Bayern 2

     

radioWissen Bettina von Arnim und die Romantik

Bettina Arnim | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 26.11.2019
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Romantik
Zwischen Schwärmerei und Freiheitskampf

Bettina von Arnim
Hüterin der Romantik

Das Kalenderblatt
26.11.2012
Google Earth löscht Sandy Islands
Von Thomas Grasberger
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Romantik - Zwischen Schwärmerei und Freiheitsstreben
Autorin: Hanna Dragon / Regie: Irene Schuck
"Die Welt muss romantisiert werden", fordern die jungen, rebellischen Intellektuellen, die sich am Ende des 18. Jahrhunderts in Jena um die Gebrüder Schlegel gruppiert haben. Sie feiern sich selbst, tragen einander ihre unveröffentlichten Texte vor, verfechten erotische Freizügigkeit und plädieren für eine "progressive Universalpoesie". Die Epoche der Romantik blüht vor dem Hintergrund der Französischen Revolution auf: Der Ruf nach "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" sorgt für Aufbruchstimmung und lässt auf bürgerliche Freiheit und politische Mitbestimmung hoffen. Doch stattdessen breiten sich unter der Gewaltherrschaft Napoleons blutiger Terror, Armut und Verzweiflung aus. Aus Sicht der Romantiker hat der Vernunftsglaube der Aufklärung Europa in den Abgrund gestürzt. Also brechen sie damit und erheben das Gefühl zum Leitmotiv ihres Schaffens. Sie preisen die Natur als Spiegel der Seele, feiern die Dunkelheit der Nacht und verlieren sich in mystischen Landschaften. Eine Sendung über die Vertreter einer traumverliebten Epoche.

Bettina von Arnim - Hüterin der Romantik
Autor: Armin Strohmeyr / Regie: Petra Herrmann
An Bettina von Arnims Persönlichkeit schieden und scheiden sich die Geister: Den einen gilt sie als überspannt, den anderen als früh emanzipierte, unkonventionelle Frau. Unumstritten sind ihre persönliche Rolle und ihre geistige Bedeutung in der romantischen Bewegung. Sie selbst bediente lustvoll das Klischee einer Kindfrau: Gern saß sie Goethe auf dem Schoß und dichtete ihm und ihr später eine erotische Liaison an. Sie war Teil der romantischen Clique um Clemens Brentano, Achim von Arnim und Karoline von Günderrode und galt als ungezogener Kobold. Doch hinter dieser Fassade verbarg sich ein feinfühliges und wissensdurstiges Wesen. Bettina schrieb nicht nur, sie malte auch, verfertigte Scherenschnitte und komponierte Kunstlieder. Sie war damit nur eine von etlichen Frauen, die eine produktive Rolle in der Romantik spielten. Die Romantik als frühemanzipatorische Bewegung.
Und: Sie hörte zu und sammelte: Gespräche, Briefe, Aufzeichnungen. Als die Romantik in den Befreiungskriegen gegen Napoleon ihren universalen Geist verlor und sich dem fremdenfeindlichen und militaristischen Nationalismus verschwor, und als nach 1815 sich das Zeitalter der biedermeierlichen Restauration in den Köpfen lähmend breit machte, drohten die romantischen Ideen und Ideale unterzugehen. Bettina von Arnim sah das mit Trauer und Widerwillen. Nach dem Tod ihrer drei wichtigsten Korrespondenzpartner Goethe, Clemens Brentano und Karoline von Günderrode veröffentlichte Bettina von Arnim in den Jahren 1835 bis 1844 diese Briefwechsel. Es waren keine philologisch-kritischen Editionen, sondern Anverwandlungen aus dem romantischen Geist. Das Ziel war klar: Die Herausgeberin wollte der nachfolgenden jungen Generation vermitteln, dass die totgesagte Romantik eine Bewegung der Jugend, des Freiheitsdrangs, der Entgrenzung gewesen war, und dass das Romantische in jeder jungen Generation fortlebt. Die Wirkung der drei Briefromane war fulminant. Bettina von Arnim wurde zu einem Idol der Jugend nach 1840. Die revolutionären Bewegungen von 1848 wären ohne Bettinas geistige Vorarbeit nicht denkbar.

Moderation: Christian Schuler
Redaktion: Andrea Bräu

Unter dieser Adresse finden Sie die Manuskripte von radioWissen:
http://br.de/s/5AgZ83

Die ganze Welt des Wissens

Radiowissen bietet Ihnen die ganze Welt des Wissens: spannend erzählt, gut aufbereitet. Nützlich für die Schule und bereichernd für alle Bildungsinteressierten.