TV & Serie // Blindspot Schaut lieber noch mal Law & Order
In einer ans FBI adressierte Reisetasche wird eine nackte, komplett tätowierte Frau gefunden. Und die kann sich an nichts erinnern. Beste Voraussetzungen für eine spannende Mysteryserie. Leider macht "Blindspot" aber alles falsch.
Der Times Square ist komplett abgeriegelt, kein Mensch weit und breit. Blaulicht und Sirenen signalisieren Terrorgefahr. Natürlich: Mitten im Vergüngungszentrum New Yorks wurde eine verdächtige Reisetasche gefunden, adressiert ans FBI. Und jetzt steht alles still.
In der Reisetasche ist keine Bombe. Dafür aber eine nackte Frau, die von Kopf bis Fuß tätowiert ist. Und die sich an nichts erinnern kann. Praktischerweise prangt auf ihrem Rücken der Name eines FBI-Agenten: Kurt Weller. Blöd nur, dass er die Frau auch nicht erkennt.
So vorhersehbar wie ein Vorabendkrimi
Bis zu diesem Moment ist "Blindspot" super spannend. Ganze sechs Minuten lang. Alles, was danach kommt, kann der Zuschauer sich easy selbst zusammenreimen: Der FBI-Ermittler und die mysteriöse Unbekannte gehen von Folge zu Folge einer neuen Tätowierung auf die Spur, verhindern dabei diverse Verbrechen und kommen sich natürlich schnell sehr nahe.
Das ist so einfach wie vorhersehbar. Und einfach unfassbar langweilig. Dabei hat die Serie fast alles, was ein unterhaltsamer Mysterythriller braucht: eine Regierungsverschwörung, verwirrende Flashbacks und eine spannende Hauptfigur, die zwar keine Erinnerungen hat, aber dafür kämpft wie eine Supersoldatin. Das ergibt ziemlich viel Action.
"Blindspot" verschwendet Potenzial
Leider macht Blindspot daraus aber überhaupt nichts. Die Tattoos von Jane Doe - so wird die Tattoo-Lady einfach genannt - sind bloß ein billiges Gimmick, damit jede Woche ein neuer Fall aufgeklärt werden kann. Warum diese Hinweise einer Frau auf den Körper tätowiert werden mussten, das interessiert in der Serie niemanden so richtig. Warum ein FBI-Agent in einem Fall ermitteln darf, in den er selbst irgendwie verwickelt zu sein scheint? Auch das interessiert keinen. Vieles an der Serie ist einfach so unlogisch, dass es schwerfällt sich auf die Geschichte einzulassen.
Dazu jagt die Serie in einem irren Tempo durch die ohnehin total konstruierte Story - statt sich Zeit zu nehmen für die Hauptfigur und ihre traumatischen Erfahrungen. Wer von seiner Abendunterhaltung eh nicht mehr erwartet und sich auch mit "Cobra 11" blendend amüsiert, der könnte auch mit "Blindspot" seinen Spaß haben. Allen anderen rate ich dazu, das zu machen, was ich tue: umschalten.
"Blindspot" läuft ab 8. September 2016 immer donnerstags, 20:15 Uhr, bei SAT.1
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