TV & Serie // Big Little Lies Der erste Eindruck ist nicht alles
Ein Mord, fünf Grundschulmütter und eine kleine, beschauliche Küstenstadt - Gähn! Dank Nicole Kidman, Reese Witherspoon und Shailene Woodley aber ganz großes Serien-Kino.
Drei Grundschulmütter, ein Mord und die üblichen bösen Intrigen gelangweilter Kleinstädter - das ist, grob gesagt, die nicht so wahnsinnig spannende Handlung von "Big Little Lies". Aber wie sagt man so schön: Der erste Eindruck ist nicht alles. Und das könnte sowas wie das Mantra der Serie sein. Aber von vorn:
Die Spendengala für die Privatgrundschule ist in vollem Gange. Die Eltern hängen an ihren Drinks. Und plötzlich - ist jemand tot. Die Anwesenden werden verhört und die Gerüchteküche in der kalifornischen Kleinstadt brodelt. Es wird ermittelt. Im Verhör spielt es aber keine Rolle, wer das Opfer ist. "Big Little Lies" konzentriert sich in kunstvoll montierten Rückblenden auf die Wochen vor dem Mord.
Ach, so schön hier!
Alles beginnt am ersten Schultag. Jane (Shailene Woodley), Mitte zwanzig und neu in der Stadt, macht zufällig Bekanntschaft mit Patchwork-Mutti Madeline (Reese Witherspoon) - schrill, überengagiert und unaufgefordert hilfsbereit. Zusammen mit deren einziger Freundin Celeste (Nicole Kidman) nimmt Madeline den Neuankömmling Jane unter ihre Fittiche. Das ist der Anfang allen Übels. Dabei sind diese beiden reichen Außenseiter-Moms das Beste, was der jungen alleinerziehenden Mutter passieren konnte.
Genau wie Jane staunen wir über das Leben der anderen Eltern: Top-gestylte Häuser mit Strandzugang, liebenswürdig-aufmüpfige Kinder, teure Autos und Klamotten. Alles so perfekt hier, in der beschaulichen Küstenstadt Monterey! Aber das ist nur der erste Eindruck. Die Abgründe in den perfekt dekorierten Schlafzimmern sind so tief und steil, wie die pittoresken Klippen vor der Haustür. Und ein Sturm zieht auf: Madeline steht zwischen gleich drei Männern, der Vater von Janes Sohn ist ihr Vergewaltiger und Celestes leidenschaftlicher Vorzeigemann (Alexander Skarsgård) ist gewalttätig.
Abgedroschene Story brillant gespielt
Ja, die Story klingt erstmal abgedroschen, genau wie die Charaktere. Aber sie werden so brillant und liebevoll gespielt, dass man förmlich am Bildschirm kleben bleibt. Gäbe es einen Oscar für Serien, Nicole Kidman hätte ihn mehr als verdient. Sie schafft es, der verschlossenen Celeste unheimlich viele Nuancen zu verpassen - wie bei einer Porzellanfigur, die immer mehr Risse bekommt, bis ihr Inneres nach außen blitzt. Kidman ist der Star dieser Serie - auch wenn man das so fast nicht sagen kann. Neben ihr sind ja auch noch Hollywoods Reese Witherspoon, Shailene Woodley und Laura Dern zu sehen.
Bleibt man dran, merkt man, dass "Big Little Lies" alles ist: Kammerspiel, schwarze Komödie, Thriller und Seifenoper - mit dem perfekten Soundtrack. Zwei Folgen weniger hätten‘s zwar auch getan, aber sogar in den schwächsten Momenten ist "Big Little Lies" ein großes Vergnügen und das liegt allein an den fabelhaften Darstellerinnen. Wer da jetzt jemanden umgebracht hat - und vor allem wer das Opfer ist - das ist bis zur letzten, wirklich überraschenden Folge maximal egal. Und trotzdem landet "Big Little Lies" 2017 auf jeden Fall auf meiner Bestenliste.
„Big Little Lies“ könnt ihr im Original und auf Deutsch streamen bei allen Video-on-Demand-Anbietern und in der Flatrate bei Sky Go und Sky Ticket. Im Fernsehen läuft die Serie ab 16.06.2017 auf Sky Atlantic HD um 21.20 Uhr.
Sendung: Filter, 24.05.2017 - ab 15 Uhr