Ein Kommentar zur Flüchtlings-Debatte Die wahre Lektion des Busfahrers von Erlangen
Sein Willkommen an Flüchtlinge hat Claus Kleber zu Tränen gerührt. Aber taugt der Busfahrer aus Erlangen wirklich zum Helden? Sein Facebook-Profil schürt Zweifel an seiner Haltung – dabei hält er uns nur den Spiegel vor.
Deutschland hat einen neuen Helden. Einen Busfahrer aus Erlangen, der das gemacht hat, was man eigentlich immer machen sollte, wenn Gäste vor der Tür stehen: Er hat sie begrüßt. 15 Asylbewerber sind in seinen Bus eingestiegen und er hat über den Lautsprecher gesagt:
"Excuse me Ladies and Gentlemen, from all over the world in this Bus – I want to say something. I want to say welcome. Welcome to Germany!"
Sven Latteyer
Ganz einfach, ganz direkt. In der aufgeheizten Stimmung um Not-Zelte und Überbelegung endlich eine Aktion, bei der man denkt: "Danke, bitte mehr davon".
Und dann recherchiert man ein bisschen über genau diesen Busfahrer und entdeckt, dass er bei Facebook der AfD ein "gefällt mir" gegeben hat – einer Partei, die mit rechten Parolen auf Stimmenfang geht. Und er hat eine Grafik geteilt - auf schwarz-rot-goldenem Hintergrund steht dort:
"Hey, Angela Merkel!!! Hier in Deutschland haben wir Familien und Kinder, die nicht ausreichend zu essen haben. (…) Aber wir geben Milliarden (!!!) für andere Länder aus, ohne zuerst dem eigenen Volk zu helfen. Armes Deutschland"
. Facebook Post
Man sieht so einen Post und fragt sich: Wie geht das zusammen mit seinem Willkommens-Gruß? Alles nur Fake?
Ist der Held am Ende keiner?
Doch. Denn der Fall des Busfahrers aus Erlangen führt uns genau das vor Augen, was Deutschland gerade spaltet. Wir hatten ihn schon am Vortag interviewt, aber ich rufe nochmal bei ihm an, weil ich wissen will, warum er das geteilt hat. Er erklärt mir, dass es ein Fehler war, die AfD zu liken. Aber er sagt auch, dass er von der Bundesregierung enttäuscht ist, dass er Menschen kennt, deren Rente nicht reicht oder die kaum genug verdienen für Miete und Essen. Und trotzdem sagt er, er kann das trennen von den Asylbewerbern.
Machen wir uns nichts vor: Vielen in Deutschland geht es so wie dem Busfahrer aus Erlangen. Wer Angst hat, in Hartz IV zu rutschen, und wer mit dem Staat nur noch dann in Kontakt kommt, wenn er mit dem Sachbearbeiter im Jobcenter ums Geld streitet, der fühlt sich im Stich gelassen. Der fühlt sich ausgeschlossen aus der Gesellschaft. Und der schließt sich eher einem Mob an, der vor den Asylunterkünften den rechten Arm hebt. Über den freuen sich Pegida, AfD und NPD.
Interview vom 12. August
Oder aber er sagt: Trotz allem habe ich nichts gegen Asylbewerber, denn denen geht es im Zweifel noch schlechter als mir. So jemand heißt andere willkommen, auch wenn er selber nicht viel hat.
Die viel gescholtenen "besorgten Bürger" können zwei Richtungen einschlagen: Die in die Fremdenfeindlichkeit oder die in Solidarität. Welche Richtung sie nehmen – diese Weiche stellen sehr häufig die Politiker. Klar dürfen Bürger erstmal Angst haben vor einer Asylunterkunft in ihrem Stadtteil. Aber es ist die Aufgabe der Politik, ihnen diese Angst zu nehmen. Denn wer Angst hat, der denkt nicht mehr klar. Der lässt sich leiten von einfachem schwarz-weiß Denken.
Politiker müssen Ängste nehmen
Deshalb ist es so gefährlich, wenn Politiker zündeln, anstatt Ängste zu nehmen. Wenn sie jahrelang nicht in die Flüchtlingshilfe investieren, um am Ende zu behaupten, Flüchtlinge nur noch in Zelten unterbringen zu können. Wenn sie Asylbewerber in gute und schlechte unterteilen. Wenn sie von "Asylschmarotzern" reden und davon, dass es jetzt Tempolimits auf der Autobahn braucht, weil dort so viele von den Schleusern abgesetzte Flüchtlinge herumlaufen.
So nimmt man niemandem die Angst. Ängste nimmt man, indem man sagt: "Ja, es sind viele, die zu uns kommen. Ja, da müssen wir alle zusammen helfen. Aber wir schaffen das." Unaufgeregt bleiben, in all der Aufregung. Das stoppt das Hyperventilieren angesichts der Flüchtlingszahlen, das lässt Engagement und Haltung wachsen. Das stellt Weichen richtig.
