Ruhmeshalle Amy Winehouse - Back To Black
Kurz nach ihrem Tod schon wieder in den Charts. "Back To Black" hat Amy Winehouse zum Weltstar gemacht. PULS Moderatorin Kaline Thyroff hat sie 2007 zum Interview getroffen und erinnert sich an ein Album für die Ewigkeit.
Eine dreimal geschiedene, kettenrauchende 60-Jährige aus den Südstaaten der USA – dieses Bild habe ich vor mir, als ich Amy Winehouse zum ersten Mal singen höre. Es ist der Song "You Know I’m No Good" in der Version mit Ghostface Killah.
Seit Jahren liebte ich da schon Soul. Viel davon habe ich auf der Suche nach den Songs kennengelernt, die HipHop-Produzenten wie DJ Premier oder Pete Rock gesamplet haben.
Die Überraschung ist groß, als sich hinter dieser Stimme eine schmächtige, weiße Südlondonerin entpuppt, 23 Jahre alt – ein halbes Jahr jünger als ich.
Beim Interview wirkt sie unscheinbar
Amy Winehouse – Back To Black (Cover)
Als "Back to Black" erscheint, glaubt jeder zu wissen: Amy Winehouse ist ein böses Mädchen mit schlechten Manieren und einem Alkoholproblem. Mindestens.
Anfang 2007 treffe ich sie für ein Interview in London. Sie wirkt klein und trotz Tolle und Tattoos fast unscheinbar. Sie erzählt mir, dass sie gerade ungefähr 20 "Vanity Fair"-Redakteuren Fragen zum Thema Alkohol beantwortet hat und bittet, über was anderes reden zu dürfen. Dann schildert sie mir das Chaos in ihrer Wohnung, und sagt, dass sie sich manchmal zwei Amys wünscht: eine, die machen kann, was sie will und eine, die in Ordnung lebt. Auf "Back To Black" hätte sie manchmal beides geschafft: ein Song übers Chaos sei für sie immer auch ein Stück in Ordnung gebrachte Realität.
Der Sound aus den Motown-Studios – nur vierzig Jahre später
"Back To Black" habe ich in meiner Plattensammlung gleich neben Motown einsortiert, da wo auch Gladys Knight und die Supremes stehen. Die stampfenden Beats und ungestümen Bläser der New Yorker Dap-Kings hätten genauso von den Funk Brothers stammen können, der Motown Studio Band, die bereits vierzig Jahre früher spielte. Amys Stimme passt perfekt dazu.
Nur für ihren Themenkatalog hätte sie Motown-Chef Berry Gordy glatt wieder vor die Tür gesetzt. Der hatte es nämlich lieber niedlich und harmlos.
Was Amy Winehouse singt, ist weniger nett. Es geht ums Trinken, Fluchen, Traurigsein. Darum, dass es manchmal mehr Spaß macht, alte Platten von Donny Hathaway und Ray Charles zu hören, als sich wieder mit irgendwem rumzustreiten.
Ihre Musik verschwindet irgendwann hinter den Schlagzeilen
Fünf Grammys gewinnt Amy Winehouse für "Back To Black". Danach scheint es, als würde sich jeder zweite Sänger mit ein paar Bläsern im Freundeskreis an einem Retro-Soul-Album versuchen. Die meisten kommen an Amys Stimme und Songs nicht ran. Trotzdem verschwindet ihre Musik so langsam hinter abenteuerlichen Schlagzeilen. "Back to Black" wird aber auf jeden Fall da stehen bleiben, wo die Platten für die Ewigkeit sind.