Nebendarsteller in Coming of Age-Filmen Wieso diese fünf Sidekick-Typen so wichtig sind
Sie sind masterplanlos, aber immerhin nicht allein: In Coming of Age-Filmen haben die Hauptfiguren oft einen oder mehrere Sidekicks. Im Film erfüllen sie eine bestimmte Rolle - und sind deswegen ähnlich wichtig wie der Held.
Der neue Film-Hit "Lady Bird" beweist es: Sidekicks machen jede noch so coole Hauptfigur noch besser. In "Lady Bird" wäre Christine nichts ohne ihre Sidekicks - ihre Freundinnen. Eine Ode an die die heimlichen Hauptrollen: die Nebendarsteller.
Sidekick-Typ 1: BFF(s) - oft mit on/off-Phasen
Was wäre Bambi ohne Klopfer, Harry Potter ohne Hermine und Ron oder Lady Bird ohne ihre beste Freundin Julie? Richtig: aufgeschmissen, und das gar nicht mal so selten. BFFs sind unzertrennlich wie Rührei - in Coming of Age-Filmen wie auch im echten Leben. Zumindest meistens. Weil manchmal, das bringt dieses verdammte Erwachsenwerden leider mit sich, kommt es zu Situationen, die die gesamte Freundschaft auf die Probe stellen. Und die kann an so was schon mal zerbrechen. Aber nicht alles, was lange währt, ist gut. Insbesondere, wenn es sich dabei um Freundschaftspausen handelt. Deswegen erkennen Held und Sidekick idealerweise, dass BFFs weitaus seltener sind als Rührei und man - FFS! - gefälligst so einträchtig wie Bambi und Klopfer durchs Leben hoppeln sollte.
Film- / Streamingtipps
Beanie Feldstein in "Lady Bird" (ab 19.04.2018 im Kino)
Chris Walley in "The Young Offenders" (Netflix)
Ben Affleck in "Good Will Hunting" (Netflix, amazon Prime Maxdome)
Sidekick-Typ 2: Der altersweise oder liebenswürdige oder einfach nur irgendwie andere Nerd
Eigentlich ist auch der Nerd ein BFF. Aber weil der Nerd mit seinen Gedanken oft in anderen Sphären abhängt, ist er als Sidekick vielschichtiger. Er kontrastiert mit der Hauptfigur, ist aber nie komplett gegensätzlich. Denn das würde auch im echten Leben nicht funktionieren. Im Unterschied zum am Ernst des Lebens nagenden Protagonisten ist der Nerd-Sidekick komisch, manchmal sogar mit Absicht. Außerdem besitzt er bestimmte Fähigkeiten, die der Hauptfigur in Coming of Age-Filmen weiterhelfen. Oft sind es Computerskills, wie die von Ned Leeds in "Spider-Man: Homecoming". Oder der Nerd ist ein musikalisches Genie, wie Eamon in "Sing Street". Da die emotionale Ebene weniger ausgeprägt ist als beim BFF, kommt es mit Nerds seltener zum Streit - das macht sie nochmal liebenswürdiger.
Film- / Streamingtipps
Mark McKenna in "Sing Street" (amazon Prime)
Tony Revolori undn Kiersey Clemons in "Dope" (Netflix)
Christopher Mintz-Plasse in "Superbad" (Sky Ticket)
Sidekick-Typ 3: Das fast platonische Love Interest
Weil Erwachsenwerden nicht zu den einfachsten Dingen des Lebens gehört, ist dieser komplizierte Sidekick in Coming of Age-Filmen einer der am häufigsten auftretende. Denn was könnte komplizierter sein als ein Freund oder eine Freundin, für die man plötzlich Gefühle entwickelt? Und man nicht weiß, was man tun oder sagen soll, weil - zumindest bei Jungs - im Adamsapfel plötzlich der Wurm drin ist? Also schweigt man, ertrinkt leise im emotionalen Tsunami und alles ist wie immer, nur schlimmer. Hat der Verliebte doch einen Mutanfall und macht den Mund auf, hilft das oft kaum weiter, weil die Gefühle in solchen Fällen meist einseitig sind und das Herz auseinanderbricht wie Zwieback. Das schmerzt, stärkt aber für die Zukunft. Außerdem können gebrochene Herzen ebenso wie Freundschaften wieder zusammenwachsen. Und die halten sowieso länger als Beziehungen.
Film- / Streamingtipps
Emma Watson in "The perks of being a wallflower / Vielleicht lieber morgen" (Netflix)
Elle Fanning in "20th Century Women/ Jahrhundertfrauen"
Blær Hinriksson in "Heartstone / Herzstein"
Sidekick-Typ 4: Der Coole von der Schule - oder von einem anderen Planeten
Dieser Sidekick tritt in Coming of Age-Filmen vor allem dann auf, wenn der Held von First World Problems zerfressen wird. Während das permanente Hinterfragen von sich und der Welt im Allgemeinen dazu führt, dass der Held grübelt, grübelt und studiert, nimmt der grundgechillte Sidekick das Leben eher sportlich. Er ist dabei oft angenehm unbequem und sagt dem Zweifler mitten ins Gesicht, was dessen Fehler sind und dass er sich besser mal zusammenreißen sollte. Seine großen Talente sind es, dem Helden in den Hintern zu treten, ihn aufzurichten und ihm ein Mantra einzutrichtern, das in der Quintessenz immer gleich lautet: Hilf dir selbst, dann geht's dir besser. Man stelle sich mal vor, was aus dem 17-jährigen Luke Skywalker geworden wäre, wenn ihn Han Solo in Episode IV nicht permanent getrietzt hätte. Ein Jedimeister? Wohl kaum.
Film- / Streamingtipps
RJ Cyler in "Me and Earl and the dying girl"
Buzz Lightyear in "Toy Story 1 – 3" (Sky Ticket)
Kate Hudson in "Almost Famous" (Sky Ticket)
Sidekick-Typ 5: Wahlverwandte – der väterliche Freund und Mentor
Apropos Luke Skywalker. Der kleine Padawan hat mit Han Solo nicht nur die coolste Socke der ganzen Galaxie an seiner Seite. Mit Obi-Wan Kenobi hat er auch einen väterlichen Freund, der ihm beim Erwachsenwerden hilft. Dieser Sidekick nimmt in Coming of Age-Filmen eine spezielle Funktion ein. Er ersetzt die Eltern – entweder, weil es sie nicht gibt (Luke) oder weil der Held mit seinen leiblichen Erziehungsberechtigten null klarkommt (im Großen und Ganzen alle anderen Coming of Age-Helden... und Luke). Ihre Funktion ist klar wie kaltes Wasser: Sie unterrichten den Helden und geben ihm so viel Altersweisheit mit auf den Weg wie er nur aufnehmen kann. Weil auch der lernwilligste Held weiß, dass Unterricht maximal halb so sexy ist wie das restliche Leben, ist der väterliche Freund allerdings nie so präsent wie andere Sidekicks.
Film- / Streamingtipps
Woody Harrelson in "The Edge of Seventeen"
Richard Harris in "Harry Potter"
Ewan McGregor in "Star Wars I – III" und Alec Guiness in "Star Wars IV – VI" (Netflix, außer Episode IV)
Sendung: Filter vom 06.04.2018 - ab 15 Uhr