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Geschichte des Comic Batman, Peanuts und die Nazis

Asterix, Donald Duck, Batman ... und wer noch? Die Comic-Welt ist vielfältig, bunt - und manchmal auch todernst. Ein nicht immer vergnüglicher Streifzug durch die Welt der Bildgeschichten.

Von: Sebastian Driemer

Stand: 19.08.2014

  • 1896
    1896 hat die erste Comicfigur ihren Auftritt: Yellow Kid | Bild: Richard F. Outcault

    1896

    Yellow Kid – alles auf Anfang

    Dieses Kind mit Segelohren und gelbem Nachthemd markiert die Geburtsstunde des modernen Comic: Der Yellow Kid ist ab dem 5. Januar 1896 in der Tageszeitung "New York World" zu sehen.
    Der "World" gelingt damit ein Coup, denn die Farbe Gelb ließ sich erst in den 1890er Jahren vernünftig drucken. Somit ist Yellow Kid auch ein Werbeinstrument.

  • 1905
    Ab 1905 träumt sich Little Nemo in wilde Welten. "Little Nemo" ist ein Klassiker früher Comic-Literatur. | Bild: Winsor McCay

    1905

    Little Nemo – der verkannte Klassiker

    Erstmal unterschätzt: Die fantastischen Abenteuer eines kleinen träumenden Jungen fallen Anfang des 20. Jahrhunderts bei den Zeitungslesern durch, die mehr auf Slapstick abfahren.
    Viele Jahre nach dem Ende von „Little Nemo“ 1913 jedoch erwächst die Serie mit seinen gewaltigen surrealen Traumszenen zu einem Klassiker der frühen Comic-Literatur.
    In den ersten Jahren des Comic erscheinen zudem die zwei langlebigsten Serien aller Zeiten: "Katzenjammer Kids" (seit 1897) und "Gasoline Alley" (seit 1918) laufen bis heute.

  • 1929
    1929 erscheint erstmals "Tim und Struppi". Die Reise in den Kongo ist wegen angeblicher Klischees umstritten. | Bild: Carlsen

    1929

    Tim & Struppi – Reporter auf Reisen

    Ab 1929 schickt der Belgier Hergé den Reporter Tim und seinen Hund Struppi – im Original Tintin und Milou – auf die Reise. Tim sucht in Tibet nach einem Freund, unternimmt eine umstrittene Fahrt in den Kongo und fliegt schon 17 Jahre vor den Amerikanern zum Mond.
    Hergé prägt den Zeichenstil der klaren Linie („Ligne Claire“), in der er unter anderem weitgehend auf Schatten und Farbverläufe verzichtet und auf deutliche Konturen setzt.

  • 1950
    Von 1950 bis 2000 erscheint täglich ein Strip der "Peanuts". | Bild: Carlsen Verlag

    1950

    Peanuts – wenn Kinder philosophieren

    Am Tag nach seinem Tod erscheint der letzte aller Charlie-Brown-Strips: Charles M. Schulz, der Erfinder der Peanuts, stirbt Ende Februar 2000. Er hat Charlie Browns Hund Snoopy, Linus mit seiner Schmusedecke und den vielen anderen Kinder-Charakteren über 50 Jahre lang Leben eingehaucht.
    Die philosophischen Ausflüge und Alltagssorgen der Peanuts (wörtlich: Erdnüsse) sind oft Parabeln auf die Welt der Erwachsenen.

  • 1957
    Ebenso faul wie einfallsreich: Gaston aus der Feder des französischen Zeichners Franquin | Bild: Carlsen Verlag

    1957

    Gaston – Spaß im Schatten von Asterix

    1957, zwei Jahre vor der Geburt von Asterix, beginnt ein ebenso fauler wie einfallsreicher Redaktions-Gehilfe namens Gaston unwissentlich einen Vertragsabschluss in seinem Verlag zu torpedieren. Zeichner André Franquin lässt Gaston in Ein-Seiten-Strips zum Beispiel abstruse Musikinstrumente erfinden, deren Klang den Vertrag zerlegen.
    Franquin gehört zur Riege der großen franko-belgischen Zeichner wie Hergé („Tim und Struppi“) oder Uderzo („Asterix“). Nirgendwo sonst in Europa ist die Comic-Kultur so ausgeprägt wie in Frankreich und Belgien.

  • 1972
    1972 erscheint Art Spiegelmans Holocaust-Parabel "Maus". Der Comic bricht mit seinem ernsten Thema ein Tabu. | Bild: Fischer Verlag

    1972

    „Maus“ – der große Tabubruch

    Die Holocaust-Parabel „Maus“ erzählt die Geschichte von Zeichner Art Spiegelmans Vater. Dieser überlebte das Nazi-Morden. In „Maus“ versuchen Katzen, alle Mäuse auszurotten. Die preisgekrönte Spiegelman-Arbeit zeigt, dass ernste Themen für Comics nicht tabu sind.

