Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Amok und Wut

Mit dem Abzug an der Pistole | Bild: picture-alliance/dpa

Mittwoch, 09.08.2017
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Psychologie des Amoklaufs
Ultimativ untergehen

Rot vor Wut
Ein Gefühl, das uns zum Platzen bringt

Das Kalenderblatt
9.8.2005
Russisches Dorf setzt dem "e" ein Denkmal
Von Petra Herrmann

Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Pschologie des Amoklaufs - Ultimativ untergehen
Autorin: Prisca Straub / Regie: Martin Trauner
22. Juli 2016 - inMünchen tötet ein 18-jähriger Schüler neun Menschen. Es ist der fünfte Jahrestag der Anschläge eines norwegischen Rechtsextremisten, bei denen 77 Menschen ums Leben kamen. Ein Zufall? Der Täter aus München ist deutscher und iranischer Staatsbürger - er gibt an, in der Schule gemobbt worden zu sein und war gerade durch eine wichtige Prüfung gefallen. Eine unglückliche Verkettung von Umständen? War die Gewalttat von München ein Amoklauf? Nach landläufiger Meinung ist Amok eigentlich eine impulsiv auftretende, scheinbar blindwütige Affekthandlung. Inzwischen gehen Kriminologen allerdings immer mehr vom Gegenteil aus: Die meisten Taten finden nicht spontan statt, sondern sind detailliert geplant - häufig über Jahre hinweg. Und es gibt weitere Merkmale: Die meisten Amok-Täter sind nicht psychisch krank, haben aber enorme Probleme mit ihrem Selbstbild. Es sind konfliktscheue, stille Männer mit wenig Kontakten und ohne tiefergehende Bindungen: Sie empfinden sich selbst als Verlierer - gedemütigt, verletzt, gemobbt. Dieser Logik folgend könnte eine Amok-Tat der Versuch der Wiederherstellung von fehlender Anerkennung, Größe und Macht sein. Aus Sicht der Psychologen hat Amok auch eine zutiefst symbolische Qualität: Das Töten anderer stabilisiert die eigene Identität. Selbst wenn die Tat (meist) mit dem eigenen Untergang endet.

Rot vor Wut - Ein Gefühl, das uns zum Platzen bringt
Autorin und Regie: Dorit Kreissl
"Wenn ein Weiser in Wut gerät, verliert er seine Weisheit", sagt ein jüdisches Sprichwort. Die "Wut" hat keinen guten Ruf: sie gilt als Charakterschwäche, ist gesellschaftlich nicht akzeptiert, raubt sie dem Menschen doch den Verstand: Blind und rasend vor Wut verliert er die Kontrolle und manchmal auch sein Gesicht. Die aggressive Überreaktion richtet sich gegen andere aber auch gegen das eigene Selbst. Die Wut ist der äußerste Pol des Ärgers, sie kann sich bis zum Hass steigern und - etwa in der Form der narzisstischen Wut - zu Gewaltakten führen. "Wut ist gierig auf Rache" schrieb Seneca. Wutanfälle stressen den Körper, sie können krank machen. Auf der anderen Seite dient Wut aber auch der Verteidigung von Grenzen und sie kann Energie freisetzen, die für Veränderung notwendig ist.

Iska Schreglmann
Redaktion: Susanne Poelchau

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