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radioWissen am Nachmittag Bettina von Arnim und die Romantik

Bettina Arnim | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 17.12.2019
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Romantik
Zwischen Schwärmerei und Freiheitsstreben

Bettina von Arnim
Hüterin der Romantik

Das Kalenderblatt
17.12.1903
Die Brüder Wright heben zum ersten gesteuerten Motorflug ab
Von Klaus Uhrig
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Romantik - zwischen Schwärmerei und Freiheitsstreben
Autorin: Hanna Dragon / Regie: Irene Schuck
"Die Welt muss romantisiert werden", fordern die jungen Intellektuellen, die sich am Ende des 18. Jahrhunderts in der Kleinstadt Jena um die Gebrüder Schlegel versammeln. Sie begehren gegen gesellschaftliche Normen auf und verfassen Texte, in denen sie das Irrationale anpreisen. Die Romantiker lassen ihrer Phantasie freien Lauf vor dem Hintergrund politischer Umbrüche: Die anfangs noch als Befreiungsakt bejubelte Französische Revolution schlägt um in Gewaltexzesse. Seit der Machtübernahme Napoleons herrscht in Europa Krieg. Aus der Sicht der Romantiker hat die aufklärerische Vernunft - das grundlegende Prinzip der Revolution - den Kontinent in den Abgrund geführt. Also stellen sie dem Rationalen die überhöhten Empfindung entgegen. Sie schwärmen für die Natur, feiern die Dunkelheit der Nacht, und tauchen ein in mystischen Welten. Eine Sendung über eine traumverliebte Epoche.

Bettina von Arnim - Hüterin der Romantik
Autor: Armin Strohmeyr / Regie: Petra Herrmann
An Bettina von Arnims Persönlichkeit schieden und scheiden sich die Geister: Den einen gilt sie als überspannt, den anderen als früh emanzipierte, unkonventionelle Frau. Unumstritten ist ihre persönliche Rolle und ihre geistige Bedeutung in der romantischen Bewegung. Sie selbst bediente lustvoll das Klischee einer Kindfrau: Gern saß sie Goethe auf dem Schoß und dichtete ihm und ihr später eine erotische Liaison an. Sie war Teil der romantischen Clique um Clemens Brentano, Achim von Arnim und Karoline von Günderrode und galt als ungezogener Kobold. Doch hinter dieser Fassade verbarg sich ein feinfühliges und wissensdurstiges Wesen. Bettina schrieb nicht nur, sie malte auch, fertigte Scherenschnitte und komponierte Kunstlieder. Sie war damit nur eine von etlichen Frauen, die eine produktive Rolle in der Romantik spielten. Die Romantik als frühemanzipatorische Bewegung.
Und: Sie hörte zu und sammelte: Gespräche, Briefe, Aufzeichnungen. Als die Romantik in den Befreiungskriegen gegen Napoleon ihren universalen Geist verlor und sich dem fremdenfeindlichen und militaristischen Nationalismus verschwor, und als nach 1815 sich das Zeitalter der biedermeierlichen Restauration in den Köpfen lähmend breit machte, drohten die romantischen Ideen und Ideale unterzugehen. Bettina von Arnim sah das mit Trauer und Widerwillen. Nach dem Tod ihrer drei wichtigsten Korrespondenzpartner Goethe, Clemens Brentano und Karoline von Günderrode veröffentlichte Bettina von Arnim in den Jahren 1835 bis 1844 diese Briefwechsel. Es waren keine philologisch-kritischen Editionen, sondern Anverwandlungen aus dem romantischen Geist. Das Ziel war klar: Die Herausgeberin wollte der nachfolgenden jungen Generation vermitteln, dass die totgesagte Romantik eine Bewegung der Jugend, des Freiheitsdrangs, der Entgrenzung gewesen war, und dass das Romantische in jeder jungen Generation fortlebt. Die Wirkung der drei Briefromane war fulminant. Bettina von Arnim wurde zu einem Idol der Jugend nach 1840. Die revolutionären Bewegungen von 1848 wären ohne Bettinas geistige Vorarbeit nicht denkbar.

Moderation: Christian Schuler
Redaktion: Andrea Bräu

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