Trump-Bashing und Clinton-Diskussion Wie die Gilmore Girls den US-Wahlkampf 2016 vorausgesagt haben
Vor acht Jahren lief die letzte Folge der "Gilmore Girls" im deutschen TV. Wer die Serie jetzt noch mal anschaut, merkt: Hillary Clinton sollte die Gilmores als Wahlkampfmanagerinnen engagieren. Die kennen sich aus mit Politik.
Vor ziemlich genau acht Jahren, als sich die Präsidentschaft von George W. Bush dem Ende neigte, mussten wir uns von Lorelai und Rory Gilmore verabschieden - dem besten Mutter-Tochter-Gespann der Fernsehgeschichte. Aber seit diesem Jahr wissen wir: Es geht weiter! Am 25. November 2016, und damit gut zweieinhalb Wochen nach der diesjährigen Präsidentschaftswahl zwischen Hillary Clinton und Donald Trump, bringt Netflix vier neue Folgen der "Gilmore Girls" raus. Zeit, um sich die alten sieben Staffeln noch mal anzugucken, denn die Gilmore Girls reden nicht nur über Männerprobleme, sie sind auch ziemlich politisch.
Hillary Clinton ist Rorys Vorbild
"Gilmore Girls" ist durch und durch geprägt von unabhängigen und mutigen Frauen. Dementsprechend ist Rory Gilmore Fan von Hillary Clinton und will bei ihrer College-Bewerbung sogar einen Aufsatz darüber schreiben, warum sie so gerne wäre wie Clinton. Sie glaubt, dass Clinton eine gute Präsidentin wäre. Wohl gemerkt: Die entsprechende Folge lief in den USA bereits 2003 – da war Hillary Clinton zwar die erste Frau, die nach ihrer Zeit als First Lady als gewählte Abgeordnete im US-Senat saß - von einer Präsidentschaftskandidatur aber noch weit entfernt.
Kurze Zeit später hat Lorelai dann ihre Fähigkeiten als Wahrsagerin unter Beweis gestellt, als sie 2004 in einer Folge sagte: "Wir sehen uns, wenn Hillary Präsidentin ist." Das war drei Jahre bevor Hillary Clinton überhaupt zum ersten Mal öffentlich erklärte, dass sie Präsidentin der USA werden will. Natürlich ist Lorelai hochgradig sarkastisch. Sie träumt vielleicht von einer Präsidentin Hillary Clinton, aber wahrscheinlich rechnet sie nicht damit, dass es mal soweit kommt. Recht könnte sie trotzdem gehabt haben: Hillary Clinton steht jetzt im selben Jahr zur Wahl, in dem wir die Gilmore Girls endlich wiedersehen.
Allerdings gibt es bei den "Gilmore Girls" auch die Anti-Hillary-Position: Als Rorys Freundin Paris nämlich mal Streit mit ihrem politisch ambitionierten Freund hat, erklärt Paris: "Ich will nicht seine Hillary sein. Ich will nicht 100 Jahre warten, während er seine Sachen durchzieht und wenn ich mal ne Chance kriege, bin ich zu alt, um es zu genießen."
Paris Geller IST quasi Hillary Clinton
Diese Einstellung hat wahrscheinlich auch damit zu tun, dass Paris' eigene politische Karriere wirklich sehr an die von Hillary Clinton erinnert. Man könnte sogar meinen, die Autoren von "Gilmore Girls" hätten die Zukunft vorhergesehen:
In Staffel 2 will Paris Präsidentin des Schülerparlaments an ihrer High School werden. Kompetent genug ist sie dafür auf jeden Fall. 90 Prozent ihrer Mitschüler sagen, sie sei am besten für den Job geeignet. Paris hat nur ein Problem: Die Leute haben Angst vor ihr und mögen sie nicht. Deswegen wollen ihre Mitschüler sie nicht wählen.
Ganz ähnlich ergeht es ja momentan auch Hillary Clinton. 2008 unterliegt sie dem deutlich charismatischeren Barack Obama in der Vorwahl der Demokraten, dieses Jahr ist sie ist als ehemalige First Lady, Senatorin des Staates New York und US-Außenministerin eindeutig intelligenter, kompetenter und erfahrener als ihr Kontrahent Donald Trump, dessen politische Karriere sich auf ein paar zurückgezogene Kandidaturen beschränkt. Trotzdem wollen viele Wähler nicht für sie Stimmen - sie sei zu kalt, zu berechnend, zu elitär.
Paris hat sich am Ende dafür entschieden, gemeinsam mit der deutlich beliebteren Rory zu kandidieren. Ein kluger Schachzug, denn die beiden gewinnen die Wahl. Hillary Clintons "Rory" heißt Tim Kaine. Der spricht fließend Spanisch – und kann damit vielleicht den ein oder anderen wichtigen Latino-Wähler von sich überzeugen.
Keine Chance für Trump
Die Gilmore Girls würden also definitiv für Hillary Clinton stimmen. Donald Trump, seine (Ex-)Frauen und Kinder bekommen in der Serie nämlich regelmäßig eine richtige Watschn. Als Lorelai zum Beispiel ihre beste Freundin und Kollegin Sookie fragt, wem wohl das kleine Hotel gehört, das die beiden kaufen wollen, antwortet Sookie:
Eigentlich müsste Lorelais Frage jetzt lauten: "Was glaubst du, wer wird Präsident der USA?" Die Antwort wäre wohl die gleiche.
Wird Rory im Weißen Haus landen?
Dass die Gilmores die Demokraten unterstützen, ist eingefleischten Fans also schon seit Jahren klar. Die Zeichen sind offensichtlich: in den früheren Staffeln wird der damalige, republikanische US-Präsident George W. Bush immer wieder für den Irakkrieg kritisiert, sei es weil Lorelai Ende der dritten Staffel nur noch Klamotten mit Peace-Logo trägt oder Rory in der fünften Staffel ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Give Bush a Wedgie". Und im Zimmer von Rorys bester Freundin Lane hängt ein Filmposter von "Fahrenheit 9/11", also zu der Doku, die unter anderem beleuchtet, welche Geschäftsverbindungen die Bushs zu Teilen der bin-Laden-Familie hatten.
Rory hatte schon damals einen guten Riecher, was US-Politik angeht: In der bisher letzten "Gilmore Girls"-Folge schließt sie sich dem Journalisten-Tross an, der den damaligen demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama auf seiner Wahlkampftour begleitet.
Seitdem fragt sich jeder: Was ist wohl aus Rory geworden? Die Frage wird auf jeden Fall in den neuen Folgen beantwortet und Gerüchte haben durch diesen Tweet von Netflix neue Nahrung bekommen:
Rory, nicht Schauspielerin Alexis Bledel, besucht die echte First Lady Michelle Obama im Weißen Haus. Gut, bei dem Besuch ging es vor allem um Obamas Kampagne "Let Girls Learn", aber wer weiß? Vielleicht hat es Rory in den Stab der Präsidentenfamilie geschafft? Ende November erfahren wir mehr – über die Gilmores und darüber, ob sie Recht hatten mit ihrer Vorhersage zur US-Wahl 2016.