Geschichte des Comic Batman, Peanuts und die Nazis
Asterix, Donald Duck, Batman ... und wer noch? Die Comic-Welt ist vielfältig, bunt - und manchmal auch todernst. Ein nicht immer vergnüglicher Streifzug durch die Welt der Bildgeschichten.
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1896
1896
Yellow Kid – alles auf Anfang
Dieses Kind mit Segelohren und gelbem Nachthemd markiert die Geburtsstunde des modernen Comic: Der Yellow Kid ist ab dem 5. Januar 1896 in der Tageszeitung "New York World" zu sehen.
Der "World" gelingt damit ein Coup, denn die Farbe Gelb ließ sich erst in den 1890er Jahren vernünftig drucken. Somit ist Yellow Kid auch ein Werbeinstrument. -
1905
1905
Little Nemo – der verkannte Klassiker
Erstmal unterschätzt: Die fantastischen Abenteuer eines kleinen träumenden Jungen fallen Anfang des 20. Jahrhunderts bei den Zeitungslesern durch, die mehr auf Slapstick abfahren.
Viele Jahre nach dem Ende von „Little Nemo“ 1913 jedoch erwächst die Serie mit seinen gewaltigen surrealen Traumszenen zu einem Klassiker der frühen Comic-Literatur.
In den ersten Jahren des Comic erscheinen zudem die zwei langlebigsten Serien aller Zeiten: "Katzenjammer Kids" (seit 1897) und "Gasoline Alley" (seit 1918) laufen bis heute. -
1929
1929
Tim & Struppi – Reporter auf Reisen
Ab 1929 schickt der Belgier Hergé den Reporter Tim und seinen Hund Struppi – im Original Tintin und Milou – auf die Reise. Tim sucht in Tibet nach einem Freund, unternimmt eine umstrittene Fahrt in den Kongo und fliegt schon 17 Jahre vor den Amerikanern zum Mond.
Hergé prägt den Zeichenstil der klaren Linie („Ligne Claire“), in der er unter anderem weitgehend auf Schatten und Farbverläufe verzichtet und auf deutliche Konturen setzt. -
1950
1950
Peanuts – wenn Kinder philosophieren
Am Tag nach seinem Tod erscheint der letzte aller Charlie-Brown-Strips: Charles M. Schulz, der Erfinder der Peanuts, stirbt Ende Februar 2000. Er hat Charlie Browns Hund Snoopy, Linus mit seiner Schmusedecke und den vielen anderen Kinder-Charakteren über 50 Jahre lang Leben eingehaucht.
Die philosophischen Ausflüge und Alltagssorgen der Peanuts (wörtlich: Erdnüsse) sind oft Parabeln auf die Welt der Erwachsenen. -
1957
1957
Gaston – Spaß im Schatten von Asterix
1957, zwei Jahre vor der Geburt von Asterix, beginnt ein ebenso fauler wie einfallsreicher Redaktions-Gehilfe namens Gaston unwissentlich einen Vertragsabschluss in seinem Verlag zu torpedieren. Zeichner André Franquin lässt Gaston in Ein-Seiten-Strips zum Beispiel abstruse Musikinstrumente erfinden, deren Klang den Vertrag zerlegen.
Franquin gehört zur Riege der großen franko-belgischen Zeichner wie Hergé („Tim und Struppi“) oder Uderzo („Asterix“). Nirgendwo sonst in Europa ist die Comic-Kultur so ausgeprägt wie in Frankreich und Belgien. -
1972
1972
„Maus“ – der große Tabubruch
Die Holocaust-Parabel „Maus“ erzählt die Geschichte von Zeichner Art Spiegelmans Vater. Dieser überlebte das Nazi-Morden. In „Maus“ versuchen Katzen, alle Mäuse auszurotten. Die preisgekrönte Spiegelman-Arbeit zeigt, dass ernste Themen für Comics nicht tabu sind.
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1973
1973
„Barfuß durch Hiroshima“ – Japans Trauma als Riesen-Manga
Bewegend und bestürzend: "Barfuß durch Hiroshima", ein 2500-Seiten-Manga von Keiji Nakazawa, beschreibt eindrucksvoll, was vor, während und nach dem Abwurf der ersten Atombombe geschieht. Der Comic wird mehrfach verfilmt und mit Preisen überhäuft.
