Bayern 2

     

36

Sessions Netzkongress 2013 - Das Programm

Big Data, Geheimdienste, TV und Fußball - die großen Themen beim #zf42. Weitere Themen und Speaker findet Ihr regelmäßig hier!

Stand: 27.11.2013

‚Big Data‘ kann die Menschheit retten: Eine ‚transnationale‘ Zoologie versucht gerade,  Erkenntnisse aus dem Tierreich für die Menschheit besser nutzbar zu machen.   Seeschlangen etwa verlassen ihre Lagunen circa 24 Stunden vor einem Seebeben. Wenn wir über Sensoren an ihr Bewegungsprofil und ihre Verhaltensmuster kommen, können wir von Tsunamis bedrohte Landstriche möglicherweise rechtzeitig evakuieren. Aber nicht nur Wissenschaftler, auch Staaten und die Industrie sammeln massenhaft Daten, nicht immer zu unserem Vorteil. Daten können uns auch bedrohen, entlarven, verraten, ausrechenbar machen, uns um den Job, die Krankenkasse, die Zulassung bringen oder sogar ins Gefängnis. Welche Bedrohungen gehen von der Datensammelei aus? Vor wem müssen wir uns fürchten? Oder leiden wir  an einer Sicherheitshysterie? Pflegen wir einen europäischen Pessimismus, der nicht die Vorteile, sondern nur Nachteile sieht?

Darüber diskutieren unter anderem Rena Tangens, Datenschutzaktivistin, Internet-Pionierin und Künstlerin, 
Alexander Markowetz, Informatiker an der Uni Bonn,
Alexander Pschera, Buchautor und Publizist, und Jimmy Schulz, Geschäftsführender Gesellschafter CyberSolutions Ltd.

Wir kennen sie aus der Popkultur, aus Comics oder von der Filmleinwand: ‚Die Borg‘ aus ‚Star Trek‘, ‚Darth Vader‘ aus ‚Star Wars‘ oder Inspector Gadget – sie alle sind Cyborgs, also Mensch-Maschinen bzw. Maschinen-Menschen. Aber sie leben längst unter uns – und zwar ganz real. Neil Harbisson ist so ein Cyborg. Der farbenblinde Spanier trägt eine Kamera auf dem Kopf, die fest in seinem Schädelknochen verankert ist und mit deren Hilfe er Farben in Töne übersetzen und damit hören kann. Wer Cyborg ist, ist gewissermaßen Definitionssache. Ein Hörgerät, ein Herzschrittmacher oder eine Hüftprothese sind bereits Vorstufen der Verschmelzung von Mensch mit Maschine.  Wissenschaftler prophezeien, dass in den nächsten zwanzig Jahren ‚supermenschliche‘ Fähigkeiten möglich werden, die uns gesünder, effektiver machen und uns vor allem sehr viel länger leben lassen. Verbirgt sich hinter dem Cyborg also vielleicht am Ende nichts weniger, als der lang gesuchte Stein der Weisen? Wie viel ‚Cyborg‘ werden wir? Und ist das nun gut oder schlecht für uns? 

Zu Gast sind Neil Harbisson, Künstler und Gründer der Cyborg Foundation,
Enno Park, Journalist, Autor und Cyborg,
Stefan Greiner,  TU Berlin, Human-Computer Interaction

Aus dem Bildband: Simon Menner. "Top Secret". Hatje Cantz Verlag

Was Angela Merkel privat so alles simst oder spricht – das geht uns herzlich wenig an. Dass aber nicht nur das Handy unserer Kanzlerin abgehört wird, sondern auch wir, das ist ein Skandal! Um die Regeln, was der Staat von seinen Bürgern wissen darf, wird zwar immer wieder mal heftig gekämpft, es werden Regeln aufgestellt. Gleichzeitig zeigen uns Regierungen und Geheimdienste, dass ihnen all diese Regeln offenbar komplett egal sind. Wir fragen: Nach welcher Logik funktionieren Geheimdienste? Wie könnte ein "Nachrichtendienst" aussehen, der möglichst transparent arbeitet und wie kann man dafür kämpfen? Oder funktioniert ein "demokratischer" Geheimdienst ohnehin nicht und die Nachrichtendienste sollten abgeschafft werden? Und warum hat bei der letzten Wahl der NSA-Skandal offenbar nicht oder kaum mobilisieren können?

