TV & Serie // Friends from College Scheiß aufs Erwachsenwerden

Man kann zwar älter werden, aber wirklich erwachsen wird man eigentlich nie. Und das gilt nicht nur für uns, sondern auch für unsere Freunde. Selbst wenn die mal erfolgreiche Anwälte oder Geschäftsleute sein sollten, wir wissen noch genau, wie sie damals vollbesoffen auf die Sommerrodelbahn gekotzt haben.

Dieses Gefühl, dass die eigene Jugend nie wirklich vorbei ist, fängt die Serie "Friends from College" perfekt ein. Im Zentrum steht eine Clique, die sich an der Uni kennengelernt hat. Jetzt haben alle ernsthafte Jobs mit allem Zipp und Zapp - aber sie treffen genauso dumme Entscheidungen wie früher. Zum Beispiel Ethan. Der schläft seit Jahren mit Sam – auch Teil der Clique. Obwohl beide verheiratet sind.

Zwischen den Stühlen

Ethan ist das Zentrum der Clique. Er ist Schriftsteller, hat schon einige Meisterwerke aus dem Ärmel geschüttelt, aber ein Bestseller war nicht dabei. Finanziert wird er von seiner Frau Lisa - eine Anwältin, die natürlich nichts von Ethans Betrug weiß. Aber Lisa will jetzt endgültig ernst machen und erwachsen werden. Ein Neustart in New York soll es sein. Und sie will ein Kind von Ethan, notfalls mit künstlicher Befruchtung. Aber auch seine Affäre Sam macht ernst. Sie will es sich zwar nicht eingestehen, aber Ethan und Sam lieben sich. Eine Entscheidung muss her: Entweder bekommt er ein Kind mit seiner Frau oder der Freundeskreis zerbricht.

Vor und hinter der Kamera: Stars, Stars, Stars

Eigentlich hat "Friends from College" alle Zutaten für einen Serienhit. Hinter der Kamera steht mit Nichols Stoller ein erfahrener Comedy-Macher. Beinahe bei jeder erst- und auch zweitklassigen Komödie der letzten 15 Jahre hatte der irgendwie seine Finger im Spiel. Dann ist da noch der Cast: mit Keegan Michael Key aus "Key & Peele" und Cobie Smulders aus "How I Met Your Mother" hat die Serie zwei echte Dickschiffe des Comedy-Business am Start. Und das Setting der nie erwachsen geworden Großstädter ist zwar abgegriffen, aber ok. Trotzdem kickt die Serie irgendwie nicht. Hauptschuld daran trägt Ethan. Denn der ist gleich ab der ersten Minute unsympathisch.

Aus purer Faulheit weitergeschaut

Die Serie konzentriert sich aber weniger auf die Geschichte einer ganzen Clique als auf die Geschichte Ethans. Für diesen kleinen Rant musste ich gerade noch mal alle Namen der anderen Freunde nachschlagen - so wenig blieb nach einer kompletten Staffel hängen. Zu Ende geschaut habe ich "Friends from College" zwar. Aber nicht, weil es ein brillantes Comedy-Feuerwerk ist. Sondern weil die Serie gerade gut genug ist, dass ich meinen Arsch nicht von der Couch gehoben hab. Schade eigentlich.

Sendung: Hochfahren vom 18.07.2017 ab 7 Uhr