Ein Prinzgemahl aus Franken Prinz Albert – ein Urahn der Windsors
2019 jährt sich die Geburt von Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha zum 200. Mal. Der Prinzgemahl der englischen Königin Victoria ist für Coburg ein Marketing-Hit. Doch wie leben die Coburger heute mit ihrem Erbe?
Als Prinzgemahl von Queen Victoria übte Albert maßgeblichen Einfluss auf das politische und kulturelle Geschehen im britischen Empire aus und initiierte 1851 die erste Weltausstellung in London.
Albert exportiert soziale Ideen nach England
Er exportierte auch viele soziale Ideen aus Coburg nach England: Sozialer Wohnungsbau etwa, der Bau von Schwimmbädern, die Einrichtung von Mädchengymnasien – so wie es das in Coburg schon gab.
Ein umfangreiches Ganzjahresprogramm zum Geburtstag
Prinz Albert – ein vielseitig interessierter, ein Universalgelehrter, dem Fortschritt immer aufgeschlossen. Grund genug für die Stadt Coburg, seinen Geburtstag mit einem Ganzjahresprogramm zu feiern. Mit Konzerten des Landestheaters in Coburg und London, mit Ausstellungen, Führungen, Theater, Musical. Alle wurden ins Boot geholt. Für den Chef des Stadtmarketings, Michael Selzer, ist es schwer, nur ein Highlight heraus zu fischen, doch dann bekennt er.
"Mein Lieblingsprojekt, ich gebe es ganz offen zu: Wir haben die ganz große Ehre in diesem Jahr, im Victoria und Albert Museum den Designer-Weihnachtsbaum zu stellen. Das ist eine große Tradition. Seit Jahren gibt’s dort im Eingangsbereich einen sogenannten Designer-Weihnachtsbaum. Und der wird in diesem Jahr aus Coburg kommen, und zwar als Arbeit von Studierenden von der Hochschule. Wir haben einen schon weltweit anerkannten Studiengang für Design und wir sind gerade dabei."
Michael Selzer, Chef des Stadtmarketings Coburg
Schirmherrin des Jubiläumsjahres: die Queen höchstpersönlich
Die 2. Bürgermeisterin, Birgit Weber, hatte schon vor zwei Jahren Kontakte nach Schloss Windsor geknüpft – was nun zu einer riesigen Überraschung führte. Die Queen höchstpersönlich hat die Schirmherrschaft für das Jubiläumsjahr übernommen.
"Da waren wir alle mehr als gerührt. Das ist auch ein Erfolg vom Stadtmarketing und allen, die mitgewirkt haben."
Birgit Weber, 2. Bürgermeisterin von Coburg
Die Hoheiten heute – "bescheiden und solide"
Otmar Renner ist Chef des Blumenstandes direkt zu Füßen des Albert Denkmals. Er besucht den Markt seit 45 Jahren und hat die Hoheiten – Prinz Andreas und Prinz Hubertus samt Familie – schon oft gesehen.
"Ja, die kommen ab und zu mal und kaufen dann ein. Auch die drei kleinen Enkel sind ab und zu mal da, die amerikanische Frau ist immer da, und ab und zu laufen sie mal über den Markt und lassen sich auch mal einen Blumenstrauß machen. Die würde man nicht erkennen, wenn man nicht wüsste, wer sie sind. Ganz bescheiden, solide, und sie kommen schon regelmäßig."
Otmar Renner, Blumenhändler
Hofbäckerei Feyler – der letzte "Hoflieferant"
Direkt am Marktplatz residiert seit hunderten von Jahren die Hofapotheke. Unterlagen über die Zeit von Prinz Albert hat man leider nicht mehr. Die Hofschlachterei hat seit Jahren geschlossen, das Areal wird nun saniert. Aber es gibt noch einen Betrieb, der sich zu Recht Hoflieferant nennen darf: die Hofbäckerei und Konditorei Feyler.