Darüber diskutieren Anke Domscheit-Berg, Piratenpartei, Wolfgang Neskovic, ehemaliger Richter und Mitglied im Geheimdienst-Kontrollausschuss des Bundestages, und
Markus Schäfert, Bayerisches Landesamt für Verfassungsschutz

Der Harlem Shake war kein Zufall. Die Geschichte hinter dem Hype zeigt die Mechanismen der globalen Mem-Maschine: Bots und Scouts melken das Web und bringen Nerdkultur in den Mainstream. Überall krabbeln Kätzchen, immer neue Tumblr-Blogs kommentieren die Nachrichten, sogar Präsident Obama schaut auf Reddit vorbei und spricht über das Bier im Weißen Haus. Die Webkultur ist mittlerweile Mainstream, jeder Trend wird aufgegriffen und in Einzelteile geteilt, geliked und vertwittert. Was sich im Netz-Untergrund über Jahre entwickelt hat, steht nun unter den Gigawatt-Strahlern der weltweiten Aufmerksamkeitsökonomie. Was kommt als nächstes? Wir suchen nach den Netzphänomenen, die sich der Verwertung noch entziehen können, die nach bisherigen Maßstäben nicht konsumierbar sind. Wir schauen uns “Deep YouTube” und “Weird Twitter” an, nehmen Krautchan auseinander und schlagen eine Skala der Unvernunft vor. Es wird laut. Es wird eklig. Es wird wild. Wir sagen: “Gut gemacht, Internet!”

Ole Reißmann (spon.de) und Hakan Tanriverdi (sz.de).

Die HBO-Serie ist der neue Roman, heißt es momentan gern. Wo es im Kino immer noch um den rund zweistündigen Blockbuster oder den gepflegten Arthouse-Film geht, brechen das Fernsehen und verschiedene Online-Anbieter längst zu neuen Ufern auf. Seit den Sopranos ist die Fernsehserie nicht mehr nur eine zufällige Vorabend-Unterhaltung, sondern eine mäandernde, dramatische Erzählform, die sich von Cliffhanger zu Cliffhanger bewegt und meist nicht linear, sondern on demand angeschaut wird – via DVD-Box oder Stream. Seit das Portal Netflix mit „House of Cards“ die erste Serie produzierte, die zunächst nur online angeboten wurde (und inzwischen mit diversen Emmys rechnen kann), scheinen sich völlig neue Möglichkeiten aufzutun (auch die, dass Netflix als neues Hollywood-Studio gehandelt wird). Müssen wir uns mittelfristig von der gewohnten Darreichungsform in Fernsehen und Kino verabschieden? Wie sieht es mit der Interaktivität aus? Was bedeutet das für die Konsumenten, die Produzenten und die Urheber?

Es diskutieren u.a.
Alain Bieber, Projektleiter von Arte creative,
Thomas Sessner, Redaktionsleiter Film aktuell/BR,
Fred Breinersdorfer, Drehbuchautor

Luchsin mit GPS-Sender

Nach dem Internet der Dinge (dem "zweiten" Internet) kommt das Internet der Tiere. Wildtiere werden mit Sendern ausgestattet, mit denen man sie in Echtzeit orten kann. Die Sender liefern auch biologische Daten wie Herzschlag, Körpertemperatur etc. So entsteht ein globales digitales Naturmuseum, das per Smartphone abrufbar ist: ein sogenannter Biocache. Erste Umsetzungen gibt es bereits. Dadurch wird schließlich ein artenübergreifendes Internet möglich, das eine neue Kommunikation zwischen Mensch und Tier schafft.

Alexander Pschera, Buchautor und Publizist

Musiker der Bands Console, Slut, Saroos und Lali Puna haben sich zu dem experimentellen Projekt „Bad Bank“ zusammengeschlossen. Sie selbst nennen es Drone Doom oder Post-Drone. Es geht um Kongresse, Meetings, Konferenzen, Keynotes, Panel und Sitzungen. Die Visuals werden in Form einer vom E-Drum getriggerten Powerpoint-Präsentation geschossen und sind elementarer Bestandteil der Show.

