Bayern 2

     

3

Geschichte der Roma Diskriminierung mit Ende?

Die Geschichte der Roma und Sinti ist eine Geschichte langen Leidens. Als Sklaven gehalten, zu Verrätern erklärt, in Konzentrationslagern ermordet bis hin zu Diskriminierung in der jüngsten Geschichte. Doch langsam scheint ein Ende in Sicht.

Stand: 18.08.2015

  • 1407
    Zeichnung aus dem Buch "die Gartenlaube" von 1869 | Bild: N. Chailloux

    Eine historische Zeichnung von 1869 zeigt ein "Zigeunerbegräbnis in Siebenbürger"

    1407

    Unterdrückt von Anfang an

    In Hildesheim wird erstmals urkundlich in Deutschland ein "Zigeuner" erwähnt. 1471 werden 17.000 Roma für Sklavenarbeit nach Moldawien gebracht.

  • 1496
    "Zigeunerlager" von Mihaly von Munkacsy aus dem Jahr 1878 | Bild: Mihaly von Munkacsy/ Alte Nationalgalerie

    Historische Darstellung eines "Zigeunerlagers" von 1878

    1496

    Vogelfrei

    Die Reichstage in Landau und Freiburg erklären vermeintliche "Zigeuner" zu Verrätern der christlichen Länder, Spionen im Dienste der Türken und Trägern der Pest. Als Strafe werden sie zu Vogelfreien (Rechtslosen) erklärt.

  • 1741

    1741

    Rechtlosigkeit

    In Mainz soll, wer als "Zigeuner" gilt, ohne Prozess hingerichtet werden.

  • 1864
    Prinz  Ioan Alexandru Cuza auf einer Briefmarke | Bild: Post of Romania

    Prinz Iaon Alexandru Cuza von Rumänien

    1864

    Rechtliche Freiheit

    Prinz Ioan Alexandru Cuza gewährt Roma komplette rechtliche Freiheit.

  • 1922
    Symbolbild Fingerabdruck | Bild: picture-alliance/dpa

    1922

    Fotos und Fingerabdrücke

    Alle Sinti und Roma in Baden müssen von nun an Fotos und Fingerabdrücke archivieren lassen. Außerdem müssen sie sich immer ausweisen können und entsprechende Dokumente mit sich tragen.

  • 1935
    Köln, Sinti und Roma vor Wagen 1937 | Bild: Bundesarchiv, Bild146-1997-019-27A / CC-BY-SA

    Eine historische Aufnahme von Roma und Sinti aus dem Jahr 1937 in Köln

    1935

    Erstes Zwangslager

    Behörden der Stadt Köln richten das erste nationalsozialistische Zwangslager für "Zigeuner" im Deutschen Reich ein. 1943 beginnen die systematischen Deportationen von Sinti und Roma aus dem Deutschen Reich ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

  • 1944
    Infografik Ermordete Sinti und Roma in Europa | Bild: Grafik: BR

    1944

    Ermordung

    Das "Zigeunerlager" Auschwitz-Birkenau wird aufgelöst. Von den 6.000 noch lebenden Sinti und Roma wird etwa die Hälfte in andere Konzentrationslager deportiert. Die verbliebenen 2.897 werden von 2. auf 3. August 1944 ermordet.

  • 1956
    Bundesgerichtshof in Karlsruhe 1960 | Bild: picture-alliance/dpa

    1956

    Weiter Diskriminierung

    "Zigeuner neigen zu Kriminalität, besonders zu Diebstählen und zu Betrügereien" schreibt der Bundesgerichtshof in seiner Urteilsbegründung 1956, warum er der Meinung ist, Roma und Sinti seien vor 1943 keiner rassistischen Vefolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt gewesen.

  • 1971
    Flagge der Roma | Bild: Adi Japan

    Die Flagge der Roma

    1971

    Erster Welt-Roma-Kongress

    Erstmals treffen sich in London Roma aus der ganzen Welt. Sie legen nationale Symbole wie eine Flagge und die Hymne "Gelem, gelem" fest.

  • 1972

    1972

    Mord

    Ein bayerischer Bauer erschießt ein 18-jähriges Mädchen, das als "Zigeunerin" bezeichnet wird. Ein 16-jähriges Mädchen verletzt er lebensgefährlich. Die Dörfler geben dem "Gesindel" die Schuld.

