Bayern 2

     

radioWissen Von guten und von bösen Zeichen

Sündenböcke In die Wüste geschickt- Ahasver | Bild: colourbox.com

Mittwoch, 05.11.2014
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

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Stigmata haben unterschiedliche Erscheinungsformen und Hintergründe. Fromme Männer und Frauen bekamen Stigmata in Form von Wundmalen, wie der gekreuzigte Jesus. Stigmata als Brandzeichen erhielten Menschen als Strafe für abweichendes Verhalten, um sie zum Beispiel als Diebe kenntlich zu machen. Und Soziologen griffen im 20. Jahrhundert auf den Begriff der Stigmatisierung zurück, um soziale Prozesse zu erklären: An Hand eines tatsächlichen äußeren Merkmals (z.B. der Hautfarbe) oder zugeschriebener Verhaltensmerkmale ('sie klauen', 'musizieren'…) wird eine Menschengruppe als "anders" gekennzeichnet und meist abgewertet. Dieses soziale Stigma ermöglicht mit der Abwertung der Anderen die Aufwertung des vermeintlich "Eigenen" oder "Normalen". Eine solche Stigmatisierung traf auch den 'Ewigen Juden' Ahasver. Er wurde zu Unsterblichkeit und endloser Wanderschaft verflucht, weil er Christus auf dem Kreuzweg verspottete. Im Laufe seiner Rezeptionsgeschichte wurde er so zur Projektionsfläche für alle antijüdischen und antisemitischen Stereotypen sowie zur Symbolfigur für das Böse schlechthin.

Redaktion: Bernhard Kastner
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