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Ex-Weltcupfahrerin Kaylin Richardson "Am liebsten fahr' ich Ski, ohne dass mich jemand bewertet"

Kaylin Richardson ist im Ski-Weltcup mitgefahren und hat an Olympischen Spielen teilgenommen. Trotzdem hat sie mit 25 Jahren beschlossen ihre Karriere zu beenden, um die Rennpiste gegen Tiefschnee zu tauschen.

Von: Uli Knapp

Stand: 15.11.2016 | Archiv

Kaylin Richardson | Bild: CamMcLeod

Die 32-Jährige US-Amerikanerin Kaylin Richardson schätzt die Freiheit auf Skiern und sucht lieber nach den anspruchsvollen Tiefschneeabfahrten als an Wettbewerben teilzunehmen. Um diese Art von Ski zu fahren geht es im neuesten Warren Miller Film „Here, there and everywhere“. Er begleitet darin Kaylin und andere Freerider bei ihrer Suche nach abgelegenden Spots von Grönland bis nach Kanada. Wir haben mit Kaylin über die Liebe zum Powdern gesprochen.

Team Playground: Kaylin, du warst Teil vom alpinen Ski-Zirkus und hast zweimal an den Olympischen Spielen teilgenommen. Warum hast du deine Karriere als Ski-Rennläuferin so früh beendet?

Kaylin Richardson: Ich war sieben Jahre lang beim Ski-Weltcup dabei, das war schon super. Aber jedes Wochenende nur eine Piste runterzufahren, das war mir zu wenig. Denn gleichzeitig habe ich mir diese wundervollen Berge angeschaut, zum Beispiel die Alpen in Tirol, und da wollte ich einfach mehr von kennenlernen. Also habe ich 2010 nach den Olympischen Spielen von Vancouver gesagt: Das war’s mit den Rennen! Ich habe mir fettere Ski zugelegt und fahre seitdem Powder.

Ist das besser als Rennen fahren?

Besser? Das weiß ich nicht. Aber letztlich ist es bei mir so: Ich liebe einfach Skifahren! Die Rennen zu fahren war eine tolle Erfahrung, aber einfach draußen in der Natur zu sein ohne Wettbewerbsdruck, das ist einfach super. Wenn ich auf Skitour gehe, dann werde ich eins mit dem Berg. Das ist ein ganz anderes Erlebnis.

Wenn dir Freeriden so taugt, wäre dann nicht die Freeride World Tour was für dich?

Ich habe vor einigen Jahren bei einem Stopp der Freeride World Tour mitgemacht. Und zur Überraschung aller, auch zu meiner eigenen, gleich mal gewonnen. Bevor ich mit dem Freeriden begann, habe ich mich oft mit anderen gemessen. Das hat mir viel Spaß gemacht. Aber am liebsten fahre ich Ski, ohne dass mich jemand bewertet oder meine Zeit nimmt. Heute schätze ich es, dass ich auf eine Piste runterschaue und mir keiner sagt durch welches Tor ich fahren muss. Ich liebe Foto-Shootings und Filme zu drehen – da ist der Druck ein ganz anderer. Da kann ich mich einfach besser ausdrücken!

Du bist im Skifilm „Here, there and everywhere“ dabei. Das ist dein fünfter Auftritt in einem Warren-Miller-Film. Ist das immer noch etwas Besonderes für dich?

Klar! Das war ja auch immer schon ein Traum von mir. In den USA gehen so viele Leute jedes Jahr in seine Filme, da ist das eine richtige Tradition. So starten sie in den Winter.

Kaylin Richardson

Kaylin Richardson wurde im September 1984 in den USA geboren. Mit 15 Jahren ist sie ihr erstes FIS-Rennen gefahren und sie gab ihr Weltcupdebüt 2003. Sie wurde viermal US-amerikanische Meisterin und bei den Olympischen Spielen 2006 wurde sie 17. in der Kombination und vier Jahre später 17. in der Super-Kombination.

Welche ist deine Lieblings-Szene im neuen Film?

In einer Szene stürze ich, kein schlimmer Sturz. Wenn sich Leute solche Filme anschauen, wollen sie inspiriert werden fürs Skifahren und Snowboarden. Sie wollen auch Sachen sehen, die sie selber nicht hinbekommen würden. Aber ich will den Leuten auch zeigen: Selbst wir Profis stürzen! Du bleibst an einem Stein hängen, du verlierst einen Ski und dich haut’s hin. Aber das macht ja auch den Spaß aus! So musst du das sehen. Jede Saison wird es dich hinhauen. Wenn es dich nie hinhaut, dann pushst du dich selbst nicht genug!

Warum lohnt es sich, auch den 67. Warren-Miller-Film anzuschauen?

Beim Skifahren ist jeder Schwung anders. All die, die selbst fahren, werden mir zustimmen. Und genau das trifft auch auf den Film zu. Viele Skifilme sind ähnlich, aber die, die sie lieben, schauen sich diese Filme immer wieder an. Wenn es das erste Mal kalt wird, dieses fröstelnde Gefühl am Morgen oder der erste Schnee fällt – davon können wir nicht genug bekommen. Jedes Mal wenn der Winter kommt, bist du wieder aufgeregt und Warren-Miller-Filme gehören einfach dazu. Die jährlichen Premieren sind ein Zeichen dafür, dass die beste Zeit des Jahres anfängt. Es ist eine Tradition, seit nun 67 Jahren. Es ist sehr cool, dass Warren Miller diesmal selbst mit dabei ist. Er hat so viele Geschichten zu erzählen.

Wie sieht deine Zukunft aus?

Für die nächsten Jahre habe ich mir einiges vorgenommen, denn ich spüre, dass ich noch Potential habe. Es gibt keine Stelle im Film, zu der ich sagen würde: Das ist mein Limit, das ist alles, was ich kann. Also werde ich zurückkehren nach Alaska und nach Norwegen. Da werde ich mir ein paar Big Lines suchen, die ich schnell und kraftvoll fahren kann – das ist meine Stärke. Und ich möchte mich im Ski-Mountaineering weiterentwickeln. Berge besteigen, um sie dann runterzufahren. Es zählt zu meiner Lebensphilosophie viel zu lachen und in den Bergen zu sein. Perfekt wäre es, wenn ich das bis ans Ende meines Lebens machen könnte. Aber für die nächsten Jahre heißt das: Vollgas geben und dabei viel Spaß haben! Das könnte mein Motto werden, das ich auf einen Sticker drucke.


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