„Barfuß durch Hiroshima“ ist der in unseren Breitengraden bekannteste Manga. In Japan haben Comics einen festen Platz in der Kultur und werden weit ernster genommen als hierzulande. -
1978
1978
„Ein Vertrag mit Gott“ – die Geburt der Graphic Novel
Will Eisner prägte die Entwicklung des Comic seit den 1940er Jahren und gilt als Erfinder der „Graphic Novel“, des illustrierten Romans. Weil der Begriff „Comic“ keinen guten Ruf genießt, preist Eisner 1978 sein Werk „Ein Vertrag mit Gott“ als „Graphic Novel“ an, um überhaupt bei einem Verlag landen zu können.
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1985
1985
Calvin & Hobbes – elf Jahre Fantasie
Elf Jahre lang begeistern sich Millionen Leser für die Welt des sechsjährigen Calvin und seines Stofftigers Hobbes. Was „Calvin and Hobbes“ so besonders macht: Calvin springt zwischen seiner Fantasiewelt, in der Hobbes lebendig ist, und der „echten“ Welt hin und her.
Zeichner Bill Waterson beendet die Serie Silvester 1995 mit Calvins Aussage: „Die Welt ist voller Wunder, Hobbes, alter Kumpel! ... Wie für uns gemacht!" -
1986
1986
„Die Rückkehr des dunklen Ritters“ – Batman als brutales Wrack
Knapp 50 Jahre ist der Superhelden-Mythos alt, da führt Zeichner Frank Miller das Genre zu neuen Ufern: In der Graphic Novel „Batman – die Rückkehr des dunklen Ritters“ ist Batman ein abgehalftertes und desillusioniertes Wrack.
Nur unter Protest steigt er nach zehn Jahren Pause wieder ins Fledermaus-Kostüm und geht brutal wie nie gegen den Abschaum Gotham Citys vor. Die Miller-Novel revolutioniert nicht nur das Superhelden-, sondern das gesamte Comic-Genre. -
1990
1990
Das kleine Arschloch – kontrovers, aber nicht verboten
Deutschland bleibt lange ein weißer Fleck auf der Comic-Landkarte. Brösels Moped-Schrauber „Werner“ und Ralf Königs Schwulen-Klassiker „Der bewegte Mann“ setzen in den 1980ern auf Humor, ebenso wie „Das kleine Arschloch“ von Walter Moers ab 1990.
Mehrfach setzt es Verbotsanträge wegen brachialer Scherze über Behinderte, Alte oder Homosexuelle. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften sieht aber für eine Indizierung des "Arschlochs" keinen Grund.
Walter Moers erfindet neben dem Kleinen Arschloch auch eine kindgerechtere Figur: Käpt´n Blaubär. -
1993
1993
"Palästina": Der Comic im Krieg
Comic und Journalismus – wie das zusammenpasst, lotet erstmals 1993 der Journalist und Zeichner Joe Sacco aus. Er war zwei Jahre zuvor nach Israel und in die besetzten Palästinenser-Gebiete gereist und bringt seine Erlebnisse als gezeichnete Reportage heraus.
2014 erscheint ein beeindruckendes Faltbuch mit einer Gesamtlänge von sieben Metern über den Ersten Weltkrieg. Saccos Riesen-Panorama illustriert den ersten Tag der Schlacht an der Somme 1916. -
2010
2010
„Wormworld Saga“ – der Comic im Internetzeitalter
Der Leser scrollt und scrollt und scrollt: Der Online-Comic „Wormworld Saga“ des Deutschen Daniel Lieske liest sich am Bildschirm von oben nach unten. Diese Art, genannt die „endlose Leinwand“, eröffnet völlig neue Zeichen- und Lesemöglichkeiten.
Hauptfigur des Webcomic ist der Schüler Jonas, den es in eine geheimnisvolle und gefährliche Welt, die „Wormworld“ verschlägt. Die Story ist auf zehn Folgen ausgelegt. Die ersten Episoden gibt´s auch ganz klassisch: als Buch.