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Interview mit Adam Nimoy Mein Leben mit Mr. Spock

Leonard Nimoy ist eine Legende, nicht nur für Star-Trek-Fans. Als Darsteller von Mr. Spock ist Nimoy berühmt geworden, im Februar 2015 ist er gestorben. Sein Sohn hat ihm eine Doku gewidmet - in der es auch um das nicht immer einfache Verhältnis zwischen den beiden geht.

Von: Ralph Glander

Stand: 07.09.2016 | Archiv

Leonard Nimoy // Mr. Spock | Bild: picture-alliance/dpa

Leonard Nimoy ist einer der bekanntesten Menschen der letzten fünf Jahrzehnte. Denn er war und ist Mr. Spock - der logisch handelnde Vulkanier aus "Star Trek". Der Sohn von Mr. Spock zu sein, ist sicher nicht immer einfach. Adam Nimoy könnte ein Lied davon singen. Gemacht hat er aber einen Film, nämlich die Dokumentation "For the Love of Spock". Im Interview hat er uns erzählt, warum es so schwierig sein kann, wenn der Vater eine Legende ist und warum er darüber auch noch einen Film gemacht hat.

PULS: Was sind deine ersten Erinnerungen darüber, dass dein Vater Mr. Spock ist?

Adam Nimoy: Als ich zehn Jahre alt war, bekamen wir plötzlich säckeweise Fanpost zu uns nach Hause geliefert. Da habe ich zum ersten Mal bemerkt, wie populär Mr. Spock ist. Wir haben viele dieser Briefe beantwortet, haben Fotos von Mr. Spock in die Umschläge gepackt und an die Fans zurückgeschickt. In den folgenden Wochen wurde es immer mehr Post und schließlich brauchten wir sogar eine Firma, die uns bei der Beantwortung der Fanpost half.

Es wurde sehr schwierig mit meinem Vater in der Öffentlichkeit unterwegs zu sein. Wir wurden immer wieder von Leuten auf der Straße erkannt und ausgelacht. Er hatte da noch seine Spock-Frisur. Das alles war für mich als Kind eine riesige Herausforderung - weil ich ja Zeit mit ihm verbringen wollte.

Wann hast du das erste Mal bemerkt, dass das Leben deines Vaters dein eigenes Leben für immer beeinflussen wird?

Wie der Vater so der Sohn: Adam Nimoy macht den "Live long and prosper"-Move

Das kam eine ganze Zeit später. Nachdem "Star Trek" abgesetzt wurde, dachten wir, dass es mit der Aufmerksamkeit jetzt vorbei sei und es ruhiger um Mr. Spock werden würde. Aber es gab amerikanische Fernsehsender, die plötzlich begannen, täglich "Star Trek"-Folgen zu senden - an Wochenenden lief auf manchen Sendern sogar den ganzen Tag nur "Star Trek".

Ich selber habe das lange Zeit gar nicht mitbekommen - zu diesem Zeitpunkt guckte ich eigentlich nie Fernsehen. Als ich dann aufs College ging, hatte ich viele Freunde, die jeden Tag um Punkt 17 Uhr in den Gemeinschaftsraum gingen, um dort gemeinsam "Star Trek" zu gucken. Da wurde mir klar: Diese "Star Trek"-Sache hört einfach nicht auf - sie wird sogar immer größer!

In Berkeley - wo ich damals studierte - gab es einen Laden mit dem Namen "Federation Trading Post". Dort gab es alles zum Thema "Star Trek". Ich konnte das gar nicht fassen: Actionfiguren, Kostüme, Raumschiffmodelle und Postkarten. Und auf einer dieser Postkarten war ein Foto von mir! Als Kind habe ich meinen Vater am Set besucht und mir Vulkanierohren aufgesetzt - das Foto davon gab es in dem Laden als Postkarte zu kaufen! Kurz danach kamen dann auch die ersten Fan-Conventions und mir war klar: "Star Trek" wird bleiben.

Wie kam dir und deinem Vater Leonard die Idee, einen Film über Mr. Spock zu machen?

