radioWissen am Nachmittag Gerstäcker und Kempner
Dienstag, 30.12.2014
15:05
bis 16:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
Friedrich Gerstäcker
Bestseller-Autor des 19. Jahrhunderts
Autor: Klaus Uhrig / Regie: Susi Weichselbaumer
Friederike Kempner
Der schlesische Schwan
Von Thomas Morawetz / Regie: Martin Trauner
Das Kalenderblatt
30.12.1923
Neue Skisprungschanze für Sachsen
Von Herbert Becker
Als Podcasts verfügbar
Cowboys und Indianer - wer hat’s erfunden? Nein, nicht Karl May, sondern Friedrich Gerstäcker, Jahrgang 1816. Er war der erste, der in Deutschland von den abenteuerlichen Weiten des Wilden Westens schrieb. Und im Gegensatz zu seinem berühmten Nachfolger ist er tatsächlich dort gewesen. Mit 21 Jahren wanderte Gerstäcker nach Amerika aus. Wurde Farmer, Koch, Silberschmied, Schokoladenhersteller. Und lebte schließlich das Leben eines unsteten Jägers im Westen des Kontinents. Zurück in Deutschland hatte er viel zu erzählen. Und das tat er auch. Mit seinen Erzählungen aus Arkansas und Mississippi begründete er den deutschen Abenteuerroman - und wurde ein populärer Bestseller-Autor. Doch Gerstäcker war keiner, der sich auf dem Erfolg ausruhte. Mit dem verdienten Geld ging er auf Weltreise, fuhr nach Südamerika, nach Tahiti, nach Australien. Und brachte von überall Stoff mit für neue, abenteuerliche Bücher.
"Besessen ist die Welt / Von Eigennutz und Geld, / Und alles zum - / Verzweifeln dumm!" Das Publikum schlug sich auf die Schenkel vor Vergnügen und hielt sich die Bäuche vor Lachen, wenn Friederike Kempner mit einem neuen Gedichtband aufwartete. 1828 wird sie in der damaligen preußischen Provinz Posen geboren. Die Familie hält einiges auf sich, umso mehr ist die Verwandtschaft geschockt, als Friederike Kempner anfängt, zu dichten, in aller Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit. Ganze Auflagen von Friederikes Gedichten kauft die Familie, um die Peinlichkeit von ihr abzuwehren. Daneben setzt sich Friederike Kempner auch gegen die Todesstrafe ein, gegen Einzelhaft - und für Leichenhäuser als Mittel gegen die Angst, versehentlich lebendig begraben zu werden. Doch ihr großes Vermächtnis, ist ihre großartige unfreiwillige Komik. Schon zu ihren Lebzeiten hat sie das begeisterte Publikum animiert, sie zu parodieren und in ihrem Sinne weiter zu dichten. Lange hielt man einige der schrägsten Stilblüten und Metaphern für ihre eigenen. Friederike selbst nannte sich den "Schlesischen Schwan" und sah sich in einer Linie mit Goethe und Schiller. Tatsächlich setzt Friederike die Große zwar nicht die Weimarer Klassik fort, wohl aber ist sie selbst zur Stammmutter der schrägen Lyrik geworden, die große Geister bis Heinz Erhard und Robert Gernhardt nach sich zog.
Redaktion: Petra Herrmann
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