Nachwuchsarbeit im Freeski Vorfahren bitte!
Olympiagold 2018: das ist das Fernziel für die deutsche Freeski-Mannschaft. Ein harter Weg für die scheinbar kleine Szene. Dabei zeigt jetzt eine offizielle Nachwuchssichtung, wie viele Freeski-Talente es da draußen wirklich gibt.
Switch 180°, 3er mit Grab, 5er oder Straight Air Grabs: Das lernen die Kids bei der ersten deutschen Nachwuchssichtung im Freeski - organisiert vom Freeski Network, Bundestrainer Thomas Hlawitschka und Freeski-Profis aus der Szene. Insgesamt 18 Kids zwischen zwölf und 17 Jahren sind im Snowpark auf dem Kaunertaler Gletscher am Start, 16 Jungs und zwei Mädels. Eine davon ist Aliah Eichinger aus Niederbayern. Sie findet es schade, dass nur wenige Freeskierinnen dabei sind: "Von den Mädels kann man mehr lernen, sich gegenseitig etwas abschauen oder beibringen“, sagt sie.
Happy-Skiing statt strenger Sichtung
Die Coaches verschaffen sich erst einen Überblick über den Nachwuchs, dann geht's an die Feinanalyse. Zuerst auf den kleinen Kickern, danach auf den Rails - alle müssen einen bestimmten Trick machen und bekommen hinterher Feedback. Später ist freies Fahren angesagt. Das heißt: Jeder fährt, worauf er Lust hat und versucht, seine besten Tricks abzuliefern, um die Coaches rund um Bundestrainer Thomas Hlawitschka zu beeindrucken. Der findet den Titel "Nachwuchssichtung" nicht besonders passsend: "Dieses Wort Sichtung bereitet mir selber Magenschmerzen, aber wir haben kein besseres Wort gefunden. Vom Vibe her achten wir natürlich schon darauf, dass es immer noch Freeskiing bleibt."
Nachwuchstalente gezielt rauspicken
Auch vor der ersten Sichtung hatte Thomas die Freeski-Szene im Blick. Jetzt kann er gezielter vorgehen, gerade wenn es darum geht, an die ganz jungen Freeskier zu kommen. Vielen Kids haben großes Talent – und genau diese Talente suchen die Coaches. Bei der Sichtung geht es nicht darum, wer im Moment die besten Tricks abliefert. Viel wichtiger ist, wer das beste Potential zeigt – das erkennen die Profis daran, wie gut die Nachwuchs-Freeskier auf Feedback reagieren. Echte Talente können die Tipps, die man ihnen mit auf den Weg gibt, sofort umsetzen, sagt der Bundestrainer. Bei der Sichtung schaffen das viele Kids. Davon hat sich auch Bene Mayr, der einzige deutsche Freeskier im Slopestyle bei den Olympischen Spielen in Sotschi, überzeugt. Er hat eine Favoritin, die die nächste Lisa Zimmermann werden könnte: "Besonders aufgefallen ist mir Aliah, die ist richtig gut. Ich kenne kein Mädchen, das so jung ist, so gut fährt und auch so mutig ist."
Keine Vereinsstrukturen im Freeski
Bene Mayr sieht in der Nachwuchssichtung eine große Chance für die Kids. Als er mit dem Freeskiing anfing, gab es diese Möglichkeit noch nicht. Weil diese Förderung lange gefehlt hat, gibt es in Deutschland zwar ein Nationalteam, aber ein nennenswerter Unterbau mit Vereinsstrukturen fehlt. Da will Bundestrainer Thomas Hlawitschka mit dem Nachwuchs ansetzen und ein Freeski-Team mit allen Altersstufen von klein auf heranziehen. Ganz einfach ist das allerdings nicht, denn noch können die Kids nicht Vollzeit betreut werden. Gerade im Sommer ist es schwierig, weil Trainingsmöglichkeiten fehlen. Trotzdem will Thomas mit dem Nachwuchs mehrere Camps veranstalten oder auf der Wasserschanze trainieren. Das intensive Training startet erst im Herbst, wenn die Skigebiete in Deutschland und Österreich wieder öffnen.
Viele Talente mit Spaß am Freeskiing
Am Ende der zweitägigen Nachwuchssichtung sind die Jungs vom Freeski Network und Bundestrainer Thomas Hlawitschka zufrieden. Die Kids sind motiviert und haben Bock, was zu lernen. Viele Teilnehmer haben großes Potential. Thomas zieht Bilanz: "Wir haben uns einen guten Überblick über den Nachwuchs geschaffen und wir haben viele motivierte Kids, mit denen wir weiterarbeiten können. Und da wir jetzt noch bei Null sind, ist das ein guter Anfang."