Millionen von Tweets und Tausende von Blog-Postings sind während des Bundestagswahlkampfs geschrieben worden. Das Demokratieversprechen des Internets wird, wenn überhaupt, hier eingelöst. Welche Themen erregten das Social Web? Wer hat mitdiskutiert? Wer konnte besonders viel Resonanz erzielen? Sind darunter nur altbekannte Akteure aus Politik und Medien oder auch neue Stimmen? Und welches Meinungsklima herrscht im Netz? Mit diesen und anderen Fragen befasst sich ein Forscherteam der Universitäten Münster (WWU) und München (LMU), das bereits im Frühjahr 2013 begonnen hat, Twitter, Blogs, Wikipedia, das Forum meta.tagesschau.de und – zum Vergleich – Nachrichten-Websites zu analysieren.

Stefan Stieglitz, Juniorprofessor, Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Marina Weisband

Die Demokratie wird ‚liquid‘, Politik wird transparenter, einerseits. Andererseits machen  Technologien das Ausspähen ganzer Völker offenbar zum Kinderspiel. Sind die Politiker diesen Herausforderungen gewachsen? Was muss ein ‚Netzpolitiker‘ einer Partei in Zukunft an Rüstzeug mitbringen, damit er in der Lage ist, die richtigen, oft folgenschweren Entscheidungen zu treffen? Brauchen wir ein neue Art der politischen (Aus-)Bildung? Marina Weisband war in ihrer Eigenschaft als politische Geschäftsführerin und Mitglied des Bundesvorstands der Piratenpartei bis April 2012 sozusagen die Antwort auf diese Frage, bevor sie sich aus der aktiven Politik (vorübergehend?) zurückzog. Sie hat die positiven wie auch die Schattenseiten eines ‚transparenten‘ Lebens erfahren. Mit ihr zusammen wollen wir herausfinden, welches Personal wir brauchen, um die zukünftigen Aufgaben zu bewältigen.

Gespräch von Laura Freisberg mit Marina Weisband, Studentin, Buchautorin, Künstlerin

Die Politikwissenschaftlerin und Aktivistin Lorena Jaume-Palasí und der Professor für Informatik und Gesellschaft Frank Pallas setzen sich seit mehreren Monaten mit dem anhaltenden Wandel von Öffentlichkeit durch das Internet und der sich ändernden Rolle von Anonymität auseinander. Ihr besonderes Interesse gilt dabei neuen technischen Möglichkeiten im Zusammenhang mit Bildaufnahmen öffentlichen Handelns (Bilderkennung, “Rückwärtssuchbarkeit”, etc.) und den sich daraus ergebenden gesellschaftlichen Implikationen. Hierzu hat Pallas zusammen mit einer Expertengruppe die Offline-Tags entwickelt, ein Set von vier Symbolen, mit denen Individuen den Grad an Anonymität, mit der sie in der Öffentlichkeit auftreten wollen, signalisieren können. Sie möchten die bisherigen Ergebnisse dieses Projekts vorstellen und mit den TeilnehmerInnen diskutieren.

Lorena Jaume- Palasí, Politikiwissenschaftlerin und Aktivistin Co:llaboratory, und Frank Pallas, Professor für Informatik, TU Berlin

Jeder bringt euch eine Story mit. Eine, die es noch nicht gibt. Eine Vorstellung von dem, wie man Theater endlich wieder geil machen kann. Sie schütten alles aus ihren Köpfen und breiten Geschichten vor euch aus. Über das Netz, das Theater und vielleicht über das Netztheater. Über andere Arbeitsweisen, neue Erzählformen, neue künstlerische Ausdrucksformen für ein digitaleres, politischeres und vielleicht überlebensfähiges Theater. Ist das die Zukunft oder nur neumodischer Kram? Ihr seid die Richter über diese Utopien. Top oder Flop? Ihr seid dran.