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Holperbald , Donnerstag, 29.Oktober 2015, 17:27 Uhr
34. Tatsache?
Frau Voth, das will Herr Seehofer doch gar nicht. Aber:Sie wissen schon, dass die Flüchtlinge schon mind. 3 sichere Länder durchquert haben und deshalb nicht mehr Flüchtlinge sind?
Was ist Ihrer Meinung nach eine konkrete Lösung, um dem Flüchtlingsstrom Herrzuwerden? Wo sollen wir sie noch unterbringen? Geben Sie Ihre Wohnung her?
Was glauben Sie, wie der Winter wird? Sind das alles UNNÖTIGE ÄNGSTE, wie Sie schreiben? Ich meine, es sind nunmal keine Unterkünfte mehr da.
Kommen Sie, Butter bei die Fische. Was genau ist falsch und warum?
Haben Sie das AGG mal gelesen? Gegen welchen Paragraph verstößt er? Ich habs nämlich durchgesehen und nichts gefunden- Nur, dass eine Ungleichbehandlung wegen politischer Ansichten nicht mit erfasst (also erlaubt ist)
Gabriele Voth, Sonntag, 11.Oktober 2015, 23:12 Uhr
33. wer hilft mir beim Formulieren einer Petition?
Ich möchte gegen die geistigen Brandstifter vorgehen, die unnötig Ängste schüren, wie z. B. Herrn Seehofer, der mit seiner Formulierung "Notwehr" mehr als nur eine blöde Formulierung gewählt hat. In dieser Stellungnahme fordert er zum Verfassungsbruch auf. Er fordert, die Flüchtlinge am Betreten deutschen Bodens zu hindern. Einmal abgesehen davon, dass das nur unter Anwendung von Gewalt möglich ist, verstößt es gegen das Grundgesetz.
Unser Ministerpräsident stärkt mit seinen verbalen Aggressionen auch unerwünschte Kräfte und schürt Missverständnisse (man kann den Flüchtlingsstrom eindämmen, wenn "die Außengrenzen gestärkt werden"), die nicht zur Lösung der bestehenden Herausforderungen beitragen. Er unterstellt den Ankommenden pauschal einen Hang zur Kriminalität. Damit verstößt er gegen dasAGG.
Ich will, dass er wegen dieser Vergehen zur Rechenschaft gezogen wird. WIE MACHE ICH DAS? Wie finde ich Mitstreiter?
joachim pohl, Donnerstag, 08.Oktober 2015, 13:25 Uhr
32. Flüchtlinge
Die Frage ist nicht richtig formuliert.Nicht wie viel Flüchtlinge sondern wie viele parallel Gesellschaften verträgt das Land.Den die Integration mit denen die hier leben hat nicht fuktioniert.Es gibt Stadtteile da leben nur Türken oder Russen ect.Die haben Ihre eigenen Gesetze.Ich bin im Aussendienst und komme viel rum und sehe Dinge,wo ich mich frage,wo lebe ich? Ich habe selbst im Ausland gearbeitet und da gab es klare Richtlinien an die ich mich halten mußte.Die Paraneua in Deutschland keine Kritik an Ausländern,sonst bist du ratz fatz Ausländerfeindlich oder gleich ein Nazi.Die Ausländer bei uns sind unsere Zuckerpüppchen denen darf nicht passieren .Realität wird abgetan als Polemik.Unsere Gutmenschen haben die Idiologie alles mit streichlen erreichen zu wollen,ein fataler Irtum wie sich erweisen wird.
Holperbald , Dienstag, 29.September 2015, 20:25 Uhr
31. Das wird man wohl noch sagen dürfen? Nein!!
"Es war ein Fehler, die AFD zu liken." Kann man so sehen, oder auch nicht. Aber: Noch herrscht Meinungsfreiheit. Und doch muss er sich vor einem Reporter rechtfertigen wie vor einem Grossinquisitor. "Tut mir leid, ich wollte das nicht, Bitte verzichten Sie darauf, meeinen Job mit einer Kampagne zu gefährden". Merken Sie eigentlich was? Ich hätte nichts anderes gesagt, weil jedem halbwegs klar denkenden Menschen in D klar ist, dass er medial gekreuzigt wird, wenn er hier nicht schleunigst Abbitte leistet. MERKT IHR REPORTER EIGENTLICH, WIE IHR EURE MITBÜRGER DRANGSALIERT?
Dennis Decker, Dienstag, 29.September 2015, 14:52 Uhr
30. Schizophrenie
".... dass er Menschen kennt, deren Rente nicht reicht oder die kaum genug verdienen für Miete und Essen. Und trotzdem sagt er, er kann das trennen von den Asylbewerbern.
Machen wir uns nichts vor: Vielen in Deutschland geht es so wie dem Busfahrer aus Erlangen."
Offensichtlich sind viele Deutsche schizophren oder einfach dumm. Ich tippe auf das zweite, schließlich haben sie zwei Kriege verloren.