Zwischen Euphorie und Sabotage
Die Passagiere:
Es tut sich was in Indie-Deutschland. Das freut sogar Andreas Spechtl von Ja, Panik, der ja nun wirklich nicht im Verdacht steht, krankhaft gut gelaunt zu sein. Wo sich der Österreicher früher gerne mal über die "wurschtäugigen" Vorbands beschwerte, die man auf Tour bei den Piefkes zu ertragen habe, sprach er in einem Interview jüngst von einer ganzen Riege vielversprechender junger deutscher Bands, für die sich nicht einmal er fremdschämen müsse.
Namentlich waren das unter anderem Messer, Zucker, Die Nerven und eben: Trümmer. Mit ihren genannten Peers teilen sich Trümmer nicht nur eine auffällige Vorliebe für prägnante Sachwörter, sondern vor allem den expliziten Anspruch, mehr zu bieten als bloßes Entertainment und flache Sentimentalitäten. Den Anspruch, sich zu positionieren - gegen Konformismus, Ökonomie und inhaltsleeren Hedonismus. Mehr zu wollen als nur eine geile Zeit und eine glatte Karriere im Musikbusiness.
Was dieses Mehr ist? "Wir suchen etwas, das es nicht gibt", heißt es im Trümmer-Song "In all diesen Nächten". Das klingt ziemlich romantisch, und in der Tat gehen Schlagzeuger Maximilian Fenski, Bassist Tammo Kasper und Gitarrist/Sänger Paul Pötsch deutlich weniger kratzbürstig zu Werke als z.B. Messer oder Die Nerven. Treibende Rhythmen, sphärische Gitarrenwände, hymnische Refrains, eine poetische, aber einfache Sprache - ein Stück weit sind Trümmer auf jeden Fall auch auf der Suche nach dem ganz großen Pop. Nachzuhören auf dem Debütalbum, das im Sommer beim Vorzeige-Indie-Label PIAS erscheint.
Art der Reise:
Ein Aufbruch, ein Ausbruch. Ein romantischer Protestmarsch mit dionysischen Ausschweifungen.
Route:
Mit vollen Segeln in Richtung Utopia. Auf jeden Fall: "Raus aus den gemäßigten Zonen."
Reisegeschwindigkeit:
Drängend bis stürmisch.
Die Reiseapotheke:
Ergonomische Sitzkissen. Denn bei Trümmer geht es nicht nur um die Musik, sondern auch um die Haltung.