Bühnenstück von
Ingo Sawilla, Theatertwitterer beim Residenztheater, München, 
Kilian Engels, Dramaturg am Münchner Volkstheater
Tina Lorenz, Dozentin für Theatertheorie an der ADK Regensburg, #Kulturnerd

Sie kennen ihren Blutdruck, ihren Körperfettanteil und die Länge ihrer Tiefschlafphasen. Sie zählen die gelaufenen Schritte, messen ständig Stresslevel und Stimmung. Die Quantified-Self-Bewegung, die aus den USA nach Europa herüber geschwappt ist, findet mehr und mehr Zulauf, einschlägige Kongresse sind weit vorher ausgebucht. Den eigenen Körper mithilfe von Apps und Gadgets besser kennenzulernen, ihn zu formen und aus sich selbst das Optimum herauszuholen – der Gedanke ist für viele offenbar schwer verlockend. Wie funktioniert die Selbstvermessung? Wen macht sie glücklich? Und wann wird’s gefährlich?
Florian Schuhmacher, Gründer von Quantified Self Deutschland, gibt Einblick.

Die Tage des Autos als Statussymbol sind gezählt?

Die Tage des Autos als Statussymbol scheinen gezählt: Für junge Menschen, vor allem in den großstädtischen Ballungsräumen, ist ein eigenes Auto schon lange nicht mehr das Non-Plus-Ultra. Der Fetisch von einst wird von immer mehr Menschen als purer Gebrauchsgegenstand wahrgenommen. Den man sich – Stichwort Carsharing – mit anderen teilen kann. Und der nur eine von vielen Möglichkeiten darstellt, von A nach B zu gelangen. Wie sieht Mobilität in Zukunft aus? Und hat das Auto mit neuer Technologie (andere Antriebe, automatische Steuerung) eine Chance auf Rückkehr in unsere Herzen?

Diskussion mit  Irene Feige, Institut für Mobilitätsforschung,
Markus Maurer, TU Braunschweig, und
Markus Barnikel, carpooling.com GmbH

Wenn Promis ein Haus besetzen: Aktion von Goldgrund in München

In einer tausende Male abgerufenen Anzeige auf immoscout24 bot der "Premium-Bauträger Goldgrund Immobilien" im Frühjahr 2012 ein "Traumobjekt für finanzielle Highperformer" mitten auf der Münchner Freiheit an. Die "Brache", in Wirklichkeit ein Kinderspielplatz, sollte angeblich mit einer pompösen Gated Community bebaut werden, mit 500-Quadratmeter-Lofts, privatem U-Bahn-Zugang und Räumen für die Angestellten im Souterrain. Diese Satireaktion in der virtuellen Welt wurde nicht nur von den entsetzten Schwabinger Anwohnern für bare Münze genommen.

Ist das Netz schon wirklicher als die Wirklichkeit? Die Stadtlandschaft wird ökonomisch optimiert. Mieter, Clubs, Sozialprojekte und wir alle sind die Leidtragenden. Dabei unterschreiben wir doch schon gefühlte vier Online-Petitionen pro Woche! Lesen "die da oben" das etwa nicht? Seit der massenhaften Nutzung des Internet stagniert die Subkultur "in real life". Klar muss man im Netz sein. Aber die Musik spielt immer noch draußen!

Talk von Till Hofmann (Veranstalter), Alex Rühle (Journalist), Christian Ganzer (Kurator und Filmemacher)

Das Netz ist mehr als eine neue trimediale Rampe für Inhalte. Das Netz ist ein Raum, den Produzenten und Konsumenten gemeinsam füllen. Nach welchen Kriterien und mit welcher publizistischen Ausrichtung geschieht dies bei der Süddeutschen Zeitung? Muss ein Journalist heute twittern? Sind Leserkommentare Gewinn oder Ärgernis einer Seite? Welche Rolle spielt Facebook für den Journalismus der Zukunft? Und: Wie geht ein Medienhaus wie die Süddeutsche Zeitung mit den veränderten Bedingungen um?

