radioWissen am Nachmittag Irmgard Keun und die Großstadt
Dienstag, 04.09.2018
15:05
bis 16:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
Irmgard Keun
Frau mit Humor
Die Großstadt in der Literatur
Lichterflut steht ihr gut
Das Kalenderblatt
4.9.1802
Göttinger Hilfslehrer entschlüsselt Keilschrift
Von Simon Demmelhuber
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar
Irmgard Keun - Frau mit Humor
Autorin: Justina Schreiber / Regie:
Sie gab dem Heer der Stenotypistinnen in der späten Weimarer Republik eine Stimme. Irmgard Keuns Romane "Gilgi - eine von uns" (1931) und "Das kunstseidene Mädchen" (1932) erzählten von den Sehnsüchten moderner Großstadt-Heldinnen. Mit dem Typus der schlagfertigen, etwas naiven Sekretärin traf die junge Autorin, die selbst im Büro gearbeitet hatte, den Nerv der Zeit. In ihrer witzigen Rollenprosa spiegelten sich Einflüsse von Film und Schlager. Weiblicher Anstand sah anders aus! Die Nationalsozialisten erklärten die Bücher zur "Asphaltliteratur mit antideutscher Tendenz". Keun ging ins Exil und schrieb den zeitkritischen Roman "Nach Mitternacht". Obwohl sich nach dem Zweiten Weltkrieg Rundfunkanstalten und Verleger um sie bemühten, gelang es ihr nicht mehr, an die frühen Erfolge anzuknüpfen. Die Schriftstellerin litt an schwerer Alkoholsucht. Aber kurz bevor sie 1982 starb, konnte Irmgard Keun erleben, wie die feministische Literaturkritik ihre Werke wiederentdeckte.
Die Großstadt in der Literatur - Lichterflut steht ihr gut
Autorin und Regie: Dorit Kreissl
"Paradies und Hölle können eine Stadt sein: für die Mittellosen ist das Paradies die Hölle". Das schrieb Bert Brecht über Hollywood, wo er 1941 Zuflucht vor den Nazis fand, das Paradies aber war anderswo. Die Großstadt: Fluchtpunkt und Sehnsuchtsort für die, die sich ein besseres Leben erhoffen, zum Beispiel in New York. John Dos Passos hat ihr Scheitern in "Manhattan Transfer" beschrieben. Die Anfänge der Großstadt-Literatur beginnen mit der Industrialisierung. Wie eine Großstadt das Leben der Menschen prägt, sie ins Verderben zieht, ihre Vielfalt, ihre Anonymität, hat viele Literaten des 19. und 20. Jahrhunderts fasziniert. Émile Zola beschreibt die Auswüchse des Kapitalismus, Honoré de Balzac die Gier der Pariser nach Gold und Vergnügen, Charles Dickens die Armut und das Elend Londons. Alfred Döblin lässt in "Berlin Alexanderplatz" die Kakophonie der Stadt im Kopf von Franz Biberkopf erklingen. Die Großstadt - ein Sündenbabel, das sich seine Opfer holt.
Moderation: Kristina Thiele
Redaktion: Petra Herrmann
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