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Im Kino // Eddie the Eagle Warum der schlechteste Skispringer der Welt auch der coolste ist

Zielsicher landete er bei den Olympischen Spielen in Calgary 1988 auf dem letzten Platz - zwei Mal. Trotzdem lieben ihn die Fans noch heute. Jetzt läuft ein Kinofilm über den wohl schlechtesten Skispringer der Welt - zu Recht.

Von: Uli Knapp

Stand: 30.03.2016 | Archiv

Eddie the Eagle | Bild: picture-alliance/dpa

Skispringen - das hab ich früher gerne in der Glotze geschaut. Und irgendwann war er dann immer an der Reihe: Eddie "the Eagle" Edwards aus England. Ein sensationell schlechter Springer, der es trotzdem zu den Olympischen Spielen geschafft hat. Eddie zeigte sich gern in lustigen, bunten Klamotten und mit diesem Gesichtsfasching aus dicker Panzerglas-Brille unter der Skibrille, hellem Porno-Schnurri quer über der Oberlippe und einem Kiefer, der vorsteht wie eine Mini-Skisprungschanze.

Es einfach mal wagen

"Ich bin der bestaussehende Skispringer überhaupt," behauptet er und lächelt schelmisch. In Wahrheit ist Eddie sicher nicht der hübscheste, wohl aber der bekannteste Skispringer aller Zeiten - ohne, dass er jemals etwas gewonnen hätte. Er ist die coolste Sau südlich von Finnland, weil er ein genialer Dilettant ist. Er macht, was er liebt - kann es aber nicht. Zum Beispiel von einer 70 Meter langen Schanze hüpfen - ohne es richtig zu beherrschen.

"Ich habe immer schon Dinge riskiert und mich herausgefordert. Skispringen war eines dieser Dinge. Ich habe mich getraut und es war großartig."

- Eddie the Eagle, ehemaliger Skispringer

Das macht die Faszination für Eddie the Eagle aus. Er verkörpert den chancenlosen Außenseiter, dem man "Hals- und Beinbruch" wünscht und der das dann wörtlich nimmt. Er hat sich im Lauf seiner Karriere fast alles gebrochen: Rippen, Schlüsselbein, Teile des Knies, den Kiefer, viele Finger inklusive Daumen sowie Hals- und Rücken-Wirbel plus zweimal den Schädel.

Aufgeben ist keine Option für Eddie

Vor seiner Skisprung-Karriere war Eddie ein durchaus talentierter Sportler: gut im Fußball, Volleyball, Cricket, Rugby und vor allem auf der Skipiste im Slalom. Aber Eddie kann sich das Skifahren bald nicht mehr leisten und fängt mit dem Skispringen an. Hochlaufen zur Schanze ist ja auch billiger als hochfahren mit dem Lift. Schließlich qualifiziert sich Eddie überraschend für die Olympischen Spielen in Calgary 1988.

Eddie wird Letzter und das zwei Mal.

"Ich war dieser kleiner David aus einem für diesen Sport unbedeutenden Land gegen diese Goliaths von Skisprungnationen. Die Leute fanden das beispielhaft für den olympischen Gedanken."

- Eddie the Eagle, ehemaliger Skispringer

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Auch Eddie wollte bei den Spielen was reißen, Letzter werden war nicht sein Ziel. Aber es hat ihm am Ende auch nichts ausgemacht. Er hat immer mit einem Lächeln den letzten Platz eingefahren.

Eddie, the Publikumsliebing

Eddie the Eagle bekommt für seinen letzten Platz mehr Applaus als die meisten anderen Springer. Das stinkt vielen, die in Calgary am Start sind.

"Weil dort ganz viele dabei waren, die das natürlich tierisch ernst - wie ich auch - genommen haben. Und trainiert haben bis zum bitteren Ende, um Olympiasieger zu werden. Und am Ende hat der Erste und der Letzte richtig viel Beifall bekommen und wir kamen uns ein bisschen vor wie die Pausenfüller."

- Jens Weißflog, ehemaliger Skispringer

Mit den ehrgeizigen Pausenfüllern wollte sich keiner identifizieren. Genau so wenig wie mit den übertrainierten Topathleten von heute. Zum Beispiel Kobe Bryant, einer der besten Basketballer überhaupt. Wenn Kobe ein schlechtes Spiel hingelegt hat, dann lässt er sich von seiner Entourage auch auf Auswärtstrips mitten in der Nacht eine Halle organisieren, um stundenlang, fast schon manisch, an seinem Wurf zu arbeiten. Oder Lindsey Vonn, die sich bei ihren Trainings-Sessions Eisenketten um den Hals legt, damit die Liegestütze noch schwerer werden, oder sich dabei filmen lässt, wie sie nach einem Sturz mit einem Vorschlaghammer die Bindung zerdeppert. Dann lieber doch den sympathischen Dilettanten Eddie:

"Den Leuten gefällt es, dass sie sich mit mir leichter identifizieren können, als mit anderen Athleten. Ich war immer der normale Typ, der was außergewöhnliches gemacht hat. Die Sportler heutzutage sind alle so übertrainiert, dass sich keiner mehr mit ihnen identifizieren kann."

- Eddie the Eagle, Skisprung-Legende

Eddie, der schöne Maurer

Eddie verkörpert den olympischen Spirit, aber nach seiner ersten Teilnahme bei den Spielen ist wieder Schluss für ihn: Das Internationale Olympische Komitee führt kurz nach Calgary eine neue Regel ein. Manche nennen sie die Eddie-Regel. Sie sorgt dafür, dass sich nur noch Sportler für Olympia qualifizieren, die bei Weltcup-Springern zu den besten 30 Prozent zählen oder utnen den besten 50 landen. Das gelingt Eddie nie, er scheitert an der Quali zu den Spielen 1992, 1994 und 1998. Mit 34 Jahren beendet er 1998 seine Karriere als Skispringer.

Eddie schaut heute nicht mehr so ulkig aus wie früher. Die dicke Brille ist weg. Eine Augenklinik hat ihm die Operation bezahlt - dafür dürfen sie sagen, dass sie Eddie dem Adler den Durchblick verschafft haben. Den prominenten Kiefer ließ er sich ebenfalls richten. Unter seinem bürgerlichen Namen Michael Edwards arbeitet er seitdem wieder in seinem gelernten Beruf: als Maurer.

"Eddie The Eagle - Alles ist möglich" läuft seit dem 31.03.2016 im Kino.


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