Stefan Plöchinger, Chefredakteur von SZ.de und
Dirk von Gehlen, Verantwortlich für Social Media bei der SZ

Marktforschungsinstitute werben mit dem Spruch, jeder Mensch sei berechenbar. Online-Börsen verkaufen höchstbietend unsere Aufmerksamkeit. Suchmaschinen wollen uns in Zukunft Fragen beantworten, noch bevor wir sie gestellt haben – einfach nur, weil wir gerade an etwas gedacht haben. Ist das Schlaraffenland der Ort, an dem wir leben wollen? Rena Tangens sagt: Bequemlichkeit und Komfort sind Bevormundung und Langeweile plus gute PR. Zeit, dass wir unbequeme Fragen stellen.

Das Internet ist ein Universum: es dehnt sich permanent und mit zunehmender Geschwindigkeit aus. Sein grenzenloser Informationsreichtum übersteigt unsere Vorstellungskraft, seine riesigen Plattformen bringen immer neue Subkulturen zur Welt. Das Netz produziert, beherbergt, bewegt und verliert Daten, Energie, Materie – und Fragen. 42 ist DIE Antwort. Nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest. Wir haben die weltbesten Drohnen-Ingenieure besucht, den Nerdcore-Rapper MC Fitti auf Tour begleitet, 3D-Drucker hinterfragt, den Nachfolger von Google Glass getestet und präsentieren Euch neue Gadgets.

Alain Bieber, Kurator, Projektleiter von Arte Creative

Das Internet? Besteht aus ein paar a neinander geflanschten Rohren! Der greise US-Senator Ted Stevens hat das mal behauptet. Und wurde ausgelacht. Dabei gibt es sie wirklich, die physische Seite des Netzes. Aber in Zeiten, wo wir das Internet nicht mehr betreten, um dann kurz "drin" zu bleiben wie einst Boris Becker – sondern es kaum mehr verlassen, verlieren wir den Sinn für die anfassbare Seite dieses "Neulands". Es ist sogar in unsere Hosentaschen geschlüpft, während unsere Daten irgendwo in der NSA-überwachten "Wolke" schlummern. Moritz Metz hat sich für den Zündfunk auf die Suche nach dem physischen Netz gemacht. Vom klapprigen DSL-Verteiler im Berliner Hinterhof über den größten Netzknoten der Welt, zum Strand, an dem die meisten Tiefseekabel Kaliforniens gen Asien versinken.

Guten Abend, allerseits! Mit diesem legendären oldfashioned Satz begrüßte Mr. Sportschau Heribert Faßbender seine Zuschauer in der ARD bis zu seiner Pensionierung im Fernsehen. Dann kamen die Spielberichte. Und gut war’s! Nun ist das Ding im Netz, Fußball ein noch größerer, noch weltumspannenderer, noch größerer Mega-Event. Und neben der konventionellen Spielberichterstattung gibt es vor allem im Internet eine ganze Menge an neuen Darreichungsformen. ‚Elf Freunde‘ haben mit ihrem Live-Ticker unerreichte satirische Gipfel erklommen, punkten aber auch mit Bilderstrecken voller großartiger Fußballer-Schnauzbärte und Vokuhila-Frisuren. Blogs wie Spielverlagerung.de treiben die Taktik-Exegese exzesshaft auf die Spitze, der die Trainer-Nerds unter uns jubilieren lässt. ‚19er Alu‘  machen von Ingolstadt aus muntere Bewegtbild-Talks, andere regionale Portale schließen im Netz die lokale Lücke und berichten von jedem Bolzplatz. Das Ding ist also deutlich hinter der Linie und zappelt im Netz. Über neue innovative und regionale Fußballberichterstattung reden wir mit

Tobias Escher, Gründer von Spielverlagerung.de,
Tim Jürgens, stellvertretender Chefredakteur von 11FREUNDE
Tom Heindl von ‚19er Alu‘
Jürgen Igelspacher, Geschäftsführer des Bayerischen Fußball-Verbandes
Martin Blumenau, Radio FM4,
Thomas Hummel, Sportchef von SZ-Online

