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Es riecht nicht alles gut was kracht Kleine Kulturgeschichte des Feuerwerks in Bayern

Blitz und Donner üben immer schon eine besondere Magie aus. Zwar lässt sich die Naturgewalt nicht bändigen, aber mit der Erfindung des Schwarzpulvers lernen die Menschen, ein künstliches Gewitter zu erzeugen. Es ist die Geburtsstunde des Feuerwerks.

Von: Sarah Khosh-Amoz

Stand: 28.12.2023 | Archiv

Feuerwerk in Bayern: Es riecht nicht alles gut was kracht

Die Begeisterung der Menschen für lautstarkes Feiern ist überall, in allen Kulturen und zu allen Zeiten, die gleiche. Und es muss knallen.

Traditionsbewusste Krachmacher in Bayern sind die Goaßlschnalzer im Rupertiwinkel und die Böllerschützen in Berchtesgaden. Der Brauch geht auf den Mythos zurück, dass Geister und Dämonen lärmempfindliche Wesen sind und bei zu viel Radau lieber verschwinden.

Peter Ruppert

Aber es hat gedauert, bis zum Lärm das Feuer dazu kam. Das haben erst die Alchimisten im späten Mittelalter herausgefunden. Je mehr chemische und physikalische Geheimnisse allmählich enträtselt wurden, um so raffinierter wurde auch die Pyrotechnik, zu deutsch die Kunst des Feuers.

"Wir haben da oben normalerweise nix verloren, das ist das Refugium von Sonne, Mond und Sterne und da sind wir zu Gast. Wir sollten uns tunlichst da droben anständig aufführen. Unsere Philosophie war, dass wir Leute mit unserem Tun für die kurze Zeit da droben, wo wir zu Gast sind, a Freud bereiten - und vielleicht schauen von oben auch ein paar zu."

Peter Ruppert, Pyrotechniker und Chef der 'Himmelsschreiber' in Unterhaching

Ein himmlisches Spektakel  

Holzkohle, Schwefel, Metallpulver, Schellack, Magnesium, Akaroidharz, Aluminiumpulver, Phenolharz - das sind die üblichen Zutaten zu den heute bekannten Feuerwerkskörpern. Wie bei manchen Küchenrezepten ist es aber ein wohl gehütetes Geheimnis, in welchem Verhältnis die Ingredienzien verarbeitet werden.

"Zu Zeiten meines Großvaters, da hat keiner rausgelassen, was er da genau nimmt, also ob man das erst in einer Mühle mahlt und wie man das dann aufdraschiert, Das hat jeder für sich behalten. Ich hab von meinem Urgroßvater noch ein Rezepturheft, ein handgeschriebenes, da zeigt sich dieses grundsätzliche Misstrauen. Er hats aufgeschrieben, so dass bloß er wusste, was genau drin ist, gell, und ja kein anderer."

Peter Sauer, Pyrotechniker und Chef der Feuerwerkerei in Gersthofen

Peter Sauer

Weltweit ist die Pyrotechnik ein Milliardengeschäft - und gleichwohl Handarbeit geblieben. Das chinesische Hunan ist die Welthauptstadt des Feuerwerks: Nirgendwo werden mehr Raketen, Böller und Knallkörper hergestellt. Nach wie vor werden sie mit der Hand zusammengebaut. Eine maschinelle Verarbeitung wäre zu gefährlich.

Probieren geht über Studieren

Feuerwerk Tapfheim

Im schwäbischen Gersthofen betreibt Peter Sauer schon in fünfter Generation eine eigene Feuerwerksproduktion. Er ist Profi. Als gelernter Pyrotechniker kennt er nicht nur die chemischen Rezepte und Bauanleitungen. Er weiß auch, wie die Vulkane, Sonnenkreisel und Goldregen die schönsten Effekte am Himmel erzeugen. Dafür braucht er Phantasie und viele Tests.

"Ich bin immer angespannt. Ich denk dauernd wie in einer Endlosschleife: Habe ich das richtg gemacht, was könnte noch falsch sein? Und dann tut man das halt immer und immer wieder testen, grad wenn es so große Feuerwerke mit Musik sind, wo es drauf ankommt, wo es auch vielerlei Zündungen sind. Und dann findet das Feuerwerk statt, man ist immer noch aufgeregt und dann läuft es so bis zum Schluss und dann fällt die ganze Anspannung weg und dann hört man den Jubel vom Publikum und dann kommt das schlagartig, dass man sich gewaltig freut, aber das kommt immer erst hinterher."

Peter Sauer, Pyrotechniker und Chef der Feuerwerkerei in Gersthofen

Auch Karl Valentin hat über die Pyrotechnik philosophiert. In seinem Stück "Brillantfeuerwerk" kommt er zu dem lapidaren Schluss: "Es riecht nicht alles gut was kracht." Die bayerische Feuerwehr macht sich ihren eigenen Reim auf das himmlische Spektakel: "Alle Feuerwerkskunst ist umsunst, wenn ein Englein aufs Zündloch brunzt."


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