  • 1980
    
Sichtlich geschwächt liegen einige der 12 Sinti, die sich seit sieben Tagen im Hungerstreik befinden, am 10.4.1980 auf dem Gelände des ehemaligen Konzerntrationslagers Dachau auf Liegestühlen. Trotz eindringlicher Appelle von CSU und SPD im bayerischen Landtag wollen sie ihre Aktion fortsetzen. Sie fordern "vollständige Rehabilitierung und moralische Wiedergutmachung" für ihre Volksgruppe. Das bayerische Innenministerium soll sich nachträglich vom Wirken der früheren "Landfahrerzentrale" des bayerischen Landeskriminalamtes sowie von der 1970 aufgehobenen Landfahrerverordnung distanzieren.
Sichtlich geschwächt liegen einige der 12 Sinti, die sich seit sieben Tagen im Hungerstreik befinden, am 10.4.1980 auf dem Gelände des ehemaligen Konzerntrationslagers Dachau auf Liegestühlen. Trotz eindringlicher Appelle von CSU und SPD im bayerischen Landtag wollen sie ihre Aktion fortsetzen. Sie fordern "vollständige Rehabilitierung und moralische Wiedergutmachung" für ihre Volksgruppe. Das bayerische Innenministerium soll sich nachträglich vom Wirken der früheren "Landfahrerzentrale" des bayerischen Landeskriminalamtes sowie von der 1970 aufgehobenen Landfahrerverordnung distanzieren. Sichtlich geschwächt liegen einige der 12 Sinti, die sich seit sieben Tagen im Hungerstreik befinden, am 10.4.1980 auf dem Gelände des ehemaligen Konzerntrationslagers Dachau auf Liegestühlen. Trotz eindringlicher Appelle von CSU und SPD im bayerischen Landtag wollen sie ihre Aktion fortsetzen. Sie fordern "vollständige Rehabilitierung und moralische Wiedergutmachung" für ihre Volksgruppe. Das bayerische Innenministerium soll sich nachträglich vom Wirken der früheren "Landfahrerzentrale" des bayerischen Landeskriminalamtes sowie von der 1970 aufgehobenen Landfahrerverordnung distaSint  | Bild: picture-alliance/dpa

    Hungerstreikende im ehemaligen KZ Dachau

    1980

    Hungerstreik

    Überlebende des Holocaust und ihre Kinder treten in der KZ-Gedenkstätte Dachau in Hungerstreik. Protestanlass war auch die rassistische Sondererfassung von Sinti und Roma durch Justiz und Polizei. Ihre Forderung: Die "vollständige Rehabilitierung und moralische Wiedergutmachung" ihrer Volksgruppe. Das bayerische Innenministerium soll sich nachträglich vom Wirken der früheren "Landfahrerzentrale" des bayerischen Landeskriminalamtes sowie von der 1970 aufgehobenen Landfahrerverordnung distanzieren.

  • 1982
    Helmut Schmidt 1982 | Bild: picture-alliance/dpa

    1982

    Anerkennung des Leids

    Als erster deutscher Bundeskanzler erkennt Helmut Schmidt (SPD) den nationalsozialistischen Völkermord an Sinti und Roma an.

  • 1982
    Der Vorsitzende des Zentalrats der Sinti und Roma, Romani Rose | Bild: picture-alliance/dpa

    Der Vorsitzende des Zentralrats der Sinti und Roma, Romani Rose

    1982

    Sprachrohr

    Der Zentralrat der Sinti und Roma gründet sich und vertritt die Interessen von 16 Mitgliedsverbänden. Sein Sitz ist seither in Heidelberg

  • 1998

    1998

    Anerkennung als Minderheit

    Sinti und Roma werden als nationale Minderheit in Deutschland anerkannt.

  • 2009
    Madonna in Bukarest | Bild: picture-alliance/dpa

    2009

    Und wieder Diskriminierung

    Die Popsängerin Madonna kritisiert die Diskriminierung von Roma bei einem Konzert in Rumänien und erntet Buhrufe.

  • 2012
    Besucher stehen am 29.10.2012 in Berlin an der Gedenkstätte für die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma. Das Denkmal liegt im Tiergarten direkt neben dem Bundestag und wurde nach einem Entwurf des Künstlers Dani Karavan gestaltet.  | Bild: picture-alliance/dpa

    Das Denkmal in Berlin ist nach dem Entwurf von Dani Karavan gestaltet.

    2012

    Ein Denkmal

    Bundeskanzlerin Angela Merkel weiht am 24. Oktober in Berlin das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma ein. Nach den Mahnmalen für Juden und Homosexuelle ist es das dritte an prominenter Stelle im Berliner Zentrum, das an eine von den Nationalsozialisten verfolgte Minderheit erinnert. Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose lobte den Schritt: "Die Bundesrepublik bekennt sich damit eindrücklich zu ihrer historischen Verantwortung zu unserer Minderheit."


3