Sie waren drei Monate in Brasilien unterwegs und haben zwischen Straßenprotesten und Favela-Recherchen eine neue Form von Auslandsjournalismus getestet. Denn ihr Auftraggeber ist keine Redaktion, sondern die reine Meute. Und die lenkt, kritisiert, ärgert und unterstützt sie per Facebook, Twitter und Blog (www.crowdspondent.de). Sie haben kaum Kohle, keinen Plan, aber jede Menge Energie. Ihr Tonstudio in Rio de Janeiro war ein Kleiderschrank, ihr Schreibtisch ein gemeinsames Bett im 12qm-Zimmer und ihre Redaktionskonferenzen fanden auf einer Facebook-Seite statt. In der Session werden sie Euch mit Wort, Film und Witz zeigen, wie sie drei Monate lang versuchten, den Auslandsjournalismus zu revolutionieren, warum das Prinzip "Persönlicher Scheiß" für sie so wichtig geworden ist und ob es ratsam ist, bei Lesern auf der Couch zu pennen.

Lisa Altmeier und Steffi Fetz von crowdspondent.de

Computerspiele sind ein sehr technikgetriebenes Medium und damit immer mit großen Zukunftsversprechen aufgeladen: Alles soll immer schöner werden, realistischer sowieso, interaktiver und vernetzter. In der Realität macht sich dann aber oft Ernüchterung breit: Die bessere Technik wird vor allem dazu benutzt, Monsteraliens mit mehr Polygonen darzustellen, und aus großen Ideen, wie etwa die, Millionen Menschen zusammen in einer großen gemeinsamen Welt spielen zu lassen, entsteht am Ende dann doch nur so etwas wie „World of Warcraft“. Und trotzdem. Gerade ist es wieder so weit: Die Computerspielzukunft zeigt sich wieder mal von ihrer Schokoladenseite. Die aktuelle Konsolengeneration wird völlig neue Spielerlebnisse schaffen, Google Glass oder die Cyber-Brille Oculus Rift sollen den alten Traum der virtuellen – beziehungsweise der erweiterten Realität – wahr werden lassen. Doch die Frage bleibt: Werden Computerspiele durch die neuen technischen Möglichkeiten tatsächlich besser? Wie sieht sie aus, die schöne neue Computerspielwelt von morgen?

U.a. mit Lea Schönfelder, Gamedesignerin,
Deef Pirmasens, Gamer, Blogger und Online-Chef der BR-Fernsehsendung „Quer“,
Sonja Wild, Bloggerin und Stadträtin in Nürnberg.

Ob "Deus Ex", "Assassin´s Creed", "Dante´s Inferno" oder "The Binding of Isaac", viele neuere Computerspiele setzen sich mit Religion, religiösen Phänomenen oder kirchengeschichtlichen Inhalten auseinander. Das erstaunt auf den ersten Blick, schließlich sollte das Computerspiel als Teil populärer Kultur doch radikal auf die „Oberfläche“, auf die uneingeschränkt wahrnehmbare Seite der Welt fixiert sein. Der Vortrag sucht nach Gründen für die Häufung religiöser Elemente in Computerspielen und  zeigt auf, wie solche Games neben dem Spaß beim Spielen auch (religiöse) Bildungsprozesse anstoßen können.

Michael Winklmann, Uni Augsburg

Bloggen ist wie einen Garten zu pflegen. Es kann erholsam sein und Spaß machen, aber auch in Arbeit ausarten. Jeder sollte noch vor dem Namen seines Blogs wissen, ob er zur Erholung bloggen wird oder ob es ihm darum geht,  irgendwann seine eigenen Früchte zu ernten – sprich: Geld zu verdienen. Beides ist möglich. In einem Selbstversuch, den man Karriere oder auch Entwicklung nennen kann, hat sich Tobias Schwarz in wenigen Jahren von einem "Ich kann-und-will-darüber-schreiben"-Hobbyblogger zu einem bezahlten Autor entwickelt, der in seinen Schwerpunkten die Position eines Influencers einnimmt. Er hat für CHIP Online, McKinsey, die Grünen und Tumblr gearbeitet – mit dabei war immer sein privater Blog, der stets Einfluss auf seine Arbeit hat(te). Er hat wegen seinem Blog gekündigt und neue Jobs bekommen, Geld verloren und Geld verdient, hat sich zu einem politisch aktiven Menschen gewandelt, der öffentlich seine Meinung vertritt und dafür sowohl Lob als auch Kritik zu spüren bekommen. Fazit: Bloggen geht gut.