Das war im November 2014. Mein Vater und ich hatten in den letzten fünf Jahren bevor er starb ein sehr enges Verhältnis und wir wussten, dass wir uns dem 50. Geburtstag von "Star Trek" näherten. Ich dachte, dass das ein guter Anlass dazu wäre, mit meinem Vater zusammenzuarbeiten. Also schlug ich ihm vor, einen Film zu machen, mit dem wir das 50-jährige Bestehen der Figur Mr. Spock feiern würden. Er sagte sofort zu und wir machten uns an die Arbeit, begannen mit den ersten Drehbuchentwürfen. Die Zusammenarbeit mit ihm hat so viel Spaß gemacht. Aber dann ist er dreieinhalb Monate später gestorben und ich war auf mich alleine gestellt.

Wie hat sich das Projekt nach seinem Tod verändert?

Nachdem er gestorben ist, sah ich wie viele Leute darüber trauerten, dass wir nicht nur Mr. Spock verloren hatten, sondern auch Leonard Nimoy, den Künstler und Menschen. Die Leute liebten ihn einfach - er hatte eine unglaubliche, künstlerische Karriere, die die Leute respektierten. Mir wurde klar, dass wir das ursprüngliche Konzept des Films ausweiten mussten - es sollte nicht mehr nur um Mr. Spock gehen, sondern auch um das Leben von Leonard Nimoy. Viele Leute schlugen dann vor, dass auch ich im Film meine persönliche Beziehung zu ihm thematisieren sollte: mein Verhältnis zu Mr. Spock, wie ich mit dieser Figur aufwuchs und die vielen guten aber auch schlechten Zeiten, die ich mit meinem Vater hatte. Unser Verhältnis hatte über die Jahrzehnte auch einige Tiefs, bis wir uns in den letzten Jahren schließlich komplett versöhnten und wir sehr eng waren.

Die Liste von Leuten, die du für den Film interviewt hast, ist beeindruckend. Wie war das für dich, Geschichten über deinen Vater aus so vielen unterschiedlichen Perspektiven zu hören?

Das war wundervoll! Vor allem als ich in Vancouver war, wo zu der Zeit gerade der neueste "Star Trek"-Film gedreht wurde. Der gesamte Cast wollte Interviews für meinen Film geben. Und sie alle erzählten mir von ihren Erfahrungen mit meinem Vater bei den ersten zwei "Star Trek"-Filmen unter der Regie von J.J. Abrams. Alle meinten, dass sie immer noch die Aura und den Spirit von Mr. Spock und meinem Vater fühlen können. Und dass sie das zum Weitermachen motivieren würde. Das fühlte sich für mich natürlich unglaublich schön an - wir betrauerten auf diese Art nochmal gemeinsam Leonard Nimoy. Das ging mir unglaublich nahe.

Wie hast du abgewogen, was aus deinem Privatleben in den Film kommt und was nicht?

Das war eine schwierige Gratwanderung. Aber ich hatte viel und sehr gute Unterstützung von Menschen, die mir bei diesen Überlegungen geholfen haben. Die mir gesagt haben, wo die Grenze dessen erreicht ist, was ich aus meiner persönlichen Beziehung zu meinem Vater erzählen soll. Auf diese Leute musste ich mich verlassen - ich selbst war da ja viel zu nah dran. Man braucht auch nicht alle Details aus unserem Leben. Was mir aber immer wichtig war ist, dass die Leute nachvollziehen können, dass unsere Beziehung immer wieder eine große Herausforderung für uns war.

Du willst mit dem Film deinen Vater nochmal gebührend verabschieden. Du willst gleichzeitig aber auch die Geschichte über die Ikone Mr. Spock erzählen.

Es ist ganz genau diese Kombination geworden. Wir erzählen sehr detailliert, wie die Figur des Mr. Spock zustande kam, wie sich die Figur im Laufe der Zeit veränderte und warum die Menschen so fasziniert von ihr sind. Das macht tatsächlich den Großteil des Films aus. Aber der gesamte Schlussteil ist dann meine persönliche Hommage an meinen Vater und unsere Beziehung. Meine Verabschiedung von ihm, ein letzter Liebesbrief über meine Gefühle zu ihm.


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