"Mein Urgroßvater hat dieses Unternehmen 1892 gegründet, hier an dieser Stelle. Es ist heute natürlich noch im Familienbesitz, wir pflegen die alten Rezepturen, vor allen Dingen unsere Lebkuchen und Coburger Schmätzchen-Rezepturen, die gibt’s immer noch nach den Vorgaben, die damals erstellt worden sind. Die Beziehung zum Hof hat sich daraus ergeben, dass hier Ende des vorigen Jahrhunderts die große Fürstenhochzeit abgehalten wurde, und mein Urgroßvater damals aufgefordert wurde, Backwaren zu liefern. Und so kam auch das Coburger Herzoghaus auf den Geschmack und hat meinen Urgroßvater zum Hofbäcker ernannt. Und 1907 ist der Titel des Hoflieferanten verliehen worden. Die Urkunde ist unterschrieben von Herzogin Marie von Sachsen-Coburg und Gotha, Großfürstin von Russland."
Peter Feyler, Bäcker und Konditor
Doch ohne Hofhaltung - was bedeutet der Titel heute noch?
"Geschäftsbeziehungen im klassischen Sinn, also dass wir große Belieferungen machen, gibt es nicht. Aber nachdem wir eine Spezialität herstellen, die gerne als beliebtes Mitbringsel oder auch als Gastgeschenk genommen wird, gibt’s natürlich schon den ein oder anderen wie beispielsweise Carl Gustav in Schweden, der die auch schon bekommen hat als Geschenk."
Peter Feyler, Bäcker und Konditor
Ansonsten lässt Peter Feyler Diskretion walten. Ein Wermutstropfen fällt auf die glanzvolle Hoflieferantentradition: Peter Feylers Sohn ist erfolgreicher Jurist. Wer einmal die Nachfolge antreten soll ist also nicht klar. Aber bis dahin werden noch viele Lebkuchen und Torten gebacken.
Prinz Hubertus – Umzug von New York nach Coburg
Zu guter Letzt stellt sich die Frage, wie denn die Mitglieder des Hauses Sachsen- Coburg und Gotha in Coburg zurechtkommen? Prinz Hubertus hat 2012 die Geschäftsführung der Familienstiftung von seinem Vater Prinz Andreas übernommen. Studiert hat Prinz Hubertus in London, Würzburg und München. Von 2006 bis 2011 war der Jurist bei der Deutschen Bank in New York – mitten in der Finanzkrise. Dann die Rückkehr nach Coburg. Ein Opfer?
"Ich habe mich schon immer für den Bereich Land-, Forstwirtschaft und Immobilien interessiert. Auch für das ganze Kulturelle, für die Herkunft der Familie, insofern war das jetzt keine Entscheidung, die ich mir erst kurzfristig überlegt hatte. Es ist natürlich schon interessant, wenn man mal seinen Werdegang macht, gerade in einer Stadt wie New York lebt, eigentlich sehr frei auch ist, sich seinen eigenen Weg bahnt und geht. Natürlich gehen einem da schon viele Dinge durch den Kopf. Aber am Ende des Tages war für mich klar, wo ich hingehöre, dass New York nur eine Durchgangsstation sein kann. 2011 hat es bei meiner Frau beruflich sehr gepasst, auch bei meinem Vater, also familiär war das der richtige Zeitpunkt zu sagen: Man macht jetzt den Sprung, besinnt sich auf seine Wurzeln und kommt wieder hierher, ins vielleicht beschauliche aber sehr schöne Coburg."
Prinz Hubertus
Wie aber reagierte seine amerikanische Frau auf die Aussicht nach Coburg zu ziehen?
"Sie hat unglaublich positiv reagiert. Als wir damals die Entscheidung getroffen haben, hatte eher ich größere Wehmut, New York zu verlassen, weil ich ja wusste, was mich erwartet. Während meine Frau voller Elan und Freude darüber war, endlich einmal in Europa zu leben. Sie hat sich toll reingelebt, die Kinder sind alle hier in Deutschland geboren, gehen alle hier in den Kindergarten. Insofern als Familie fühlen wir uns sehr, sehr wohl, muss ich sagen."
Prinz Hubertus