Wenn Lieder eine Story erzählen Die sieben wichtigsten Songs aus Dark
In erster Linie kennt man die deutsche Netflix-Produktion "DARK" wegen ihrer paradoxen Zeitreise-Brainfucks. Aber auch in der Musik wird rein gar nichts dem Zufall überlassen. Obacht, Spoiler!
Manche mögen Ben Frosts Filmmusikkompositionen in der gehypten Familiensaga-Serie "Dark" überladen finden. Gefühlt alle zwei Sekunden wird mit einem epischen musikalischen Zaunpfahl gewunken: "Achtung, jetzt wird's spannend!" Da überhört man leicht die eigentliche Stärke der Serie: die verwendeten Songs. Von leise-atmosphärisch bis clever-metaphorisch, wir stellen euch die sieben wichtigsten vor.
Apparat: "Goodbye"
Das vielleicht einzige Serien-Intro, das niemand skippen will. Zwischen den kunstvollen Kaleidoskop-Spiegelungen haucht Anja Plaschg uns die zarten Lyrics entgegen. Anja Plaschg, da klingelt doch was? Ja, mit der Stimme der als Soap&Skin bekannten Sängerin auf Apparats Klangteppich haben sich hier gleich zwei PULS-Lieblinge auf einem Track versammelt. "Goodbye" bietet den stimmungsvollen Einstieg in die rund einstündigen Folgen satter Mystery. Soap&Skin scheint dabei nicht nur Liebling von PULS, sondern auch den Machern der Serie zu sein: In Folge 5 von Staffel 1 erscheint sie noch einmal mit ihrem eigenen Track "Me And The Devil".
Serien-Freaks erfahren vielleicht beim Gucken des Intros ein kleines Déjà-Vu: "Goodbye" wurde nämlich auch in Breaking Bad verwendet - im nicht weniger epischen Finale der 4. Staffel um Kartell-Strippenzieher Gustavo Frings.
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Apparat - Goodbye - Dark (Netflix) Theme Song
Nena: "Irgendwie, irgendwo, irgendwann"
Nenas NDW-Hit taucht in "Dark" immer wieder in der Zeitebene von 1986 auf und dient somit als Marker zur kulturellen und zeitlichen Einordnung - und die hat wohl keine Serie so dringend nötig wie "Dark". Durch wahnsinnig bekannte 80s-Hits wie "Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann" oder "Never Gonna Give You Up" spart es sich die Serie, bei jedem Zeitebenen-Sprung eine nervige Texttafel einzublenden. Eigentlich ganz praktisch.
"Dark" setzt diese Party-Kracher übrigens auch ganz gezielt in den besonders grausamen Szenen ein: Bei den Kinder-Experimenten etwa oder im Radio vor einem Autounfall. Damit schafft die Serie eine ziemlich gute Dissonanz zwischen Aufschwung-Stimmung und Bedrohlichkeit. Da liegen Nostalgie und Horror plötzlich ganz nah beieinander.
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Nena - Irgendwie Irgendwo Irgendwann (Original 1984)
Agnes Obel: "Familiar"
Das Stilmittel, das "Dark" meisterhaft beherrscht, ist die Montage - oft gegen Ende einer Folge. Die Kamera fährt wie ein Geist noch einmal an allen Figuren vorbei, die in der Folge wichtig waren, und zeigt ihre aktuellen Gemütszustände und Konflikte. Besonders eindrücklich unterstreicht solche Szenen die dänische Pianistin Agnes Obel: Am Ende der dritten Folge zum Beispiel, als die jungen und alten Ichs im Splitscreen gegenübergestellt werden - ja, da kamen uns einige "familiar" vor. Props an das irrsinnig gute Casting, das die zueinander passenden Schauspieler*innen gefunden hat.
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Agnes Obel - Familiar (Official Video)
Kreator: "Pleasure To Kill"
Der Lieblingssong des Teenagers Ulrich Nielsen im Jahr 1986. Als Egon Tiedemann ihn besucht und den Track hört, spricht er ihn auf eine besonders brutale Liedzeile an: "My only aim is to take many lives, the more the better I feel". Als dann der erwachsene Ulrich vom jüngeren Egon im Jahr 1953 festgenommen wird, zitiert Ulrich im Wahn diese Zeile - doch Egon kann damit natürlich nichts anfangen, da der Song erst 33 Jahre später erscheint.
