Bayern 2

     

radioWissen Realismus und Marie von Ebner-Eschenbach

Marie von Ebner-Eschenbach | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 28.04.2020
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Realismus
Epoche der Wirklichkeit

Marie von Ebner-Eschenbach
Österreichs adlige Realistin

Das Kalenderblatt
28.4.1865
Die Uraufführung der Großen Oper L’Africaine
Von Frank Halbach
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Realismus - Epoche der Wirklichkeit
Autorin: Christine Hamel / Regie: Irene Schuck
Das 19. Jahrhundert ist eine Wunderkammer der Geschichten. Erzählt wird von Menschen, von ihrem Charakter und ihren Eigenheiten, die sich durch gesellschaftliche Normen und Zwänge herausgebildet haben. Wie sieht die Wirklichkeit eines Menschen aus? Und wo ist ihr Ort? In den Vorstellungen, die er von sich hat? Oder in den Konventionen, die die Gesellschaft von ihm hat? Das sind Fragen, die den literarischen Realismus beschäftigen. „Der Realismus will nicht die bloße Sinnenwelt“, definiert Theodor Fontane, „er will das Wahre.“ Das Verlangen nach Wirklichkeit in der Literatur ist auch Mitte des 19. Jahrhunderts nicht neu, aber der Realismus kommt in einer großen Diesseitigkeit an. Wissenschaft, Technik, Medizin und Wirtschaft hatten alle Lebensbereiche umgekrempelt, wodurch die Rolle und Aufgabe des Einzelnen neu definiert werden muss. Fragen, die in einer symbolisch schwer aufgeladenen und polyperspektivisch gestalteten Literatur verhandelt werden. Sie soll es dem Leser erlauben, vom Hochsitz des distanzierten Betrachters selbst ein Urteil zu fällen. Es geht immer um eine Realität, die sich während des Lesens vollzieht.

Marie von Ebner-Eschenbach - Österreichs adlige Realistin
Autorin: Renate Währisch / Regie: Petra Herrmann
Über 100 Jahre ist sie nun tot, aber ihre Werke haben die Zeit überdauert: Ihre berühmteste Novelle, der "Krambambuli", wurde sogar zwei Mal verfilmt. Die geborene Baronin Dumbsky heiratete mit 18 ihren Cousin und lernte in Wien das Uhrmacherhandwerk. Ihren literarischen Durchbruch erzielte sie mit der teils autobiografischen Erzählung "Lotti, die Uhrmacherin". Der folgende Roman "Das Gemeindekind" brachte endlich den ersehnten Erfolg auf breiter Front: Da war sie 56 Jahre alt. Mitfühlende Milieuschilderungen aus der weiblichen Perspektive trafen den Zeitgeschmack. Warmherzig und subtil schildert sie auch die gesellschaftlichen Skurrilitäten ihrer Zeit, ohne sich allzu offen für Frauenrechte einzusetzen. Damit nahm sie vor allem auf ihre Familie Rücksicht. Zu ihrem 70. Geburtstag verlieh ihr die Universität Wien einen Ehrendoktortitel - als erster Frau.

Moderation: Christian Schuler
Redaktion: Andrea Bräu

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