Geschichte der Roma Diskriminierung mit Ende?
Die Geschichte der Roma und Sinti ist eine Geschichte langen Leidens. Als Sklaven gehalten, zu Verrätern erklärt, in Konzentrationslagern ermordet bis hin zu Diskriminierung in der jüngsten Geschichte. Doch langsam scheint ein Ende in Sicht.
-
1407
Eine historische Zeichnung von 1869 zeigt ein "Zigeunerbegräbnis in Siebenbürger"
1407
Unterdrückt von Anfang an
In Hildesheim wird erstmals urkundlich in Deutschland ein "Zigeuner" erwähnt. 1471 werden 17.000 Roma für Sklavenarbeit nach Moldawien gebracht.
-
1496
Historische Darstellung eines "Zigeunerlagers" von 1878
1496
Vogelfrei
Die Reichstage in Landau und Freiburg erklären vermeintliche "Zigeuner" zu Verrätern der christlichen Länder, Spionen im Dienste der Türken und Trägern der Pest. Als Strafe werden sie zu Vogelfreien (Rechtslosen) erklärt.
-
1741
1741
Rechtlosigkeit
In Mainz soll, wer als "Zigeuner" gilt, ohne Prozess hingerichtet werden.
-
1864
Prinz Iaon Alexandru Cuza von Rumänien
1864
Rechtliche Freiheit
Prinz Ioan Alexandru Cuza gewährt Roma komplette rechtliche Freiheit.
-
1922
1922
Fotos und Fingerabdrücke
Alle Sinti und Roma in Baden müssen von nun an Fotos und Fingerabdrücke archivieren lassen. Außerdem müssen sie sich immer ausweisen können und entsprechende Dokumente mit sich tragen.
-
1935
Eine historische Aufnahme von Roma und Sinti aus dem Jahr 1937 in Köln
1935
Erstes Zwangslager
Behörden der Stadt Köln richten das erste nationalsozialistische Zwangslager für "Zigeuner" im Deutschen Reich ein. 1943 beginnen die systematischen Deportationen von Sinti und Roma aus dem Deutschen Reich ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
-
1944
1944
Ermordung
Das "Zigeunerlager" Auschwitz-Birkenau wird aufgelöst. Von den 6.000 noch lebenden Sinti und Roma wird etwa die Hälfte in andere Konzentrationslager deportiert. Die verbliebenen 2.897 werden von 2. auf 3. August 1944 ermordet.
-
1956
1956
Weiter Diskriminierung
"Zigeuner neigen zu Kriminalität, besonders zu Diebstählen und zu Betrügereien" schreibt der Bundesgerichtshof in seiner Urteilsbegründung 1956, warum er der Meinung ist, Roma und Sinti seien vor 1943 keiner rassistischen Vefolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt gewesen.
-
1971
Die Flagge der Roma
1971
Erster Welt-Roma-Kongress
Erstmals treffen sich in London Roma aus der ganzen Welt. Sie legen nationale Symbole wie eine Flagge und die Hymne "Gelem, gelem" fest.
-
1972
1972
Mord
Ein bayerischer Bauer erschießt ein 18-jähriges Mädchen, das als "Zigeunerin" bezeichnet wird. Ein 16-jähriges Mädchen verletzt er lebensgefährlich. Die Dörfler geben dem "Gesindel" die Schuld.
-
1980
Hungerstreikende im ehemaligen KZ Dachau
1980
Hungerstreik
Überlebende des Holocaust und ihre Kinder treten in der KZ-Gedenkstätte Dachau in Hungerstreik. Protestanlass war auch die rassistische Sondererfassung von Sinti und Roma durch Justiz und Polizei. Ihre Forderung: Die "vollständige Rehabilitierung und moralische Wiedergutmachung" ihrer Volksgruppe. Das bayerische Innenministerium soll sich nachträglich vom Wirken der früheren "Landfahrerzentrale" des bayerischen Landeskriminalamtes sowie von der 1970 aufgehobenen Landfahrerverordnung distanzieren.
-
1982
1982
Anerkennung des Leids
Als erster deutscher Bundeskanzler erkennt Helmut Schmidt (SPD) den nationalsozialistischen Völkermord an Sinti und Roma an.
-
1982
Der Vorsitzende des Zentralrats der Sinti und Roma, Romani Rose
1982
Sprachrohr
Der Zentralrat der Sinti und Roma gründet sich und vertritt die Interessen von 16 Mitgliedsverbänden. Sein Sitz ist seither in Heidelberg
-
1998
1998
Anerkennung als Minderheit
Sinti und Roma werden als nationale Minderheit in Deutschland anerkannt.
-
2009
2009
Und wieder Diskriminierung
Die Popsängerin Madonna kritisiert die Diskriminierung von Roma bei einem Konzert in Rumänien und erntet Buhrufe.
-
2012
Das Denkmal in Berlin ist nach dem Entwurf von Dani Karavan gestaltet.
2012
Ein Denkmal
Bundeskanzlerin Angela Merkel weiht am 24. Oktober in Berlin das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma ein. Nach den Mahnmalen für Juden und Homosexuelle ist es das dritte an prominenter Stelle im Berliner Zentrum, das an eine von den Nationalsozialisten verfolgte Minderheit erinnert. Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose lobte den Schritt: "Die Bundesrepublik bekennt sich damit eindrücklich zu ihrer historischen Verantwortung zu unserer Minderheit."