Übrigens: Als das gleichnamige Album der deutschen Band Kreator mit dem Song im Jahr 1986 erscheint, wird es eines der einflussreichsten Death-Metal-Alben überhaupt. Und wer denkt, die zitierte Textzeile "My only aim is to take many lives..." ist nur gewählt, weil sie badass klingt? Denkste! Sie wird im Song nämlich genau ab Sekunde 0:33 gesungen. Der 33-Jahre-Zyklus konsequent durchgezogen. Mind. Blown.
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Kreator - Pleasure to Kill
Bonaparte: "Melody X"
Bonaparte, der frühere Punk-Bohème, hier mal ganz ruhig und reduziert. Tobias Jundt besingt eine Person, die alles verloren hat - und gibt ihr gleichzeitig Hoffnung. Passt wie die Faust aufs Auge: Als der Song in "Dark" auftaucht, begreiFt der junge Egon Tiedemann gerade, dass seine Frau die Untermieterin liebt. Der alte Ulrich Nielsen steckt unterdessen in der geschlossenen Anstalt fest. Dieses bisschen Hoffnung in Akkordform können sie gut gebrauchen.
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BONAPARTE - MELODY X (Music Video)
Alev Lenz: "May The Angels"
Vor zehn Jahren noch hatte man vermeintlich als Youtuber die größten Chancen, mit seiner Musik bekannt zu werden. Heute sind die neuen Hype-Beförderer Serien! Die Münchner Musikerin Alev Lenz ist quasi noch ein Geheimtipp, aber in Serien geht ihre Musik langsam aber sicher durch die Decke. Nachdem einer ihrer Songs in "Black Mirror" lief, untermalt jetzt ihr creepy-chorales "May The Angels" in "Dark" perfekt den Moment, als Jonas 1921 in einem kirchenhaft anmutendem Bau das von Sic Mundus geschaffene Higgs-Feld entdeckt.
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May the Angels (from "Dark")
Peter Gabriel: "My Body Is A Cage"
"My Body Is A Cage" kennt man vielleicht eher im gitarrigen Original der Indierock-Superstars Arcade Fire. In dieser Version hat ihn Ex-Genesis-Frontmann Peter Gabriel für sein Cover-Konzeptalbum "Scratch My Back" fulminant mit Orchester eingespielt - seine selbst auferlegte Regel lautete: Keine Gitarre, keine Drums. Die hätten auch nur gestört im hochemotionalen zweiten Staffelfinale. Kurz nach dem vielleicht schockierendsten Moment, als Adam Martha erschießt, trifft uns das leise Klavier am direktesten: "My body is a cage that keeps me dancing from the one I love." Ein perfekter Song für diesen Moment voll Verzweiflung, bis die Streicher einsetzen, die einen hoffen lassen: Ja, vielleicht ist der Körper ein Käfig, und Raum und Zeit sind vorbestimmt. Doch vielleicht gelten in anderen Dimensionen andere Gesetze.
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Peter Gabriel - My Body is a cage
Alle Songs aus DARK im Überblick:
Goodbye • Apparat
You Spin Me Round (Like a Record) • Dead or Alive
Irgendwie, irgendwo, irgendwann • Nena
Nightfall • Mimi Page
Industry • Mire Kay
Anthracite Fields: IV. Flowers • Choir of Trinity Wall Street, Bang on a Can All-Stars & Julian Wachner
Partita: III. Courante • Roomful of Teeth
Shout • Tears for Fears
Pleasure To Kill • Kreator
The Look of Love, Pt. 1 • ABC
Familiar • Agnes Obel
Keep the Streets Empty For Me • Fever Ray
Me and the Devil • Soap&Skin
Enter One • Sol Seppy
I Ran (So Far Away) • A Flock of Seagulls
Gisela • Detlev Lais
Cow Song • Meredith Monk & Collin Walcott
Es wird ja alles wieder gut • Detlev Lais
Fridolin (Ich hab' nichts anzuzieh'n) • Nana Gualdi
Wishing Well • Stomper
When I Was Done Dying • Dan Deacon
A Quiet Life • Teho Teardo & Blixa Bargeld
Snow • Ben Frost
Jeanny • Falco
It's Happening Again • Agnes Obel
Never Gonna Give You Up • Rick Astley
Being Boiled (Fast Version) • The Human League
Suspicious Minds • Elvis Presley
Thunder • RY X
Kiss And Tell • Donna Cristy
Melody X • Bonaparte
The World Retreats • David O'Dowda
May the Angels • Alev Lenz
Heaven is a Place on Earth • Belinda Carlisle
I Pretend • Kim Carnes
Twisted Olive Branch • Asaf Avidan
God's Whisper • Raury
My Body Is a Cage • Peter GabrieL
Sendung: Skip Intro - Der Serienpodcast von PULS