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Strassenblues.de Was sich Obdachlose zu Weihnachten wünschen

Eine Isomatte, eine Wolldecke, eine Reisetasche. Das sind die Weihnachtswünsche, die Strassenblues.de von Obdachlosen in Hamburg gesammelt hat. Dem Netz gefällt das. Doch das Engagement bleibt nicht nur online.

Von: Anna Bühler

Stand: 11.12.2015 | Archiv

Na, Wunschzettel für Weihnachten schon geschrieben? Überlegt doch noch mal kurz, was da alles so drauf steht. Und dann hört euch an, was sich Rolf wünscht.

Rolf, Raffi und Mario leben in Hamburg auf der Straße und sind durch das Video "Weihnachtswünsche von Obdachlosen" gerade ein bisschen internetfamous geworden. Der Clip ist ein Projekt von Strassenblues.de - einer Initiative, die sich für Obdachlose einsetzt. Menschen, die auf der Straße leben, sollen wieder eine Wertschätzung bekommen, meint Nikolas, Mitgründer von Strassenblues.de. Er ist sonst Videojournalist beim NDR und ist bei der Arbeit an dem Film "7 Tage unter Pennern" auf die Idee gekommen, das Projekt Strassenblues zu gründen. Zusammen mit seiner Kollegin Carolina Harkort hat er die Obdachlosen in Hamburg nach ihren Wünschen gefragt.

Das Team von Strassenblues.de will Obdachlosen eine Stimme geben. Diesem Ziel sind sie dank des Videos jetzt ein gutes Stück näher gekommen. Seit der Clip online ist, ertrinken Nikolas und sein Team in Mails – Hunderte von Menschen wollen helfen.

"Alle drei Minuten bekommen wir eine Mail von einem Spender. Darunter sind Sachspenden, Geldspenden, Zeitspenden, Ehrenamt. Manche schreiben: 'Ich will euch eine App erstellen' oder 'Ich bin Videographer und kann was für euch tun' oder 'Ich bin Podologe und würde gerne die Füße der Obdachlosen in Ordnung bringen.' Es ist eine unglaublich krasse Anzahl von Mails."

Nikolas Migut

Solches Feedback kommt nicht nur aus Hamburg, sondern aus ganz Deutschland. Darum haben sich Nikolas und sein Team noch eine weitere Aktion überlegt: #Strassenhelden. Alle, die Geschenke für die Hamburger Obdachlosen geschnürt haben, sollen diese in ihrer eigenen Stadt verteilen. So kann sich das Projekt Strassenblues.de in Zukunft vielleicht in ganz Deutschland vernetzen.

Das Video hat die Lust in den Leuten geweckt, sich zu engagieren. Vor allem aber ruft es mal wieder in Erinnerung, dass die Leute, an denen wir täglich vorbeigehen, was zu sagen haben. Wenn mir ein Bekannter eintrichtern will, dass es an Weihnachten nicht um die Geschenke geht, ist das Blabla. Wenn Benjamin aus Ungarn aber sagt, zum Schenken braucht es dieses Fest nicht, weil man das jederzeit tun kann, hat das Kraft.

Im besten Fall, meint Nikolas, gehe ich beim nächsten Mal nicht an einem Obdachlosen vorbei und werfe einen Euro in den Hut, sondern spende Zeit. Denn ein Gespräch mit einem Obdachlosen, meint er, solle man nicht unterschätzen. Das ist etwas Ungewöhnliches: "Das bleibt für Monate im Gedächtnis. Darum hoffen wir auch, dass die Berührungsängste fallen."

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