Das wahre Leben im ach so finsteren Mittelalter Burgenromantik
Ein großer Teil unseres Mittelalterbildes entstand vor 250 Jahren. Das Mittelater als barbarische Vergangenheit gesehen mit Burgen als umkämpften Orten. Heute gibt es dort historische Veranstaltungen und echte Information.
Burgen waren im Mittelalter finstere Orte mit Folterkammern und Geheimgängen. Sie waren ständig umkämpft und die Insassen verteidigten sich, indem sie heißes Pech aus sogenannten Pechnasen auf ihre Feinde gossen. Ritter in glänzenden Rüstungen kämpften auf dem Turnierplatz gegeneinander. Diese und andere Klischees prägen noch heute vielfach das Bild vom Mittelalter. Doch die Burgenforschung hat mittlerweile mit vielen dieser Vorurteile aufgeräumt. Pechnasen zum Beispiel hat es nie gegeben, so Burgenforscher und auch Verliese und Folterkammern waren gar nicht so häufig. Auch Ritter waren viel beweglicher in ihrer Rüstung als man heute gemeinhin annimmt.
Bei einer Zeitreise lässt sich mittelalterliches Handwerk erleben
Im Burghof der Veste Coburg gibt es bei der „Zeitreise“ ein buntes Treiben. Messerschleifer, Kürschner und Schuhmacher präsentieren in zeitgenössischer Kleidung ihre alten Handwerke. Der Schneiderin Tina Vadász-Hain vom Historischen Verein Kronach steht ihr langes Gewand gut: Ein weiter Rock mit enganliegendem Mieder, darunter eine weiße Bluse. Dazu trägt sie die Haube einer verheirateten Frau. An ihrem Stand zeigt sie, welche Möglichkeiten Frauen im Mittelalter gehabt haben, mit Handarbeiten wie nähen, klöppeln und sticken Geld zu verdienen. Auch ihr ist es ein Anliegen, mit den Vorurteilen über das Mittelalter aufzuräumen. Etwa damit, dass sich die Menschen im Mittelalter nicht gewaschen hätten und deshalb arg gestunken haben.
"Es gab ja Badestuben, da sind die Leute hingegangen, des war a Happening. Da wurde gebadet und gegessen und Musik gemach. Also, des waren schon Treffpunkte für´s Leben und des wurde wöchentlich gemacht und net bloß einmal im halben Jahr."
(Tina Vadasz-Hain)
Archäologische Funde belegen, dass es bereits im 12. Jahrhundert Badestuben auf Burgen gegeben hat
Ritterturniere einst und jetzt
Die Autorin Susanne Roßbach besucht Burgen, zum Beispiel in Abenberg und in Coburg, um herauszufinden, woher diese Klischees kommen und wie es wirklich war.
Sie erlebt außerdem mit Spannung ein „echtes“ Ritterturnier in der Arena von Schloss Thurn.
Die Ränge in der Arena im Erlebnispark Schloss Thurn in der Nähe von Forchheim. Große und kleine Mittelalterfans warten gespannt auf den Beginn des Ritterturniers. Um das Spektakel herum erzählt ein Sprecher die Geschichte von Prinz Georg und Prinzessin Klara. Die beiden möchten heiraten, doch der böse Hagen will die schöne Prinzessin bei einem Turnier für sich gewinnen.
Damit so richtig Stimmung aufkommt, wird das Ganze als Kampf zwischen Gut und Böse inszeniert. Die große Zuschauertribüne wird in eine gute und eine böse Seite aufgeteilt. Jede Seite soll ihrem Helden zujubeln und die Ritter der anderen Seite ausbuhen. Der Geräuschpegel steigt. Nach und nach reiten mit wehenden Fahnen die Ritter in die Arena. Sie tragen aufwändig verzierte Helme und bunte Gewänder. Die Pferde haben farblich passende Überwürfe
Mittelalter hat viele Facetten
Beim Besuch all dieser Stationen wird schnell klar: Das Mittelalter ist nach wie vor eine faszinierende Epoche.