Tobias Schwarz, isarmatrose.tumblr.com

Unsere Politiker pauschal zu blöd für das Internet zu halten ist bequem, hilft aber auch nicht weiter. Der Vortrag fragt stattdessen auf Basis von qualitativen Interviews mit Netzpolitikerinnen und Netzpolitkern nach ihrem Selbstverständnis und danach, was es überhaupt bedeutet, Netzpolitik in einem parlamentarischen Kontext zu etablieren. Sichtbar wird dabei ein offenes Experimentieren mit Formen der Synchronisation von medialen und politischen Logiken, dessen Erfolgskriterien erst noch formuliert werden müssen.

Florian Süssenguth, LMU München

Von den tausende Jahre alten Höhlenzeichnungen einer Vulva bis zum neuesten Porno-Live-Stream – Technologie und Sexualität waren schon immer eng miteinander verbunden. Niemand kann vorhersagen, was die Zukunft bringen wird, aber der bisherige Lauf der Geschichte legt nahe, dass Sex auch in Zukunft eine essentielle Rolle in der technologischen Entwicklung spielen wird und dass Technologien und deren Anwendung die menschliche Sexualität gestalten. Wir dürfen nämlich nicht vergessen, dass wir eine sexuell motivierte und Werkzeuge verwendende Spezies sind. Die Frage ist also nicht ob, sondern wie diese Interaktion die Menschheit weiter verändern wird.

Johannes Grenzfurthner, Künstler im Kollektiv Monochrom, Autor, Kurator und Regisseur.

Bruno Kramm musste leider aus Krankheitsgründen seine Teilnahme am Netzkongress absagen. Der Programmpunkt entfällt.

Die digitale Revolution hat den Kreativen nicht nur erschwingliche Werkzeuge zur Herstellung von Schöpfungen an die Hand gegeben, sondern mit dem Internet auch die größtmögliche Freiheit geschenkt, um unabhängig von den Kulturindustrien ein globales Publikum zu finden. Mit dem Internet der Dinge und der 3D-Drucker-Revolution wird sich das Verhältnis zwischen Besitz, Ideen, Kapital und Arbeit noch rasanter verändern, denn wer potentiell besitzt, lernt schnell, dass die Pflege gemeinsam genutzter Güter, Infrastrukturen und kultureller Vielfalt den Wachstumsbegriff verwandelt: Morgen sind alle Urheber.

Was bedeutet das für Kulturpolitik von Morgen? Was sind die neuen Aufgaben von Verwertungsgesellschaften? Brauchen wir ein Urheberrecht?

LEIDER AUSGEFALLEN

Das Internet krempelt nicht nur die Literaturbranche und ihre Geschäftsmodelle um, sondern tatsächlich die Literatur selbst. Und zwar so grundlegend wie die Existenz der Fotografie die Malerei veränderte – vor gut 100 Jahren. Durch die Digitalisierung wird eine neue Art von Literatur entstehen. Eine, die den Roman als heute gängigste literarische Form ablöst. Wie tiefgreifend diese Veränderung ist und warum sie stattfinden wird – darum geht es in dieser Session. It´s not what the words mean, it´s what they do.

Marion Schwehr, www.marionschwehr.de
Christian Gries, www.kulturkonsorten.de

Foreigner ohne dieses komische Saxofonsolo, den Beat von “Walk On The Wild Side” verdreifachen, weil er so kickt, die Akustik-Gitarre von Fleetwood Mac loopen? Edits haben den Remix abgelöst als uneheliches Königskind der Neu-Interpretation. Edits schreiben die Musikgeschichte um, geben alten Hits ein sanftes Facelifting und machen sie so wieder hör- und tanzbar für die Jetztzeit.

Wir bauen für EUCH drei analoge Bandmaschinen, einen Laptop und einen Plattenspieler auf und IHR könnt mit den Ton-Ingenieuren Susi Harasim, Fabian Zweck und Münchens bekanntestem Edit-Künstler DOMPTEUR MOONER in einem Workshop selbst analoge und digitale EDITS von alten Hits anfertigen.


36