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Handys in Filmen Smartphone killed the Movie Plot

Berühmte Filmklassiker mit Smartphones: langweilig! Denn Smartphones machen so gut wie jede Filmhandlung unmöglich. Der Drehbuchautor von Tschick verrät, wie es trotzdem klappen kann - ohne die Spannung zu killen.

Von: Lisa Altmeier

Stand: 13.09.2016 | Archiv

Verdächtig oft haben Filmhelden ganz zufällig im spannendsten Moment gerade keinen Empfang oder ihr Smartphone nicht dabei.

Auch in der neuen Kinoverfilmung von Wolfgang Herrndorfs "Tschick“ ist das so: Da schmeißen Tschick und sein neuer Freund Maik ihre Smartphones einfach aus dem Autofenster und starten in einer geklauten Karre ihren großen Roadtrip – ganz ohne Handy. Aber wieso eigentlich?

Smartphones lösen zu viele Probleme

Lars Hubrich, der Drehbuchautor von "Tschick“, hat gleich zwei Erklärungen dafür, wieso sein Film ohne Smartphones viel besser ist: "Zum einen ist es natürlich wichtig, dass die Jungs kein Navi auf dem Handy dabei haben, denn sonst würden sie den richtigen Weg zu schnell finden.“ Und damit wahrscheinlich kein einziges ihrer Abenteuer erleben. Der zweite Teil der Begründung ist aber viel grundsätzlicher: "Smartphones lösen einfach zu viele Probleme. Wenn der Filmheld ein Smartphone hat, hat er viel weniger Herausforderungen zu überwinden und das ist natürlich schlecht für die Dramaturgie. In dem Moment, in dem man den Charakteren das Handy wegnimmt, wird die Sache oft spannend, weil sie auf einmal auf sich allein gestellt sind. Das sieht man auch bei "Tschick.“

Hubrich erzählt, dass Smartphones für Drehbuchautoren allgemein ein echtes Problem seien, besonders aber für die Schreiber von Krimis und Thrillern. Denn die Geräte hätten das  Potenzial dazu, jegliche Spannung zu killen. Für Drehbuchautoren ist die Erfindung von Handy und Internet also in etwa so schlimm wie die Einführung von Googlemaps für Landkarten-Verlage gewesen sein muss. Hubrich sagt: "Es ist inzwischen so ein Klischee geworden, dass Drehbuchautoren und Regisseure sich überlegen, wie sie diese blöden Handys aus der Handlung kriegen. Teilweise werden Filme dann auch einfach wieder in den 80ern angesiedelt.“

Nur in einer Welt, die in Ordnung ist, kann man richtig Unordnung schaffen

Ganze Handlungen werden also absichtlich in die Zeit ohne Handys gelegt. Das Ergebnis sind spannende Serien wie "Stranger Things“, bei denen die Welt noch so sehr in Ordnung ist, dass man sie umso mehr in Unordnung bringen kann. Und bei denen wir unsere Helden noch als echte Helden erleben und nicht als Prothesengötter, die nur dank der Smartphone- Krücke ihr Schicksal meistern.

Ein blauer Lada fährt auf einer Landstraße zwischen knallgelben Feldern | Bild: Studiocanal zum Artikel Lesen // "Tschick" Ein Buch, das so viel mehr ist als ein großartiger Roadtrip

Für viele ist "Tschick" das einzige Buch, das sie gerne im Schulunterricht gelesen haben. Für PULS Autorin Jasmin Körber ist es aber etwas ganz Besonderes – denn "Tschick" ist viel mehr als die Geschichte, die darin erzählt wird. [mehr]

Laut Drehbuchautor Lars Hubrich liegt die Rückbesinnnung auf alte Zeiten aber auch daran, dass die meisten Autoren in den 80ern aufgewachsen sind –  also ohne Internet und ohne Handy.  Die packt beim Schreiben häufig das Nostalgie-Gefühl, was dann dazu führt, dass wir auf der Leinwand seltener ein Smartphone sehen. Außerdem sind die jetzigen Drehbuchtautoren keine Digital Natives und das erschwert den Umgang mit einem Smartphone nicht nur um Alltag sondern auch in der Fiktion: "Mir ist ja auch klar, dass ich zu der letzten Generation von Drehbuchautoren gehöre, die noch ohne Internet aufgewachsen sind."

Das Ganze aber ist – zumindest in Deutschland - nicht der erste Kulturcrash dieser Art. Lars Hubrich erinnert sich an eine ähnliche Situation Anfang der 90er: "Es ist ein bisschen wie nach der Wiedervereinigung, wo die ganzen Ostdeutschen ohne Telefon aufgewachsen sind und man sich gefragt hat: Wie habt ihr euch denn überhaupt verabreden können? Aber es hat ja trotzdem geklappt!"

Smartphones in Klassikern

Und wie wären wohl die Harry-Potter-Filme gelaufen, wenn sich Hermine und Ron schon im zweiten Teil auf Tinder gematcht hätten? Oder der Prinz in Cinderella sein Aschenputtel per #Spotted gesucht und sofort gefunden hätte? Horrorfilme wären auf jeden Fall nach zehn Minuten vorbei.

Das Smartphone wird auch bei uns im Kino ankommen

Spätestens wenn die nächste Generation von Drehbuchautoren da ist, werden Smartphones also wahrscheinlich viel selbstverständlicher als jetzt in Filmen zu sehen sein. Denn Filmemacher müssen erst mal lernen, wie man ein Handy so in die Handlung schreibt, dass es weder die Spannung zerstört noch als zu penetrant wahrgenommen wird. Im deutschen Kino kommen wir diesen Herbst dann immerhin schon mal im SMS-Zeitalter an, im Film "SMS für dich“ von Karoline Herfurth.

Serien wie "House of Cards“, "Sherlock" oder "Girls“ sind da schon weiter. Dort sind Smartphones elegant in die Handlung integriert. Zum Beispiel wenn Zoey Barns Sex mit Frank Underwood hat und währenddessen am Handy mit ihrem Vater smalltalkt. Oder wenn Frank sie hinterher mit Nacktfotos erpresst. Oder wenn Lena Dunham ihren Lover Adam anskypt und er dank der Videotelefonie feststellt, dass sie mal wieder an einem nervösen Tick leidet und sofort zu ihr rast. Lars Hubrich ist deshalb davon überzeugt, dass es für das Paar Smartphone und Kinofilm in ein paar Jahren noch ein ordentliches Happy End mit anschließendem Ehealltag geben wird: "Im Moment wirkt ein Smartphone im Film oft noch sehr künstlich. Ich denke, in ein paar Jahren wird es normaler sein, Handys auf der Leinwand zu sehen."


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