Games // Dead Synchronicity Menschen werden Matschebrei
Die Zeit läuft ab und ein Virus rafft die Menschen dahin. "Dead Synchronicity: Tomorrow Comes Today" ist ein herrlich morbides 2D-Adventure mit soliden Rätseln und zynischer Story. Das Ende der Welt hat nie besser ausgesehen.
Was ein Albtraum! Draußen liegt die Welt in Schutt und Asche, irgendein komischer Virus lässt die Menschen zu Matschebrei zerfließen und dann läuft auch noch die Zeit selbst nicht mehr rund. Nur meine Spielfigur Michael hat die große Katastrophe komplett auf dem Krankenbett verpennt. Er - also ich habe keine Ahnung was passiert ist und wer ich überhaupt bin. Ich befinde mich in einem trostlosen Flüchtlingslager: Es stinkt, es staubt und niemandem kann man trauen, einer verpfeift den anderen. Schöne neue Welt, in der ich da gelandet bin.
Die Katastrophe einfach verpennt
Aber weil ich ein "Gelöschter" bin, kann ich mich an nichts erinnern. Nicht an die Katastrophe, wie es vorher war oder überhaupt: wer ich eigentlich selbst bin. Also muss ich das erstmal herausfinden. Und dann wie ich nebenbei vielleicht noch die Welt retten könnte. Beziehungsweise was davon übrig ist. Und das sieht super aus.
"Dead Synchronicity: Tomorrow Comes Today" ist eine düstere Graphic Novel mit handgezeichneter 2D-Grafik. Die Comic-Optik zieht mich vom ersten Moment an rein in die Story. Die ist voller kleiner Anspielungen auf Endzeit-Klassiker von Soylent Green bis 12 Monkeys. Der Soundtrack zum Spiel ist hausgemacht. Zwei der Programmierer spielen in einer Band. Also haben sie die Musik gleich mitgeliefert: Progressive Rock zum Weltuntergang.
Herrlich morbides Spieldesign
Sehr überzeugend gezeichnet sind auch die Charaktere, die mir in "Dead Synchronicity" begegnen. All die Raffgeier, Opportunisten und Fanatiker - einige widern mich richtig an. Bäh! Diese Apokalypse holt bei allen Beteiligten wirklich das Schlechteste zum Vorschein. Aber ich will ja helfen und das stellt mich vor typische Adventure-Aufgaben. Durchweg anspruchsvoll sind diese Rätsel, aber immer fair. Aus Schnaps und Kissenbezügen kombiniere ich mir einen Desinfektionsverband - herumprobieren hilft. Und nur zwei, drei Mal ärgere ich mich fast eine halbe Stunde lang, weil ich einfach nicht weiter komme. Aufhören kommt aber nicht infrage! Tja, nur die Lösung, die ist moralisch dann oft so richtig fies.
Je länger ich spiele, desto mehr Blut klebt an meinem weißen Oberhemd. Dazu habe ich Stimmen im Kopf und diese komischen Visionen. Aber jede Wendung im Spiel ist nachvollziehbar, weil das alles angenehm ernsthaft und erwachsen erzählt wird. Allein wie geschockt ich von der Abschluss-Sequenz gewesen bin, das war meine rund zehn Stunden Spielzeit auf jeden Fall Wert. Ich bin immer noch leicht verstört. "Dead Synchronicity: Tomorrow Comes Today" ist ein tolles Point & Click-Adventure, das mich nicht mehr losgelassen hat. Auf die Fortsetzung freue ich mich jetzt schon.
Dead Synchronicity: Fictiorama Studios/Daedalic // für PC & Mac // USK: ab 16