Bayern 2

     

radioWissen Handwerkergeschichte(n)

Darstellung: Zünfte | Bild: picture-alliance/dpa

Montag, 29.04.2019
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

Die Zünfte
Von der Ächtung zur Achtung der Arbeit

Banausen
Die Helden der athenischen Demokratie

Das Kalenderblatt
29.4.1913
Gideon Sundback erhält Reißverschlusspatent
Von Regina Fanderl
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Die Zünfte - Von der Ächtung zur Achtung der Arbeit
Autorin: Gabriele Hoffmann / Regie: Frank Halbach
Die Römer nannten sie "negotium": Arbeit war die Verneinung von "otium" - Muße. Bei die Germanen stand "arabi" für Mühsal und Plage! Bis ins Mittelalter bedeutet Arbeit Hörigkeit bzw. unfreie Dienstbarkeit bei einem Grundherrn - ein hartes Los! Doch ab dem 11. Jahrhundert geht’s mit der Arbeit bergauf. In den jungen Städten schließen sich die Handwerker zu Bruderschaften zusammen: Die Zünfte erfinden die Ausbildung, Lehre genannt. Sie entwickeln ein zukunftsträchtiges Weiterbildungsmodell: die mit der Wanderschaft gekoppelte Gesellenzeit. Das Ganze krönen sie mit dem Meistertitel. Zusätzlich übernehmen sie die Rohstoffversorgung, erfinden die Qualitätskontrolle, legen Preise fest und begrenzen die Konkurrenz. Ausbildung, Sicherung des Verdiensts und Aussicht auf Gewinn machen die Arbeit plötzlich zu einem Wert - einfach zünftig! Zünftig ist auch das gemeinschaftliche Leben der Zechen oder Bruderschaften: Gemeinsame Essen, gemeinsame Andachten, gemeinsames Auftreten bei kirchlichen Festen, gemeinsame Jenseitsvorsorge - in der Zunft ist man geborgen bis übers Grab hinaus. 800 Jahre lang funktioniert dieses Erfolgsmodell, das bis heute Spuren in Sprache, Gesellschaft und Wirtschaft hinterlassen hat.

Banausen - Die Helden der athenischen Demokratie
Autor: Thomas Morawetz / Regie: Martin Trauner
"Du Banause!" - Heute gibt es viel schlimmere Schimpfwörter, aber immerhin: "Banause" dürfte das älteste heute noch gebräuchliche Schimpfwort des Abendlands sein. Banausen haben inzwischen rund 2.500 Jahre auf dem Buckel. Sie sind Kinder der Athenischen Demokratie, und sie haben einen eindeutigen Berufshintergrund: Sie sind Handwerker. Besonders gründlich haben sich die berühmten Philosophen ereifert: So soll Sokrates gesagt haben: Die sogenannten banausischen Tätigkeiten sind ganz zu Recht verrufen, sie zwingen die Arbeiter ohne Luft und Licht den ganzen Tag am Feuer herumzuhocken. Sind dann die Körper erst einmal verweichlicht, werden auch ihre Seelen viel schwächer. Auch Platon konnte den Banausen nicht leiden, und Aristoteles wollte ihn "keinesfalls zum Bürger machen".
Doch wie konnten bislang völlig unauffällige Handwerker, die damals als Töpfer, Erzgießer oder Schuster in Athen ihre Werkstätten betrieben, für so viel Ärger sorgen? Und wie konnte der Banause bis heute überleben? - Eine Spurensuche.

Moderation: Michael Zametzer
Redaktion: Thomas Morawetz

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