Streamingtipps 3 Filme für eure Watchlist
Im Sommer muss immer alles leicht sein – leichtes Essen, leichte Kleidung und leichte Unterhaltung. Das geht auch anders. Unsere drei Streamingtipps sind das Gegenteil von Sommerlektüre.
Die groteske Story eines Krieges: "War Machine" von David Michôd
General Glen McMahon (Brad Pitt) wird zum neuen Befehlshaber der US-Armee in Afghanistan berufen. Doch der Einsatz der US-Armee für den Wiederaufbau läuft mies, die Soldaten sind planlos und von Dankbarkeit der Zivilbevölkerung kann keine Rede sein. Glenn McMahon ist enttäuscht. Er will in die Geschichtsbücher oder zumindest eine große Parade für seine Verdienste. Er will seinen eigenen Krieg, egal wie klein der auch sein mag – und heckt dafür eine perfide Kampagne aus.
"War Machine" hätte man sicher auch als tragisches Drama erzählen können – schließlich beruht die Story auf wahren Begebenheiten. David Michôd hat aber eine tragische Satire draus gemacht. Dabei schießt er manchmal übers Ziel hinaus, aber gerade dadurch trifft der Film den Nagel auf den Kopf. Ein wichtiges Thema, eine eindeutige Haltung zur Kriegsmaschinerie, dazu Hollywoodnamen wie Ben Kingsley, Brad Pitt und Tilda Swinton – das macht "War Machine" zu einer absolut sehenswerten Netflix-Filmpremiere.
Zu sehen bei Netflix
Das Tier im Menschen: "Wild" von Nicolette Krebitz
Ania (Lilith Stangenberg) ist eine Klischee-Graue-Maus: zierliche Statur, leise Stimme und scheuer Blick. Sie arbeitet als IT-Spezialistin in einem Büro und lebt allein in einem grauen Plattenbau am Rande von Halle-Neustadt. Freunde, Hobbys oder irgendwelche Interessen? Fehlanzeige. Dann begegnet ihr eines Tages mitten im Stadtpark ein Wolf und Ania entdeckt das Tier in sich.
"Wild" erzählt das Märchen vom Wolf als drastische, sehr intime Liebesgeschichte - zwischen Wolf und Mensch. Nacktheit, Sodomie und immer wieder Nahaufnahmen von mit Schweiß, Matsch und Sperma verschmierten Körperteilen überrumpeln den Zuschauer komplett. Das schockt und fasziniert - und hat das im deutschen Kino seltene Prädikat "Kultfilm" verdient.
Zu sehen bei Amazon Prime
Das tragische Leben einer Ikone: "AMY" von Asif Kapadia
Viele erinnern sich noch dran, wie Amy Winehouse bei ihrem letzten Konzert abgemagert, betrunken und völlig hilflos auf der Bühne steht. Die Doku von Asif Kapadia beginnt aber im Jahr 1998. Amy feiert den 14. Geburtstag einer Freundin, sie blödeln und kichern. Dann singt Amy "Happy Birthday" – und es ist ziemlich klar, wie besonders dieses Mädchen ist. Schon die erste Szene geht unter die Haut, trotz oder vielleicht gerade wegen der verwackelten Familienvideos. Die mixt Kapadia wild mit Konzertclips, Paparazzimaterial und Familienfotos und lässt Amys Freunde, Familie, ihre Manager und Weggefährten aus dem Off erzählen.
Kapadia gibt keine Antwort auf die Frage – ob man ihren Tod hätte vorhersehen oder verhindern können. Aber er klagt an: ihren Ex-Mann Blake, ihren karriereversessenen Vater, die Boulevardpresse und uns. Die Welt war dabei und sang lauthals mit: "They tried to make me go to rehab, I said no, no, no."
Zu sehen bei Amazon Prime
Sendung: Hochfahren am 08.06.2017 ab 7 Uhr