Information und Kommunikation sind sein Fachgebiet. Er kennt Social Bots und weiß auch, dass die sich mit Hilfe von Fake-Profilen gut tarnen können und das wiederum kann gefährlich werden für unsere Demokratie werden, glaub er. Denn wir Menschen sind Herdentiere und schließen uns gerne der Mehrheit an. Social Bots können mit Fake-Kommentaren dafür sorgen, dass es aussieht, als ob eine bestimmte Meinung total populär wäre, obwohl sie es gar nicht ist.
Die Folge: Die Meinungsbildung wird manipuliert. Dagegen etwas zu tun ist fast unmöglich. Nationales Recht greift nicht und internationales Recht gibt es nicht. Für den Juristen Dankert gibt es nur zwei Chancen solche Manipulation zu verhindern: Entweder die Betreiber sozialer Netzwerke verpflichten Bots auszuschließen. Wer sich nicht dran hält, wird bestraft. Für wahrscheinlicher hält Dankert aber, dass die Betreiber von sich aus gegen Bots vorgehen. Bei Facebook gibt es in den Nutzungsbedingungen auch schon einen Absatz dazu:
"Du wirst mittels automatisierter Mechanismen (wie Bots, Roboter, Spider oder Scraper) keine Inhalte oder Informationen von Nutzern erfassen oder auf andere Art auf Facebook zugreifen, sofern du nicht unsere vorherige Erlaubnis dazu erhalten hast."
Nutzungsbedingungen von Facebook
Es ist unwahrscheinlich, dass sich alle Facebooknutzer daran halten.
Aber vielleicht ist die Gefahr durch Social Bots ja auch gar nicht so groß. Dirk Engling vom Chaos Computer Club hat zum Beispiel Vertrauen zu den Nutzern und geht davon aus, dass man einen Weg finden kann, sinnvoll mit den kleinen Programmen umzugehen kann, sofern man weiß, dass sie existieren. Aufklärung und Medienkompetenz könnten also helfen zu verhindern, dass Bots uns sagen, welche Meinung wir haben und ein gesundes Misstrauen. Wer weiß, dass hinter jedem Kommentar ein Bot stecken könnte, bildet sich vielleicht wieder wo anders seine Meinung.