Bayerisches Feuilleton Lena Christ zum 100. Todestag
Samstag, 27.06.2020
08:05
bis 09:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
"A Haus und a Kuah und a Millisupperl in der Fruah"
Lena Christ und die "kleinen Leute" in der "guten alten Zeit"
Von Thomas Grasberger
Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2
Als Podcast verfügbar
Als am 12.12.1912 der Prinzregent Luitpold in München stirbt, geht eine Ära zu Ende, die im Nachhinein gern als Bayerns goldenes Zeitalter verklärt wird. Doch vor dem Ersten Weltkrieg gestaltete sich die so genannte gute alte Zeit keineswegs für alle rosig. In den autobiografisch gefärbten, gesellschaftskritischen Romanen der Schriftstellerin Lena Christ wird das ärmliche Leben der Arbeiter, Dienstboten, kleinen Bauern und Tagelöhner jener Jahre sehr anschaulich beschrieben.
In Christs Erzählung "Die Rumplhanni" etwa formuliert Johanna Rumpl - lediges Kind eines "Pfannaflickers" - ihr Lebensglück so: "A Haus und a Kuah und a Millisupperl in der Fruah". Es ist der bescheidene Traum vom sozialen Aufstieg, der Traum einer "Dahergelaufenen", die ihr Dienstbotendasein satt hat. In der Stadt, wo sie ihr Glück sucht, lernt sie zunächst das Gefängnis und das Elend der Wohnquartiere in der Münchner Au kennen. Zuviele "Garneamds" sind seinerzeit in Bayern unterwegs, kommen nach München und landen nicht selten bei der Fürsorge, wenn sie nicht gar "excessive Elemente" oder Prostituierte werden. Kinderarbeit, Armut, Kriminalität - die Prinzregentenzeit hat viele dunkle Seiten.
Mit Lena Christs Werken und ihrer Biografie in der einen und Archivmaterialien in der anderen Hand beleuchtet Thomas Grasberger die soziale Lage der einfachen Leute zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
BR 2012
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