  • 1973
    1973 erscheint der 2500-Seiten-Manga "Barfuß durch Hiroshima". Er wird mehrfach preisgekrönt. | Bild: Carlsen Verlag

    1973

    „Barfuß durch Hiroshima“ – Japans Trauma als Riesen-Manga

    Bewegend und bestürzend: "Barfuß durch Hiroshima", ein 2500-Seiten-Manga von Keiji Nakazawa, beschreibt eindrucksvoll, was vor, während und nach dem Abwurf der ersten Atombombe geschieht. Der Comic wird mehrfach verfilmt und mit Preisen überhäuft.
    „Barfuß durch Hiroshima“ ist der in unseren Breitengraden bekannteste Manga. In Japan haben Comics einen festen Platz in der Kultur und werden weit ernster genommen als hierzulande.

  • 1978
    1978 erscheint die erste Graphic Novel: "Ein Vertrag mit Gott" | Bild: Carlsen Verlag

    1978

    „Ein Vertrag mit Gott“ – die Geburt der Graphic Novel

    Will Eisner prägte die Entwicklung des Comic seit den 1940er Jahren und gilt als Erfinder der „Graphic Novel“, des illustrierten Romans. Weil der Begriff „Comic“ keinen guten Ruf genießt, preist Eisner 1978 sein Werk „Ein Vertrag mit Gott“ als „Graphic Novel“ an, um überhaupt bei einem Verlag landen zu können.

  • 1985
    Ab 1985 erforscht Calvin mit seinem Tiger Hobbes Fantasiewelten. | Bild: Carlsen Verlag

    1985

    Calvin & Hobbes – elf Jahre Fantasie

    Elf Jahre lang begeistern sich Millionen Leser für die Welt des sechsjährigen Calvin und seines Stofftigers Hobbes. Was „Calvin and Hobbes“ so besonders macht: Calvin springt zwischen seiner Fantasiewelt, in der Hobbes lebendig ist, und der „echten“ Welt hin und her.
    Zeichner Bill Waterson beendet die Serie Silvester 1995 mit Calvins Aussage: „Die Welt ist voller Wunder, Hobbes, alter Kumpel! ... Wie für uns gemacht!"

  • 1986
    1986 kehrt Batman zurück - dunkler und brutaler als je zuvor. | Bild: Panini Comics © 2014. Marvel

    1986

    „Die Rückkehr des dunklen Ritters“ – Batman als brutales Wrack

    Knapp 50 Jahre ist der Superhelden-Mythos alt, da führt Zeichner Frank Miller das Genre zu neuen Ufern: In der Graphic Novel „Batman – die Rückkehr des dunklen Ritters“ ist Batman ein abgehalftertes und desillusioniertes Wrack.
    Nur unter Protest steigt er nach zehn Jahren Pause wieder ins Fledermaus-Kostüm und geht brutal wie nie gegen den Abschaum Gotham Citys vor. Die Miller-Novel revolutioniert nicht nur das Superhelden-, sondern das gesamte Comic-Genre.

  • 1990
    Ab 1990 testet Walter Moers mit dem Kleinen Arschloch die Grenzen des Geschmacks. | Bild: Eichborn Verlag

    1990

    Das kleine Arschloch – kontrovers, aber nicht verboten

    Deutschland bleibt lange ein weißer Fleck auf der Comic-Landkarte. Brösels Moped-Schrauber „Werner“ und Ralf Königs Schwulen-Klassiker „Der bewegte Mann“ setzen in den 1980ern auf Humor, ebenso wie „Das kleine Arschloch“ von Walter Moers ab 1990.
    Mehrfach setzt es Verbotsanträge wegen brachialer Scherze über Behinderte, Alte oder Homosexuelle. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften sieht aber für eine Indizierung des "Arschlochs" keinen Grund.
    Walter Moers erfindet neben dem Kleinen Arschloch auch eine kindgerechtere Figur: Käpt´n Blaubär.

  • 1993
    1993 erscheint mit "Palästina" die erste Comic-Reportage. | Bild: Edition Moderne

    1993

    "Palästina": Der Comic im Krieg

    Comic und Journalismus – wie das zusammenpasst, lotet erstmals 1993 der Journalist und Zeichner Joe Sacco aus. Er war zwei Jahre zuvor nach Israel und in die besetzten Palästinenser-Gebiete gereist und bringt seine Erlebnisse als gezeichnete Reportage heraus.
    2014 erscheint ein beeindruckendes Faltbuch mit einer Gesamtlänge von sieben Metern über den Ersten Weltkrieg. Saccos Riesen-Panorama illustriert den ersten Tag der Schlacht an der Somme 1916.

  • 2010
    2010 - Daniel Lieskes "Wormworld Saga" gibt´s online und als Buch. | Bild: © 2012 Daniel Lieske

    2010

    „Wormworld Saga“ – der Comic im Internetzeitalter

    Der Leser scrollt und scrollt und scrollt: Der Online-Comic „Wormworld Saga“ des Deutschen Daniel Lieske liest sich am Bildschirm von oben nach unten. Diese Art, genannt die „endlose Leinwand“, eröffnet völlig neue Zeichen- und Lesemöglichkeiten.
    Hauptfigur des Webcomic ist der Schüler Jonas, den es in eine geheimnisvolle und gefährliche Welt, die „Wormworld“ verschlägt. Die Story ist auf zehn Folgen ausgelegt. Die ersten Episoden gibt´s auch ganz klassisch: als Buch.


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