Das Geheimnis des Alterns Alternsforscher: "Viel hängt von Umweltfaktoren ab"
Die Lebenserwartung in Deutschland liegt im Durchschnitt bei etwa 80 Jahren – Tendenz steigend. Was beim Altern wichtig ist, weiß Prof. Björn Schumacher. Er leitet das Institut für Genomstabilität in Alterung und Erkrankung an der Universität zu Köln und ist außerdem Präsident der Deutschen Gesellschaft für Alternsforschung.
Professor Björn Schumacher, wo liegt im Moment die durchschnittliche Lebenserwartung hier bei uns in Deutschland?
Im Schnitt liegt sie so um die 80 Jahre. Frauen erreichen ein bisschen mehr. Bei Männern ist das noch ein bisschen darunter. Die Tendenz ist steigend. Es sieht so aus, dass sich das so einpendelt bei hundert Jahren, mit einem Maximum von vielleicht 116. Ob dann in der Zukunft durch Durchbrüche in der Medizin noch viel obendrauf gesattelt werden kann, das wissen wir noch nicht. Aber im Moment sieht es so aus, als gäbe es da wohl so eine Obergrenze. Viel weiter schafft es der menschliche Körper nicht.
Sie forschen ja auch an der Frage, wieviel von unserem Alter genetisch vorbestimmt ist und wieviel wir selbst in der Hand haben. Was können Sie da inzwischen sagen?
Aus Studien mit eineiigen Zwillingen, die ja genetisch gleich sind, hat man erkannt, dass die Art, wie alt wir werden und wie wir leben, wenn wir alt sind, nur zu 30 Prozent genetisch festgelegt ist und zu 70 Prozent von Umweltbedingungen abhängen. Das heißt, da haben wir sehr viel in unserer eigenen Hand.
"Altern ist etwas Langfristiges. Das passiert nicht von heute auf morgen, sondern das Altern begleitet uns unser ganzes Leben, von ganz früh an bis zum Lebensende. Und da wissen wir ziemlich genau, dass gesunde Ernährung in Verbindung mit Sport der Mix ist, der uns lange gesund hält."
Professor Björn Schumacher
Und was würden Sie sagen, wie sollte man diese 70 Prozent, was ja ein relativ hoher Anteil ist, am besten nutzen? Was ist ein gesunder Lebensstil, der beim Altern hilft?
Es geht um langfristige Dinge. Wir wissen, dass gesunde Ernährung in Verbindung mit Sport der Mix ist, der uns lange gesund hält. Und je früher Sie damit anfangen, desto besser. Aber man hat auch in Studien gesehen, dass es selbst bei Menschen über 70 Jahren noch hilft, etwas weniger zu essen. Und viermal in der Woche muss es dann schon sein, dass man Sport macht. Es geht nicht um den Marathon, sondern es geht darum, dass man sich in Bewegung hält.
Es lohnt sich also, sich gesund zu ernähren. Viele von uns wollen nur dann alt werden, wenn sie im hohen Alter noch gesund sind. Wie bekommen wir das denn hin? Sind Demenz und andere altersbedingte Krankheiten unausweichlich? Oder können wir die aufschieben oder vielleicht ganz beiseiteschieben?
Professor Björn Schumacher leitet das Institut für Genomstabilität in Alterung und Erkrankung an der Universität zu Köln.
Das ist ja die entscheidende Frage. Dass sich die Lebenserwartung nach oben verschoben hat, ist natürlich was ganz Tolles. Niemand will natürlich gebrechlich sein und an Krankheit leiden. Aber das passiert eben im Alter, weil unser Körper einfach nicht darauf ausgerichtet ist, so alt zu werden, so lange durchzuhalten. Das ist ja noch etwas Neues für uns Menschen. Und da ist es natürlich wichtig, möglichst Krankheitsrisiken zu senken. Das kann man eben dadurch, dass man weniger Kalorien zu sich nimmt und einen aktiven Lebensstil führt. Das hilft schon. Aber das ist natürlich noch allein nicht die Lösung. Wir brauchen natürlich in der Zukunft wirklich präventive Therapien, die unseren Körper gesund halten und nicht einfach nur möglichst lange am Leben.