Jetzt Alles war schön und nichts tat weh Casper

Info Für den Titel seines fünftes Album “Alles war schön und nichts tat weh” hat sich Casper vom Roman “Slaughterhouse-Five” von Kurt Vonnegurt inspirieren lassen. Der Titelsong klingt - typisch Casper - brachial-gefühlsgeladen-episch.


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Profi-Fußballer Simon Ollert "Wenn ich ein Tor schieße, hör ich den Jubel nicht"

Mit 17 hat Simon Ollert seinen ersten Profi-Vertrag bei Unterhaching unterschrieben - als erster gehörloser Berufsfußballer Deutschlands. Sein Handicap hat manchmal sogar Vorteile für Simon. Besonders wenn der Schiri pfeift.

Von: Sophie Kobel

Stand: 04.04.2016 | Archiv

Simon Ollert ist Deutschlands erster gehörloser Profifußballer | Bild: privat

Kurze Spielunterbrechungen bei einem Fußballspiel sind nichts Besonderes: Verletzungen, das Abfackeln von Bengalos auf der Tribüne oder der klassische Flitzer. Beim Training der U19 des FC Ingolstadt ist das anders. Alle sehen zum Spieler mit der Nummer 9. Der beugt sich suchend über den Rasen. Simon Ollert hat mal wieder seine Hörgeräte verloren. Das passiert Simon öfter, wie er erzählt, besonders beim Kopfball. Aber Simon nimmt die Sache mit Humor. Sowas passiert halt.

Mit seinen 18 Jahren ist Simon der einzige aktive gehörlose Fußballer auf Profiniveau in Deutschland. Taub ist er von Geburt an. Ungefähr 60 Prozent Hörvermögen hat er, wenn er die Hörgeräte trägt. Ohne sind es nur zwei Prozent. Wenn man Simon heute gegenüber sitzt, kann man ganz normal mit ihm reden. Das verdankt er den Hörgeräten, aber auch seiner Mutter, die über Jahre hinweg die Aussprache aller erdenklichen Wörter mit ihm geübt hat - auf Hochdeutsch und Bayerisch, versteht sich. Was er so nicht versteht, liest er von den Lippen ab. Schwierig wird es nur auf dem Fußballplatz, denn für diese Situation sind seine Hörgeräte noch nicht gut genug.

"Wenn ich auf dem Platz stehe und der Schiri pfeift oder ruft etwas, dann bekomme ich das nie mit. Darum gehe ich vor dem Spiel zum Schiri und sage ihm, dass ich gehörlos bin. Zum Schutz, denn wenn ich ein Tor schieße und der Schiri hat abgepfiffen, dann kriegt man eine gelbe Karte. Manchmal ist es ein Vorteil nichts zu hören, weil man einfach sein eigenes Spiel machen kann."

Simon Ollert

Von Haching nach Ingolstadt

Simon spielt Fußball seit er zwei Jahre alt ist. Vom Dorfplatz im Ammertal hat es Simon mittlerweile zum Profivertrag bei Unterhaching geschafft, den er mit 17 Jahren unterschrieben hat. Ein Jahr hat er dort gespielt und jede Minute Freizeit in den Fußball investiert. Simon wäre gerne bei Unterhaching geblieben, aber die Trainingszeiten haben sich mit der Schule überschnitten. Deswegen ist er mittlerweile nach Ingolstadt gewechselt.

"Ich habe mich für den FC Ingolstadt entschieden. Was von außen vielleicht aussieht wie ein Schritt zurück, war für mich einer nach vorne, weil ich die Zeit habe, in die Schule zu gehen."

Simon Ollert

In der zehnten Klasse ist Simon auf das Münchner Gisela-Gymnasium gewechselt, in eine spezielle Klasse für Hörgeschädigte. In einem Monat steht das Abitur an. Bammel vor dem schriftlichen Mathe-Abi habe er schon, sagt Simon. Für wichtige Spiele hat er aber Tricks gegen die Aufregung entwickelt und die können ihm jetzt auch beim Abi helfen.

"Wenn ich zum Beispiel vor 70.000 Zuschauern spielen und einen entscheidenden Elfmeter schießen müsste und die gegnerische Seite mich anbrüllt - das könnten sie sich auch einfach sparen. Ich mache dann meine Hörgeräte aus, damit ich meine Ruhe habe."

Simon Ollert

Dann halt eben Mimik und Körpersprache

In der eigenen Mannschaft hatte Simon noch nie Probleme. Für seine Mitspieler ist es kein großes Thema, dass er gehörlos ist. Sie achten mehr auf Mimik und Körpersprache. Von einer gegnerischen Herrenmannschaft bei einem Freundschaftsspiel wurde Simon allerdings schon gefragt, was er in der Profiliga mache und wieso er keinen Behindertensport betreibt.

"Ich war niedergeschlagen danach, der Trainier musste mich auswechseln, weil ich ein bisschen aggressiv war. Aber es motiviert mich, wenn andere Menschen mich beleidigen oder fragen, was ich hier zu suchen habe. Das gibt mir eher Kraft, als dass es mich runterzieht."

Simon Ollert


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