Sein Leben Dietrich Bonhoeffer
Vor siebzig Jahren, am 9. April 1945, starb Dietrich Bonhoeffer. In der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wird des Pfarrers gedacht, der kurz vor Kriegsende hingerichtet wurde und dessen Worte bis heute wirken. Die Stationen des Widerstandskämpfers und Pazifisten.
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4. Februar 1906
Bonhoeffer-Denkmal in Wroclaw (Breslau)
4. Februar 1906
Geburt in Breslau
Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer wird als sechstes von acht Kindern geboren. Sein Vater Karl ist Professor für Psychiatrie und Neurologie, seine Mutter Paula die Enkelin des evangelischen Theologen Karl von Hase. Sie ist für die christliche Erziehung der Kinder zuständig, während sich der Vater für Religion nicht besonders interessiert.
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1. Januar 1912
Im ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918 starben rund 17 Millionen Menschen
1912
Erste Reflexion über Tod und Ewigkeit
1912 zog die Familie nach Berlin, weil der Vater einen Ruf an die Friedrich-Wilhelms-Universität angenommen hatte. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs - so berichtet seine Schwester später - begann Bonhoeffer sich mit Fragen über Tod und Ewigkeit auseinanderzusetzen, die sich ihm wegen des Soldatentodes seines zweitältesten Bruders Walter im April 1918 und der schweren Trauer seiner Mutter darüber aufdrängten.
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26. März 1923
NS-Widerstandskämpfer und Pazifist Dierich Bonhoeffer
1923
Studium der evangelischen Theologie
Von 1923 bis 1927 studiert Bonhoeffer in Tübingen, Rom und Berlin evangelische Theologie. Mit 21 Jahren promoviert er in Berlin mit der Arbeit "Sanctorum Communio. Eine Untersuchung zur Soziologie der Kirche." Für ein Jahr ist er als Stipendiat in New York, dort lernt er in einer Kirchengemeinde in Harlem die praktische Gemeindearbeit kennen. Er fängt an, sich mit dem Thema Frieden auseinanderzusetzen.
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15. November 1931
Bonhoeffer-Skulptur an der Westseite der Zionskirche im Berliner Stadtbezirk Mitte
15. November 1931
Ordinierung zum Pfarrer
Am 15. November 1931 wird Bonhoeffer in der St. Matthäuskirche (Berlin-Tiergarten) zum Pfarrer ordiniert. Er erwirbt sich rasch auch über die Gemeinde hinaus einen Ruf als guter Prediger. Als Privatdozent an der Universität Berlin und Studentenpfarrer an der Berliner Technischen Hochschule lernt er Karl Barth, den Mitgründer der "Bekennenden Kirche" kennen. Barths Theologie beeinflusst Bonhoeffer nachhaltig.
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1. Februar 1933
Parade zum Geburtstag des "Führers" Adolf Hitler am 20.4.1939
1933
Kritik am "Führer"-Begriff
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 sieht Bonhoeffer, entgegen der verbreiteten Euphorie unter den Protestanten, sehr kritisch. Am 1. Februar 1933 übt er in einer Rundfunkrede Kritik am Führer-prinzip. Die Übertragung wird daraufhin unterbrochen.
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26. März 1933
Auch in der Westminster Abtei in London wird er als Märtyrer verehrt
1933
Friedensrede
Nach Adolf Hitlers Ernennung zum Reichskanzler übernimmt Bonhoeffer im Juli 1933 die Betreuung der deutschen evangelischen Gemeinde in London-Sydenham. Als Leiter der deutschen Jugenddelegation nimmt er an einer ökumenischen Tagung in Dänemark teil und warnt in einer "Friedensrede" vor der drohenenden Kriegsgefahr.
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26. Oktober 1935
Büste von Dietrich Bonhoeffer in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
1935
Rückkehr nach Deutschland
Vertreter der "Bekennenden Kirche" bitten Bonhoeffer, nach Deutschland zurückzukehren. Die "Bekennende Kirche" wehrt sich gegen den Personenkult um Adolf Hitler als von Gott gesandten geistlichen und weltlichen Führer und die Gleichschaltung der evangelische Kirche durch die Nazis.
Bonhoeffer kehrt nach Deutschland zurück. Und obwohl er sich des Risikos bewusst ist, übernimmt er kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs die Leitung des Predigerseminars der "Bekennenden Kirche". -
26. November 1937
Reichsführer Heinrich Himmler hält eine Ansprache vor jungen SS Männern
1937
Schließung des Predigerseminars
Heinrich Himmler lässt das Predigerseminar 1937 schließen. Die Arbeit wird jedoch von Bonhoeffer im Untergrund fortgesetzt.
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17. März 1940
Gedenktafel für Pastor Dietrich Bonhoeffer an der Zionskirche im Berliner Stadtbezirk Mitte
1940
Mitarbeit im NS-Widerstand
Über seinen Schwager Hans von Dohnanyi bekommt Bonhoeffer Kontakt zum politisch-militärischen Widerstandskreis um Admiral Wilhelm Canaris. Dieser beschäftigt Bonhoeffer im Amt Ausland/Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht. Als Vertrauensmann knüpft Bonhoeffer Verbindungen zwischen westlichen Regierungen und dem deutschen Widerstand. Am 5. April 1943 wird Bonhoeffer von der Geheimen Staatspolizei wegen "Wehrkraftzersetzung" verhaftet.
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1. Dezember 1944
Rund 6200 von Bonhoeffer beschriebene Blätter wurden restauriert
1944
Attentat auf Hitler
Allerdings gelingt es der Gestapo erst nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 an Hitler, Bonhoeffer eine Widerstandstätigkeit nachzuweisen. In einem Geheimarchiv findet die Gestapo Dokumente, die eine Kooperation Bonhoeffers mit den Verschörern nachweisen.
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23. Januar 1945
KZ-Gedenkstätte Flossenbürg in der Oberpfalz
1945
KZ Flossenbürg
Die Schutzstaffel (SS) verschleppt Bonhoeffer in das KZ Flossenbürg. Am 8. April 1944, kurz vor der Befreiung des Lagers durch die US-Armee, wird Dietrich Bonhoeffer zum Tode verurteilt. Der Lagerarzt, der die Hinrichtung beobachtete berichtet: Bonhoeffer, den er damals nicht gekannt habe, habe ruhig und gesammelt gewirkt, sich von allen Mithäftlingen verabschiedet, an der Richtstätte ein kurzes Gebet gesprochen, sei gefasst zum Galgen gegangen und in wenigen Sekunden gestorben.
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9. April 2015
Heinrich Bedford-Strohm: Ratsvorsitzender der EKD und Bonhoeffer-Experte
9. April 2015
Gedenken zum 70. Todestag
Der Ratsvorsitzende der EKD und ehemalige Leiter der Dietrich-Bonhoeffer-Forschungsstelle für Öffentliche Theologie an der Universität Bamberg, Heinrich Bedford-Strohm, würdigt Bonhoeffer zum 70. Todestag: "Bonhoeffer hat uns eingeschärft, dass das Bezeugen des christlichen Glaubens nie nur etwas persönliches sein kann. Seine Impulse sind gerade heute für ein Kirchenverständnis wichtig, das besagt, 'die Kirche muss für andere da sein' - ein wörtliches Zitat Bonhoeffers. Kirche kann nicht nur für sich selber bleiben. Der Raum der Welt gehört für Christen zu ihrem Kirchesein dazu."