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Games // Trackmania Turbo vs. Bus-Simulator 16 Lieber ins Spaßbad oder ins Versicherungsbüro?

Looping oder Haltebucht? Stunts oder Seniorenticket? Rennbolide oder MAN-Gelenkbus? In unserem Vergleichstest lassen wir "Trackmania Turbo" gegen den "Bus-Simulator 16" antreten.

Von: Christian Schiffer

Stand: 04.04.2016 | Archiv

Szene aus dem Spiel "Trackmania Turbo" | Bild: Ubisoft

Stellt man den Fun-Racer "Trackmania Turbo" und den braven "Bus-Simulator 16" gegenüber, dann ist das auch ein Duell unterschiedlicher Spielphilosophien, ja eigentlich sogar Lebensanschauungen, ach oder sagen wir einfach mal, wie es ist: Die gesamte Menschheit ließe sich wohl aufteilen in "Trackmania"- und "Bus-Simulator"-Spieler.

"Trackmania" oder "Bus-Simulator", das ist eine spielgewordene Demarkationslinie, eine ludologische Wasserscheide, ein prototypischer Entwederoderismus, aufgetürmt aus Bits und Bytes. Es gibt wahrscheinlich nur wenige Menschen auf diesem Planeten, die beide Spiele gespielt haben - und jetzt gehöre auch ich mit dazu. Voll turbo!

Trackmania Turbo: Wie ein Tag im Spaßbad

"Trackmania", das steht seit den frühen Nullerjahren für Hedonismus, Freiheit, Verspieltheit, Kreativität und Verrücktheit, und diese Traditionen, die bedient auch "Trackmania Turbo": Mit blitzschnellen Fantasyautos flitze ich durch amerikanische Canyons und französische Wälder, pese durch Fußballstadien, heize durch Tunnels und durch Schlamm, wirble den Sand südasiatischer Traumstrände auf und finde es richtig gut, dass hier skurrile Achterbahnkonstruktionen einfach mal so zur Rennstrecke umfunktioniert werden.

Und als wäre das alles nicht schon irre genug, gibt es sogar einen kooperativen Modus, bei dem man zusammen ein Auto steuert. Und das spielt sich genauso, wie man es sich vorstellt: Zu zweit steuert man ein und das selbe Auto. Gleichzeitig. Gerne hätte ich das ausprobiert, nur leider habe ich niemanden gefunden, der Lust darauf hatte, an einem frühlingshaften Sonntagnachmittag zusammen mit mir ein Auto über einen grellbunten Achterbahnparcours zu lenken. Das kann natürlich an mir liegen, oder vielleicht auch daran, dass ich viel zu viele Bus-Simulator-Typen in meinem Bekanntenkreis habe.

Bus-Simulator 16: Wie ein Tag bei der Hamburg-Mannheimer

Denn der "Bus-Simulator 16", der steht für Behäbigkeit, für Vollkasko-Mentalität, aber auch für eine Art von biederer Tresen-Coolness und für gut abgehangenes Malochertum. Ich gründe also ein Busunternehmen, fahre 2-Türerbusse, 3-Türerbusse und später auch Gelenkbusse durch eine trostlose amerikanische Fantasiestadt. Ich versuche pünktlich zu sein, verkaufe Fahrkarten und beachte die Verkehrsregeln. Nun, das kann man machen, das hat seine Berechtigung, das kann entspannend sein, das alles könnte sich vielleicht sogar ein wenig so anfühlen wie ein unbedeutendes 1:1 zwischen dem VfL Bochum und dem MSV Duisburg an einem gemütlichen Zweitliga-Spieltag im Rewirpowerstadion.

Doch das tut es nicht und das wiederum hat einen einfachen Grund: Der "Bus-Simulator 16" ist ein echtes Kackspiel. Kacksteuerung, Kackfahrphysik, Kackgrafik, Kackalles. Der "Bus-Simulator 16" ist so scheiße, dass sogar die Bus-Simulator-Hälfte der Menschheit mit "Trackmania Turbo" mehr Spaß haben wird. Man muss dem Hersteller Stillalive fast schon dankbar dafür sein, dass es die Menschheit in diesen schwierigen Zeiten wieder ein bisschen zusammenrücken lässt.

Und so atme ich einmal durch, beende den "Bus-Simulator 16", schaue in die Ferne und hauche staatstragend ins Nichts: Heute sind wir alle Trackmania-Spieler.


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